Dienstag, 21. Oktober 2008

Jadebuddha-Tempel und Century Park

Samstag 18.10.2008

Früh um 7 war ich schon wieder hell wach, nutzte die Zeit um ein paar Zeichen zu wiederholen und wartete dann auf Alin, sodass wir um 9 Uhr endlich zu unserem Tagesziel aufbrechen konnten. Dieses war der sogenannte Yufo Si 玉佛寺 Jadebuddhatempel. Ein sehr kleiner Tempel wie sich später herausstellte, der noch dazu vollkommen von Touristen belagert wurde (diesmal ein ganzer Bus italienischer Touristen). Bekannt ist er für die Buddhastatue aus einem kompletten Jadeblock, die sehr kostbar ist und nicht fotografiert werden darf, muss man Extraeintritt zahlen, nur um sie zu sehen.
Danach hatten wir noch soviel Zeit, dass wir beschlossen Zum Century Park zu fahren. Dies ist der wohl größte Park Shanghais und kostet auch eintritt 10 Yuan umgerechnet, damit wir reinkommen. Gleich am Anfang sahen wir lustige Vehikel um den See kutschieren und so liehen wir uns beim Fahrradverleih ein solches aus. Es funktioniert wie ein Fahrrad, nur dass man nebeneinander sitzt und einer über Lenkrad und Bremse verfügt. In unserem Fall hatte ich die ehrenvolle Aufgabe uns durch den Touristen und Wochenendstau zu fahren, was Alin mehr als einmal dazu veranlasste mir ins Lenkrad zu greifen oder selbst mitzulenken. Nach einer Runde um den See und vielen Weg, die einfach in Sackgassen endet musste das Fahrrad wieder zurückgebracht werden, da unsere Stunde abgelaufen war. Abgesehen von der Landschaft waren die Brautpaare, die wir zusammen gesehen haben auch sehr hübsch. Viele Chinesen wählen diese Umgebung für ihre prestigeträchtigen Hochzeitsfotos, die später als Geschenk weitergegeben. Der Park enthält neben dem Teich mehrere Flussarme und einen Sportplatz für Fußball und einen Kindervergnügungspark mit Achterbahn, Karussells und allem Drum und Dran.. nach einem kurzen Spaziergang am Ufer setzten wir uns für eine Denkpause auf den Ufersteinen nieder und ließen das Geschehene nochmals Revue passieren. Danach holten wir uns draußen sehr leckeres in Öl gebackenes Brot und eine Art Omelett. Voll lecker! Trotz des Eintrittes lohnt sich der Park auf jeden Fall. Beim Fahrradverleih bekommt man sogar 3er Tandems und andere Tolle Rennmobile. Alles in allem sehr abwechslungsreich, ruhig und grün.

Zuotian Jintian Mingtian 昨天今天明天

Freitag 17.10.2008

Alin und ich testen das Nachtleben in Shanghai.
Ursprünglich war an diesem Abend ein Geburtstagsparty mit den Fudan-Leuten angesetzt, doch die ist dann geplatzt, also durchforsteten Alin und ich kurzerhand das Internet und unsere Reiseführer nach Geheimtipps für gute Musik. Empfohlen wurde uns sowohl i Internet als auch in den schlauen Büchern die Bar Zuotian Jintian Mingtian 昨天今天明天 oder auch Timepassage genannt. Diese Bar ist berühmt für gute alte Rockmusik und Live-Musikbands am Abend. Also versuchten wir beide unser Glück und stiegen in die U-Bahn. Es grenzt nahezu an ein Wunder, dass wir wirklich nur mit ungenauer Wegbeschreibung und Stadtplan sofort, diese auch für Shanghai wirklich winzige Bar gefunden haben. Ganz unauffällig mit einer Tafel und Kreideinschrift steht die Bar in der französischen Konzession mitten in






