Samstag, 13. September 2008

Yuyuan - Yu Garten

Samstag, 13. 09.
Da wir nun doch erst Sonntag nach Suzhou fahren, aber Alins und meine Sightseeing-Lust weiterhin ungebremst ist, beschlossen wir beide Shanghais berühmtesten Garden in der alten Stadt im Stadtzentrum einen Besuch abzustarten. Schon allein der Weg zum Eingangstor war überwältigend. Mit einem Mal erhoben sich rechts und links von uns vollkommen renovierte Häuser im chinesischen Baustil mit weißgetünchten Wänden und geschwungenen Dächern. Wie mein Reiseführer mir erklärt, waren wir soeben in die Ladengassen der Lishui Lu gelangt. Wie schon im Tempel macht auch hier der Konsumdrang nicht Halt. Hier jedoch ist das auch gerechtfertigt, da dieser Stadtteil das älteste kommerzielle Zentrum Shanghais ist und dies seit fast über 500 Jahren auch beibehält. Alle noch so kleinen Nischen werden hier zum Verkauf genutzt. Wo man keinen Verkaufsstand findet, sieht man Restaurants. Ein sehr blühendes und buntes Viertel, in dessen Zentrum sich der Eingang des Yuyuan-Gardens befindet.
Nachdem wir uns vom Postkartenverkäufer übers Ohr hauen lassen haben (Wir haben für 3 Postkartenblöcke ca. 4 Euro bezahlt, was genauso hoch war wie der Eintrittspreis, wohlgemerkt war das aber der erste Postkartenstand überhaupt, den ich hier in Shanghai gesehen habe!), reihten wir uns in die Touristenhorden ein und betraten die zauberhafte Welt des Yuyuan-Gardens. Mehrmals in seinem Leben wurde dieser Garten zerstört und wieder aufgebaut. Nun sahen wir dort, was Bildbände nicht schöner malen können. Viele kleine Wege durch skurrile Steinskulpturen, die vom Regen ausgewaschen scheinen, verbinden die zahlreichen Häuschen mit ausgefeilten Flusskonstruktionen. Alles fließt ins andere über und das Auge kann sich gar nicht satt sehen. Sowohl im Detail kann man sich verlieren, als auch im harmonischen Gesamtbild der einzelnen Segmente des Gartens. Der Garten ist ein idealer Entspannungsort für alt und jung für Chinesen und für ausländische Touristen. Trotz des Ansturms am späten Vormittag findet man dort seine Ruhe und kann ganz entspannt die verschnörkelten Pfade entlangspazieren. Fast überall boten sich Chinesen an, die Englisch oder Deutsch konnten, die Reisenden im Garten herumzuführen. (Natürlich gegen ein kräftiges Entgeld am Ende) Dabei konnten wir erlauschen, dass der Yuyuan-Garden in allen 4 Jahreszeiten und bei Sonne oder Regen sehenswert ist. Fast 4 Stunden verbrachten wir dort und schossen über 300 Bilder. Jedem der mich in Shanghai mal besuchen kommt, werde ich diesen Garten zeigen, denn er wird zu Recht als Schmuckstück Shanghais bezeichnet und gehört zu einem der wenigen existierenden kulturellen Glanzlichter der Metropole.
Tritt man aus dem Yuyuangarden wieder heraus erstreckt sich die Neun-Biegungen-Brücke Jiuqu Qiao zickzackförmig vor dem berühmtesten Teehaus Shanghais, dem Huxingting Chaguan. Die Brücke soll böse Geister, die laut chinesischen Sagen nicht geradeaus gehen können, abhalten und führt über einen milchig-grünen Teich, in dem viele Fische, die Glückbringen sollen, schwimmen, zum anderen Teil der Geschäftsstraße hinüber. Etwas Außerhalb dieses touristischen Geschäftsviertels kommt man dann in die für Studenten doch günstigeren Straßen.
Nach einem kräftigenden Mahl aus Nudeln und Rindfleisch, bei dem wir live miterleben konnten, wie Nudeln hergestellt werden, begaben wir uns noch einmal zum Jingan-Tempel. Und siehe da, wir hatten Glück und konnten gegen 1 Euro das innere des Tempels besichtigen. Vom vielen Weihrauch ist mir jetzt noch ganz schwindelig. In der Mitte steht eine Art Brunnen mit vier Etagen, in den die buddhistischen Chinesen versuchen Geldstücke hineinzuwerfen. Ich nehme an dass das Glück bringen soll. Nun hatten wir die seltene Gelegenheit bei einer Zeremonie der Mönche beizuwohnen. Dort traute ich mich dann aber doch nicht zu fotografieren, weil ich es doch eher unpassend fand, die Leute in ihrem Glauben mit einem Blitzlichtgewitter zu stören. So nun muss ich los und meinen Zug nach Suzhou bekommen. Bis Später!

Der Hauptbahnhof Shanghais

Freitag, 12. 09. Versucht niemals an einem Feiertag ein Zugticket zu erstehen!

Geplant war, dass wir dieses Wochende nach Suzhou fahren, das 80 km von Shanghai entfernt liegt und bequem mit der Bahn erreichbar ist. Die chinesischen Züge teilen sich in K, T und D Züge auf, allerdings gibt es bestimmt noch mehr Linien, die ich noch nicht kenne, und fahren langsam, mittel und schnell. Schanghai Railway-Station, so heißt hier einer der Hauptbahnhöfe. Vor lauter schwarzen Haarschöpfen, hätten wir ihn beinahe übersehen, doch wir haben es noch geschafft uns in das Ticket Office durchzukämpfen. Dort gibt es einen einzigen English-Speaking Counter, der aufgrund des Gedränges aber auch von Chinesen mitbenutzt wird. Nachdem deutsches "sich an der Schlange hinten anstellen" nichts gebracht hat, kopierten wir die chinesische Methode des "Ich quetsch mich von der Seite vor bis zum Schalter"aus und zwar mit Erfolg. Leider waren für Samstag alle Züge ausgebucht, so beschlossen wir spontan nur Sonntag nach Suzhou zu fahren, ergatterten einen begehrten Platz im D Zug, einem schnellen, und mussten für die Strecke hin und zurück nur umgerechnet 5,20 Euro zahlen. Kaum hatten wir unsere Karten in der Hand, wurden wir von den Massen wieder zum Ausgang zurückgedrängt und verschwanden in der U-Bahn. Wie das gesamte Bus- und Metronetz, so ist auch der Bahnhof sehr modern und ausländerfreundlich. Da können sich deutsche Bahnhöfe ala "sänk ju for träveling wis Deutsche Bahn" ein Scheibchen abschneiden!