Freitag, 14. November 2008

Klassenfahrt!!!

Brühwarm kann ich euch heute von unserer Klassenfahrt berichten. Am Donnerstagmorgen kamen Romana und ich noch richtig in Schwulitäten, da wir bis zur letzten Minute im Bett geblieben waren, wir aber pünktlich um 8.00 Uhr an den Bussen sein sollten. Also wurde es früh dann richtig hektisch und wir liefen im Eilschritt zum Abfahrtort. Dort stellten wir fest, dass alles gehetzte für umsonst war, denn wir waren einige der wenigen ersten, die überhaupt eingetrudelt waren. 8.30 füllte sich so langsam der Bus. Unsere Professorin wurde langsam unruhig, denn immer noch fehlten viele aus unserem Kurs. Da wurde auch schon das Telefon gezückt und die letzten Langschläfer aus den betten geholt! Um 9.00 Uhr ging es dann „pünktlich“ los mit insgesamt 6 Bussen auf nach Hangzhou.

Das ist der Ort, von dem ich euch schon berichtet habe. Da wir mit viel Verspätung dort ankamen stürmten wir gleich in das extra für uns reservierte Restaurant, was wohlgemerkt sehr teuer aussah und direkt am Xihu See gelegen ist. Tollerweise haben alle durchmischt Kärtchen bekommen, um den kulturellen Austausch mit den anderen Studenten zu fördern. So saßen Alin und ich mit mehreren Mongolen und Koreanern und einem Japaner aus unsere Kurs zusammen am Tisch. Das ganze leckere Essen wurde bereits aufgetischt, darunter befanden sich knusprige Eierrollen, Fisch, Fischsuppe, Schweinefleisch süß-sauer (was mir am besten geschmeckt hat, obwohl es wieder mal die fiesen Knochen enthielt), süßes Kraut, Chinakohl, Paprika und natürlich Reis. So dampfte alles und duftete vor sich hin und keiner wollte den Anfang machen. Es ist unglaublich für Studenten, deren Magen in den Kniekehlen hängt, dass sich wirklich nicht einer der männlichen Studenten gewagt hat anzufangen. Also habe ich das dann mal in die Hand genommen! Nein, ich habe mich nicht selbst bedient, sondern erst mal Alin gefragt, ob sie mir nicht etwas Reis in die Schüssel geben kann, danach hab ich ihr dafür auch ein wenig Gemüse zukommen lassen. So war das erste Eis gebrochen und wir konnten endlich beginnen zu schlemmen....zumindest Alin und ich. Die Mongolen waren nämlich nach 3 Bissen schon wieder fertig und griffen lieber zur Zigarette und gingen nach draußen um eine zu rauchen. Der Japaner, der immer leicht verwirrt in unserem Kurs erscheint, schien gar nicht glücklich über die erlesenen Speisen. Mit unsicherem Blick und Hand vor dem Mund sah er aus, als würde er sich gleich übergeben müssen. Er hielt sich dann vornehmlich an den Reis, da kann man ja nicht viel falsch machen. Die mongolischen und koreanischen Mädchen hingegen griffen etwas beherzter zu. Eine richtige Konversation kam aber erst zum Schluss zustande, als fast alle aufgestanden waren und nur noch eine Mongolin mit am Tisch saß. Alin und wohl noch mehr ich, hatten unseren Ruf als Fresssäcke wieder mal alle Ehre gemacht, denn wir hatten zusammen wahrscheinlich mehr verspeist als der gesamte restliche Tisch.