einem Wohngebiet neben einem Tennisplatz. Von innen sieht sie aus wie eine Chinesische Bar, Guinness ist Standardbier, die Cocktails kosten 3-4 € und sind ein bisschen klein, aber gehaltvoll. Wir suchten uns eine gemütliche Ecke und machten uns auf Barhockern breit um dem Gesang einer wirklich engagierten Chinesin zuzuhören, die wirklich über 2 Stunden am Stück gesungen hat und die Bar in Stimmung brachte. Danach kam eine chinesische band, die sowohl englische Rockmusik, als auch chinesische gespielt hat. Alles nur mit Bassgitarre, E-Gitarre und Akustikgitarre, aber die Sänger hatten eine echt tolle Stimme. So saßen wir da und schlürften gemütlich unsere Getränke, bis ich den Fehler machte einen Eiskaffee zu bestellen. Was ich bekam war tatsächlich auch Kaffee mit Eis – mit Eiswürfeln. Könnt ihr euch vorstellen wie kalter Kaffee verdünnt mit Eiswürfeln schmeckt? Ich rate jedem von dieser Erfahrung ab, munter war ich hinterher allerdings. Um 1 machten wir uns dann auf den Rückweg. Der Taxifahrer hatte leider das Poblem, dass die Straße, die er nehmen wollte gesperrt war und so nahmen wir einen Umweg. Dafür hat er uns schon 1km vorher bezahlen lassen und uns den Rest für umsonst gefahren. Es gibt also auch liebe Taxifahrer!

Pekingente die Zweite!

Dienstag 14.10.08

Und schon wieder gibt es Beijing Kaoya 北京烤鸭 also Pekingente zu essen!!
Monikas Eltern hatten ihr nämlich eine Ente geschenkt, und sie hat mich eingeladen, diese gemeinsam mit ihr am Dienstag zu verputzen. Dazu gab es schwarze Reispapierplättchen, was als Delikatesse gilt und Lengmian 冷面 kalte Nudeln, die mich ein kleines bisschen an Nudeln mit Tomatensoße erinnern. Jetzt weiß ich auch, dass man Pekingente nicht getrennt von diesen Röllchen ist, sondern, dass die Fleischstreifen in die Röllchen hineinkommen. Das erklärt natürlich auch, warum uns die Restaurantangestellten und Gäste sowie die Passanten von draußen belustigt beim Essen zuschauten. Wieder was gelernt, beim nächsten Mal in Beijing, kenne ich mich schon aus ^^

Jobmesse

Sonntag 12.10.08

Nachdem wir uns auch einmal genehmigt haben bis um 8.30 zu schlafen und noch einmal leckeres Frühstück mit Pancakes und Honig genießen durften, holten wir unsere Reisepauschale ab und machten uns hübsch für die Jobmesse mit Swiss Hotel hübsch machten. Dabei kam auch gleich mein neuer Anzug zum Einsatz und die frisch gedruckten Lebensläufe, sowie die Visitenkarten. Bewaffnet mit all diesen Dingen stiegen wir in ein Taxi zu dieser Messe. Dort waren wie angekündigt 20 deutsche Unternehmen vertreten unter anderem auch VW, Würth und BASF, sowie die AHK, das GTZ und das Goetheinstitut. Als Erfolg für diesen Tag können wir verbuchen dass wir unsere Visitenkarten unter das Volk gebracht haben und ein paar Lebensläufe verteilen konnten. Danach versuchten wir noch verzweifelt Geschenke für unsere Sprachpartner aufzutreiben, was uns letztendlich auch gelang und wir unsere Fahrt mit einer Pekingente krönten. Übrigens Gab es in Beijing interessante DVD Läden, die beispielsweise Woody Allens kompletten Filme für umgerechnet 25 €. Aber ich bin ja ein liebes Mädchen und hab die große Box im Schrank stehen lassen! Naja, leider waren wir genau zur Kaffeezeit dort und es gab nur kalte, fettige Ente. Dazu bekamen wir noch Teig aus weißem Reis, der in ganz dünne Plättchen ausgewellt war und in den man eine Soße streicht, Gurken und Frühlingszwiebelstreifen hineinlegt, das ganze rollt und wie eine Frühlingsrolle isst, echt lecker. Auf unserem Rückweg lernten wir noch 2 Studenten von der Fudan Universität kennen, mit denen wir uns in Shanghai mal zu einem Jazzabend verabreden wollen. Schon war unser Wochenende vorbei und wir fuhren mit einem netten chinesischen Pärchen zusammen zurück nach Shanghai.

Beijing - diesmal klappt es!

