Freitag, 3. Oktober 2008

Alin hat Geburtstag!!

Dienstag, ein Tag voller Überraschungen!

Heute hat Alin Geburtstag!!! Gleich am Morgen gab’s ein Ständchen von der Zwickauer Gemeinschaft im Wohnheim: 祝你生日快乐,祝你生日快乐,祝你生日快乐,祝你生日快乐。Was soviel heißt wie: Zum Geburtstag viel Glück! Danach wollte ich mit Alin den Vormittag mit ein wenig Shopping verbringen. Kaum 5 Minuten im Bus, klingelt mein Handy. Monika, die chinesische Sprachpartnerin, lädt Alin und mich ein, ihre Familie kennen zu lernen und zwar um 9.40 Uhr. Nur gut, dass es schon 9.00 Uhr war. Schnell suchten wir in der Shoppingmall noch ein geeignetes Geschenk aus und Alin bekam nach 4 wöchiger Brotentziehung endlich einmal ein Körnerbrötchen spendiert. Ihr glaub gar nicht wie gut es tut, nach so langer Zeit in ungesüßten Sauerteig zu beißen!!! In aller Eile begaben wir uns nun zurück und machten uns auf den Weg zu Monika.

Dort angekommen, eilten uns schon ihre Eltern entgegen. Auf dem ersten Blick, wusste ich, dass die beiden genauso liebe Menschen sind, wie Monika. Sehr aufmerksam, lustig und intelligent, beide um die 50 Jahre. Monika kommt aus der Provinz Anhui. Das ist eine der ärmeren Provinzen Chinas, nordwestlich von Shanghai. Von dort kommen angeblich die ganzen Kindermädchen in Shanghai. Nun dachten wir, gut bereiten wir zusammen das Mittagessen vor. Falsch gedacht. Die ganze Gruppe begab sich nun auf den Weg nach Pudong, um zu Monikas Tante zu fahren. Mit Bus und U-Bahn und ein wenig laufen, standen wir dann vor einem neuen Hochhauskomplex in einem der nobelsten Wohnviertel Shanghais.

Das die Leute dort Geld haben spürt man schon, wenn man an den gestriegelten Pförtnern vorbeischleicht, die einen gleich anhalten und ausfragen, wohin man wolle. Gleich am Eingang trafen Monikas anderen Onkel und seine junge Freundin, die gerade auf dem Weg sind, die Reservierung im Restaurant vor zu nehmen. Nachdem wir das richtige Gebäude gefunden hatten, fuhren wir mit einem Fahrstuhl in den 6. Stock um schon freudig von der gesamten Familie empfangen zu werden. Mit ganzer Familie meine ich Oma und Omas Bruder, drei Onkels und Tanten sowie ein Baby und ein Cousin. Sehr interessant war auch die Wohnung der Tante, an dieser Stelle sollte ich vielleicht auch das Wort „reich“ fallen lassen. Alles hypermodern eingerichtet und bis in kleinste Detail durchgeplant, sehr hell und freundlich, aber auch einwenig steril, so sauber wie es ist. Ok, vielleicht habe ich bereits andere Sauberkeitsvorstellung übernommen, seit ich unser Wohnheim kenne. Nachdem wir das Baby bespaßt hatten und uns vorstellten, brachen wir auch schon wieder auf zum Restaurant.

Der Onkel, wie sollte es auch anders sein, fuhr natürlich eine riesige schwarze Limousine der in China beliebten Marke Audi. Zum Glück bat Audi große Autos, denn wir quetschten uns zu 4 hinten auf die Rückbank und stürzten in den Verkehr der Großstadt. Unser Ziel, das Restaurant stellte sich auch bald als Luxusdelikatessenrestaurant heraus. Den ersten Schock bekamen wir schon beim hineingehen. Wir ließen uns, in der extra für uns reservierte VIP – Lounge, nieder, einem abgetrennten Raum vom Rest des Restaurants mit riesigem runden Tisch. Im Nachhinein, war es wahrscheinlich gut, dass wir so abgeschottet vom Rest der Welt dasaßen (unsere Stäbchenkünste lassen nämlich noch zu wünschen übrig). Wenn man die schweren Samtvorhänge vor dem extra abgedunkelten Fenster hochhob, sah man direkt den Huangpu-Fluss. Alles war sehr klassisch chinesisch gehalten mit schweren Möbeln und Dunklen Farben. Auf dem Tisch erspähten wir goldene Löffelchen und verschiedenste Schüsselchen, Stäbchen und alles perfekt protzig, wie es das chinesische Statusverständnis vorschreibt.

Für uns Kulturstudenten war vor allem interessant zu sehen, wie die Platzverteilung einherging. Denn in China spielen Rang, Alter und Position der Personen bei der Platzwahl eine wesentlich höhere Bedeutung als in Deutschland. Das Familienoberhaupt, also die Oma, und der Gastgeber, die Tante, saßen am runden Tisch gegenüber des Einganges, damit sie immer beobachten konnten, wer wann wo wie hinausgeht. Die Kinder setzten sich dem Alter entsprechend zur Rechten und Linken der beiden. Wir Gäste saßen auch links. Den unbeliebtesten Platz, der der am wenigsten bedeutenden Persönlichkeit, erhielt die Freundin des jüngsten Onkels. Sie saß mit dem Rücken zum Eingang. Bis alles zur Zufriedenheit arrangiert war, setzten sich alle bestimmt 3 mal um.

Dann ging es aber ans schlemmen, und wie wir schlemmten!!! Es gab Rindfleisch, Garnelen, verschiedene Sojagerichte, verschiedenes Gemüse, von dem selbst die Gastgeber nicht wussten was es war, Fischsuppe, Nudelsuppe, Scharfes, Süßes, Saures und als i-Tüpfelchen, probierte ich das erste mal in meinem Leben Froschschenkel. Jetzt kann ich sagen, sie schmecken sehr lecker, wie ein Mischung aus fisch und Fleisch und sehr zart.

Da ich mit einem kleinen Wink mit dem ZaunsPfahl Monika daraufhingewiesen habe, dass Alin Geburtstag hatte, bekam Alin zum Nachtische eine riesige Schokoladentorte als Geschenk von Monikas Eltern. Diese war so groß, dass die gesamte Familie daran mithalf, sie zu verputzen, aber trotzdem viel übrig blieb. Die Tort hatte sogar Alins deutschen und chinesischen Namen eingraviert. Nach dem auspusten der Kerzen sangen alle noch mal gemeinsam für Alin Happy Birthday to you. So ging das Fest mit einer Überraschung für das Geburtstagskind zu Ende.

Am Abend ging es auch gleich weiter mit dem feiern. Mit Karolin und Romana ging es dann zum Bund. Dort bewunderten wir die Skyline von Pudong in einem kleinen Restaurant, dass mehrere Stöcke und eine Terrasse besaß. Der einzige Haken an dem Restaurant- es hatte westliche Preise, so zahlten wir für 2 Getränke und einen kleinen Snack im Durchschnitt 14 Euro pro Person. Für euch mag dass jetzt vielleicht billig erscheinen, aber für Essen ist das in China schon fast unverschämt teuer. Aber egal, den schönen Tag ließen wir mit einem schönen Weiberabend ausklingen und schmiedeten schon Pläne für die nächste Woche.