So gut gestärkt brachen wir dann auf um uns für 2 Stunden den Westsee anzuschauen. Wer noch den früheren Bericht vor Augen hat, weiß, dass wir mindestens 8 Stunden gebraucht haben um einmal den See zu umwandern. Alin und ich ließen es dementsprechend etwas langsamer angehen und genossen das nach Tagen mal wieder schöne Wetter. Durch strahlend blauen Himmel angelockt kamen natürlich auch viele Brautpaare aus ihren Löchern gekrochen. In China ist es nämlich üblich die Hochzeitsbilder vor der Hochzeit schießen zu lassen. Diese werden dann höchstaufwändig arrangiert. Wir konnten das bei bis zu 5 Brautpaaren auf einmal beobachten. Ein wichtiges Element ist die passende Kulisse und was ist da nicht besser für geeignet als der berühmte Westsee. Ein weiteres Element ist natürlich die bis ins kleinste Detail zurechtgemachte Braut, die an diesem Tag aussieht wie eine Prinzessin und natürlich der adrette Bräutigam. Umringt vom Kamerateam und vielen Assistenten für Make Up, Kleid und Schleier, Licht und Kamera werden dann die Fotos geschossen. Ein wirklich lustiges Schauspiel für uns Ausländer und ein Prestigeobjekt für die Chinesen. Denn die Fotos werden dann als Stolz der ganzen Verwandtschaft präsentiert und wie ich finde ist es auch ein weiteres Druckmittel für das Brautpaar, die Hochzeit nicht platzen zu lassen.

Nach der kurzen Besichtigungstour fuhren wir weiter zu unserem nächsten Ausflugsziel, nämlich Qiandao 千岛. Frei übersetzt heißt es 1000 Inseln und ist die Bezeichnung für einen riesigen See aus dem hunderte kleine Inselchen emporsprießen. Im gleichnamigen Ort lag auch unser Übernachtungsdomizil. Für 50 Yuan pro Nase hätten wir natürlich mit allem gerechnet nur nicht mit dem teuersten Hotel der Stadt. Dort wurden wir aber prompt einquartiert. Für mich hieß das natürlich wieder mal eine lang ersehnte Badewanne!!!

Aber zuerst verabredeten wir uns mit ein paar Kommilitonen zum Essen gehen. Gleich auf der gegenüberliegenden Straßenseite gab es viele kleine Essenstände, die uns mit einer Art dünnem Fladenbrot versorgten, dass entweder süß, salzig oder scharf war. Alle schmeckten sehr lecker. Nach dieser Stärkung gingen wir die Stadt erkunden. Zu unserer Überraschung gab es mitten auf dem Marktplatz eine riesige Fächertanzgruppe. Auf einer kleinen Erhöhung tanze eine Frau vor, was ungefähr 300 andere Chinesinnen nachahmten. Das beeindruckte mich sehr! Sowohl alt als auch jung, vereint bei einer traditionellen chinesischen Kunst und das alles so synchron....Wahnsinn. Nachdem wir uns von dem faszinierenden Anblick lösen konnten, zog es uns in ein Restaurant, dass eine Art Reistopf anbot. Zu meinem Erstaunen, war es auch das erste Restaurant, dass Hund auf seiner Speisekarte stehen hatte. Als die Wirtin unser Entsetzen bemerkte, winkte sie gleich ab, dass es das ja gar nicht geben würde...

Wir haben uns dann doch für scharfes Hühnchen und Chinakohl entschieden, was auch wirklich lecker war, bis auf die spitzen Knochen, die einem wieder mal den letzen Nerv raubten. Nun endgültig gesättigt machten wir uns auf den Weg in Richtung riesiger Wasserfontäne. Dort fanden wir auch den Zugang zum See. Zu klassischer chinesischer Musik, die aus den Lautsprechern schallte, wurde uns ein einmaliges Wasserspiel geboten. In allen möglichen Farben und Formen Tanzten die Wasserfontänen zur Musik, sodass wir uns gar nicht wieder losreißen konnten. Dominique beeindruckte das sogar so sehr, dass ihr ein kleines Missgeschick passierte. Die Objektivhülle ihrer Kamera fiel ihr zwischen die Stufen der Promenade. Da dieses Ding sehr teuer war, setzen wir nun alles daran, es aus dem Spalt herauszubekommen. Was könnte dazu besser geeignet sein als ein paar Essstäbchen... Alin die freundliche Spenderin der Stäbchen, und wir anderen versuchten verzweifelt mit ein wenig Licht des Handys die Abdeckung mit aus dem Schlitz zu pulen.