Samstag 11.10.2008

Nach einer recht kurzen Nacht fanden Alin und ich uns im Speisesaal des Hotels ein und genossen das seit langem vermisste deutsche Frühstück, was uns dargeboten wurde. Neben leckerem Marmeladen Croissant und frischem Toastbrot gab es auch Würstchen und Armen Ritter und vieles mehr. Aber auch die chinesischen Essgewohnheiten fehlten nicht, so gab es auch warmes Büffet und die leckeren Mantou und Baozi. Auf jeden Fall waren wir nach dieser Mahlzeit pappsatt und setzten uns leicht schlaftrunken zu den Vorträgen des DAAD hinein. Diese waren allerdings so interessant, dass wir doch nicht zum Schlafen kamen.

Eine kleine Anekdote aus dem Vortrag eines deutschen Journalisten in China zum Thema: „Wie entstehen die Nachrichten über China, die die deutschen Medien übertragen?“

In China gibt es ganze 25 akkreditierte deutsche Journalisten. Davon sind 15 in Beijing und 10 in Shanghai.





Diese Journalisten haben natürlich Medienwissenschaften studiert und nicht Sinologie, berichten aber für ihre Zeitungen über alle Bereiche von Politik über wirtschaft bis hin zur Kultur und Reisen. Die FAZ ist dabei noch eine von den besseren Zeitungen, sie hat nämlich ganze drei Reporter in China. Von den Themen, die dann in der deutschen Presse zu lesen sind bestimmen die Reporter 50% selbst und der Rest wird entweder von der Zeitung diktiert nach dem Motto: „Wir haben lange keine schlechten Nachrichten über Menschenrechte und Korruption gehört, also schreibt mal was zu diesem Thema!“ oder die deutschen Reporter heften sich an die Fersen der amerikanischen und britischen Arbeitskollegen und kupfern ihre Texte ab. Ergo bekommt man in Deutschland leider nur ein höchst gefiltertes Bild von China über die Medien mit und viele Fassetten des Landes werden einfach unter den Tisch gekehrt oder aus einseitiger Sicht geschildert. Der Journalist selbst hat dies zugegeben und sich mehr Freiheit bei der Themenwahl gewünscht. Immerhin schreibt er fast jeden Tag einen Artikel für irgendeine Zeitung. Hier zählt dann doch eher Quantität statt Qualität.
Ein Beispiel dafür wie Nachrichten über das große Erdbeben in der Provinz Sichuan nach Deutschland kommen. Der Reporter begleitet eine britische Katastrophenjournalistin, die ihn auf den Zyklus der Berichterstattung hinweist. Am 1. Tag werden schreckliche Bilder gesucht, wie von Schulen und verschütteten Kindern, am 2. Tag häufen sich dann die Berichte über das Ausmaß, man fährt weiter in andere betroffene Gebiete, am 3. Tag reichen diese Schreckensnachrichten nicht mehr aus um das Publikum zu halten, also sucht man nachmöglichen Horrorszenarien, die das Erdbeben ausgelöst haben könnte, in diesem Fall waren es Seuchen und der Bruch von angeschlagenen Staudämmen. Dies wird dann noch ungefähr 2-3 weitere Tage aufgebauscht, bis dann die Attraktion für das Publikum abgeflacht ist. Sehr bestürzend fand ich die Aussage des Reporters, dass er eine chinesische Omi interviewt hat, die gerade ihr gesamtes Hab und Gut verloren hat und dazu noch ihre Kinder. Die Omi hat ihm alles erzählt und zum Schluss auch noch einmal richtig gefragt und nachgehakt, ob in Deutschland jetzt schlecht über China gesprochen wird. Das muss man sich mal vorstellen. Die gute Frau hat ihre Existenz verloren und ihre größte Sorge ist, ob in Deutschland negativ über China berichtet wird. Entweder hat da der chinesische Propagandaapparat sehr gut gewirkt, oder die Chinesen sind schon total von der negativen Berichterstattung der Deutschen deprimiert.
Ein weiteres Beispiel war die Zeitungsente vom Sommer, dass alle deutschen Studenten aus China während der Olympischen Spiele ausgewiesen werden und keine neuen Visa vergeben werden würden. Diese Nachricht stammt von einem einzigen Reporter, der seine Quellen auf wenige Studenten beruft, deren Visum nicht verlängert wurde und auf eine Dame des DAAD (die aber nur falsch verstanden wurde, wie sie uns sagte). Alle anderen Journalisten haben auf diese Meldung des Reporters hin die Nachricht, wohlgemerkt ohne sie selbst nochmals zu prüfen, an ihre deutschen Agenturen geschickt und so entstand die Ente des Jahres!

