Dienstag, 18. November 2008

Mein Wochendende vom 15./16.11.2008

Die Odyssee geht weiter!

Nachdem unser erster Versuch eine Jazzbar zu finden, gescheitert war, wollten wir es jetzt ganz genau wissen und versuchten unser Glück am Freitagabend. Die Bar, genannt Cotton Club, soll eine der gemütlichsten und angesagtesten unter den Jazzbars Shanghais sein. Natürlich liegt auch diese Bar im Ausgehviertel Huahuai Road. Nach unseren schlechten Erfahrungen mit den im Internet hoch angepriesenen und in Wirklichkeit gar nicht existierenden Bars, waren wir umso vorsichtiger und nahmen dieses Mal sogar den Stadtplan mit, ein Utensil, dass wir eigentlich nur noch für touristische Zwecke nutzen. Doch auch der half nichts. Suchend irrten wir ca. 1 Stunde durch die Gegend bis wir uns entschlossen einfach den anderen großen Westlern hinterherzulaufen. Nach einer weiteren Stunde war es dann geschafft und wir ließen uns von dem Menschenstrom in die Bar mitreißen. Eine Hausband spielte auf und mit ein paar Cocktails ließen wir es uns gut gehen. Zum Schluss hin mischte noch einmal eine Sängerin den Saal auf, die eine richtig voluminöse Stimme hatte und dann war es auch schon wieder zeit diesen wunderbare Ort gegen das Bettchen einzutauschen. Der Cotton Club ist auf jeden Falle den langen Fußweg wert gewesen und besitzt seinen Ruf zu Recht.

Nach dem Frühstück begab ich mich auf einen richtig ausgedehnten Spaziergang in den ca 40 Gehminuten entfernten Luxunpark. Luxun war ein sehr bekannter Literat um die Wende des 20. Jahrhunderts und prägte einen neuen Schreibstil sowie die kommunistische Literatur in China. Er verwandte bei seinen Veröffentlichungen nicht mehr die Literatensprache sondern die Allgemeine Sprache, sodass auch die einfachen Bürger seine Texte verstehen konnten. Der Park beinhaltete sogar ein ganzes Museum zu seiner Person, das wieder mal mit sehr viel Hightech ausgestattet war aber trotzdem für alle kostenlos zur Verfügung stand. Doch das Interessanteste an dem Park war nicht der Literat, sondern die Stimmung. Das Gelände besteht zum größten Teil aus kleinen Seen, auf denen man mit einem gedrosselten Motorboot schippern kann. Aber es ist wirklich schwierig ein ruhiges Plätzchen zu finden, denn überall wo man geht und wo man steht sind Chinesen. Vor allem die älteren Leute finden sich hier ein um zu plauschen, Karten zu zocken oder zu musizieren. Beispielsweise wurde Mundharmonika, Trompete, Erhu (ein Saiteninstrument) und Querflöte gespielt. Es gab sogar richtige Gruppen, in denen jemand eine Instrument spielte und das Mikrofon reihum gereicht wurde, damit jeder seine Gesangskünste präsentieren konnte. Neben den Musikern gab es aber auch Maler und Kalligrafen. Viele Sportler tummelten sich auch dort und zwar gibt es in Parks oft Spielplätze für erwachsene, die der körperlichen Ertüchtigung dienen. In diesem Park steht der bislang größte, den ich gesehen habe. Auch eine Vergnügungsecke für Kinder fehlt nicht. So ist der Park vor allem etwas für Kinder, Pärchen und Rentner.

Mich als Student zog es nach ausgiebigen Mittagessen weiter in Richtung Duolunlu多伦路, welche ein 500 m langes Straßenstück südlich des Parks ist, dessen Häuser restauriert wurden. Dieser Abschnitt ist auch unter dem Namen „Literatenstraße“ bekannt, da in diesem Gebiet zahlreiche bedeutende chinesische Schriftsteller lebten. Neben vielen kleinen interessanten Lädchen findet man zwischen den Bauten Skulpturen von den berühmten Persönlichkeiten.

Der Park und auch die Straße gehören zu einem Stadtteil, der Honkou heißt und früher auch „Little Tokyo“ genannt wurde, da es das Zentrum für bis zu 20000 Japaner in Shanghai bildete. Ein Überbleibsel habe ich auch erkannt, ein riesiges japanisches Restaurant! Als Naherholungsgebiet für die Stadtbewohner ist das Viertel mit dem bekannten Honkou Footballstadium sehr gut geeignet.