Könnt ihr euch vorstellen, wie das auf die Chinesen gewirkt haben muss? Ein Gruppe westlicher Mädchen, die im kreis kniend, robbend oder stehend mit zwei Essstäbchen in einem Schlitz mitten auf der Promenade herumstocherten. Wir waren natürlich die Attraktion des Abends und so eilten uns nach einer Weile auch ein paar hilfsbereite Damen mit 2 Riesenessstäbchen zur Hilfe. Nach ungefähr einer halben Stunde, war Domis Leiden beendet, denn die Chinesin bewies mehr Geschick im Umgang mit Stäbchen als wir und holte die Hülle aus dem Ritz hervor. Überglücklich dankten Wir den Chinesen und begaben uns auf den Rückweg. Den Abend ließ ich dann noch mit einem Vollbad ausklingen und kuschelte mich in das weiche Hotelbett.

Am nächsten Tag wurden wir durch einen Weckruf um 6.45 Uhr aus unseren süßen Träumen gerissen. Nach einem chinesischen Frühstück und Kaffee, der erst noch einer werden will, ging es ab in die Busse und auf zum Qiandaohu, dem „Tausend Insel See“.

Erst dachten wir, dass das Wetter uns den Tag verdirbt, aber mit zunehmender Sonne wurde es immer wärmer und der blaue Himmel kam ein weiteres Mal zum Vorschein. In unserem superschnellen Doppeldecker-Motorboot überquerten wir den See und ließen uns bei Sonnenschein den Wind um die Nasen wehen. Die erste Anlaufstele war eine kleine Insel, auf der wir ein paar Minuten spazieren gehen konnten. Dor wurden zum Vergnügen der Touristen Straußen gezüchtet und zum Entsetzen von uns, sogar ein alter, auf einem Auge blinder Strauß dazu abgerichtet, auf dem Boden zu sitzen und es sich gefallen zu lassen, dass dicke schwere Touristen sich auf seinen Rücken setzten um ein Foto mit Straußenei machen zu lassen. Soviel zum Thema Tierliebe in China...Aber darauf komme ich noch ein anders Mal zurück. Nach diesem Anblick wendeten wir uns lieber wieder der Natur zu. Nach einer weiteren Bootfahrt kamen wir auf die nächste Insel, wo uns ein Sessellift erwartete. Keine Angst, er war nicht verrostet und die höchste Erhebung war ungefähr 12 m hoch. Typisch chinesisch eben. Bloß nicht viel laufen und schon gar nicht bergauf. Auf dem „Gipfel“ erwartete uns ein herrlicher Ausblick über die Insellandschaft des Sees, sodass unsere Fotoapparate vom Knipsen glühten. Schade, dass wir dort nicht länger verweilen konnten, aber unser Mittagessen rief schon nach uns. In den booten verspeisten wir richtig leckeren Fisch und allerlei andere Gerichte. Hätte ich gewusst, wo es danach hingeht, hätte ich evtl. nicht so viel gegessen.

Die nächste Insel bezeichne ich mal als „Schlangeninsel“, denn dort wurde allerlei Schlangen-Getier gehalten. So gab es einen ganzen Käfig voll und ein Gehege, dass nur durch ein Netz gesichert war. Auch konnte an sich Schlangen um den Hals hängen lassen oder sie streichen. Zum Glück, habend diese keine Rippen, die man brechen kann. Nachdem man für 20 Yuan auch noch lebendige Mäuse in das Schlangengehege werfen konnte, war es bei mir dann völlig aus. Appetit hatte ich für den Rest des Abends keinen mehr. Kaputt und etwas geschockt stiegen wir wieder ins Boot ein und machten uns auf den Heimweg. Die ganze 6-stündige Busfahrt zurück verbrachte ich im Tiefschlaf. Deshalb bin ich jetzt hellwach und schreibe gleich mal meine Erlebnisse auf.