Aber nun genug aufgeregt. Nach einem leckeren Mittagessen und einem Vortrag über den Arbeitsmarkt in China, inklusive Jobtipps für die Bewerbung um ein Praktikum, wurden wir in Bussen zu den Hutongs (Wohngebiete mit Häusern aus Holz Gebälk und schwarzen Schieferdächern) in Beijing gekarrt. Wir fuhren zu den Nord-Hutongs, die als Hutongs der reichen Beijinger gelten, in denen früher der Adel gehaust hat. Zum Auftakt besichtigten wir den Trommelturm, in dem uns auch gleich eine Trommelschau gezeigt wurde. Ist schon echt beeindruckend zu sehen, wie ein paar Chinesen so viel Krach mitriesigen Trommeln machen können. Danach brachen wir auf zur Besichtigung der Hutongs und spazierten 2 Stunden durch dieses Gebiet. Einmal bot sich uns die Gelegenheit ein hergerichtetes Hutong zu besichtigen mit Herrenhaus, Angestelltenräumen und früheren Schlafgemächern, allerdings waren Fotos verboten. Beijing ist sehr bemüht um den Denkmalschutz, nur versteht man hier unter Denkmalschutz doch ein bisschen was anderes wie in Deutschland. Hier wird das Alte weggerissen und was Neues hingebaut, dass so sein soll, wie man es sich früher vorgestellt hat. Aber wenigstens werden heute Funde aus vergangener Zeit konserviert und ausgestellt, was auch nicht als selbstverständlich gilt. Außerdem hat Beijing als Hauptstadt ein wachsendes Problem mit der stetig steigenden Einwohnerzahl, was dazu führt, dass Außerhalb die Satellitenstädte mit Hochhäusern entstehen. Aber auch in der Innenstadt findet man unweigerlich hohe Bauten, die eigentlich vermieden werden sollten.
Nachdem wir unseren Reisebus wiedergefunden hatten, schafften wir es sogar noch zum vor 3 Tagen für die Öffentlichkeit zugänglich gemachten Olympia-Park zu fahren. Dort strahlte uns neben dem stechend neonblau leuchtenden Watercube ein riesiger Flatscreen von einem überdimensional großem Hotel entgegen, das selbst einen Drachen darstellen sollte. Auch das Vogelnest konnten wir sehen, insgesamt liegen die Olympiasportstätten viel dichter zusammen, als man sich das gedacht hat. Man kann sie alle innerhalb von 5 min erlaufen.
Nach diesem 15 minütigen Aufenthalt machten wir uns auf den Weg zum Empfang auf der Deutschen Botschaft, wo wir wieder einmal alle Leckereien aus Deutschland vorgesetzt bekamen, die man sich wünscht, nur leider war keine Thüringer Rostbratwurst dabei. Noch schöner war jedoch das Zusammentreffen mit Tanja und Matthi, die zum einen deutsche Kommilitonen und zum anderen Freunde sind. So plauschten wir in der Botschaft nicht nur mit unseren Freunden sondern auch mit dem Stellvertreter des Botschafters, den wir sogleich über eine Karriere bei der Botschaft ausquetschten. Er wurde jedes 3. Jahr spätestes in ein anderes Land versetzt mit Aufenthalten in Deutschland zwischen durch, damit er ja nicht die Heimattreue verliert. Seine Frau und Kinder sind immer mitgereist, allerdings konnte seine Lebensgefährtin nicht wirklich eine eigene Karriere starten. Ich glaub so familienfreundlich ist dieser Berufsweg wirklich nicht. Und für ein Praktikum hätten wir uns schon viel früher bewerben müssen. Egal, gepfropft wie Gänse machten wir uns auf den Weg in eine gemütliche Bar in der wir noch ein paar Cocktails schlürften und verabschiedeten uns vollkommen müde und kaputt von unseren Freunden aus Beijing.