Freitag, 26. Dezember 2008

21.12. Dazu Shike大足石刻 Dazu Rocks

Nach einem leckeren Frühstück mit Toast, Rührei und Schinken bestiegen wir einen Reisebus, der nachdem er alle anderen Passagiere eingesammelt hatte, uns zu dem heutigen Ziel, den Dazu Rocks bringen sollte im Gebiet des Baoding Berges. Nach mehrstündiger Fahrt stiegen wir aus dem Bus aus in eine Gegend in der rötliche Erde und hügelige Landschaft dominierte und aßen erst mal Mittag. Dort lernten wir eine junge Beijingerin kennen, die auch gleich für uns übersetzte, was die chinesische Reiseleiterin erzählte. Nach einer kurzen serpentinenreichen Fahrt kamen wir an.
Wohlgemerkt fuhren wir durch mehr als ländliche Gegend, doch alles zählt immer noch zu der Metropole Chongqing, deshalb ist sie wohl auch flächenmäßig am größten. Die Dazu Rocks entstanden in der Tang und Song Dynastie und ihr Stil ist unbeeinflusst von außen, typisch chinesisch. In mehren Grotten gehen riesige meterhohe Statuen über in ganze Darstellungen von Himmel und Hölle, dem Lebensrad und viele tausende kleiner Figuren. Spürbar besser ist in dieser Landschaft auch die Luft. Umgeben vom Grün schmiegt sich eine riesige Buddhastatue liegend und schlafend in die Felswand. Sie soll den Buddha kurz vor der Erleuchtung darstellen, kurz vor dem Eintritt ins Nirvana. Sie ist 31 m lang und 5 m hoch. Besonders ansehnlich ist die Bemalung der Felsen. So haben die Figuren alle kennzeichnende Farben, die früher wahrscheinlich noch viel leuchtender waren, als heute 100 Jahre später. Neben dem Buddha steht ein Tempelgebäude in dessen inneren gerade die Statue der 1007-armigen Avalokitesvara steht, die in jeder Hand ein Auge hat, was im Buddhismus Weisheit symbolisiert. Besonders beeindruckend ist die Vielfalt der dargestellten Szenen. Von Buddha über andere buddhistische Symbole bis hin zu chinesischen Helden und dem alltäglichen Leben in der Familie oder auf dem Land ist hier alles in Stein gemeißelt und fügt sich harmonisch in die extra dafür ausgewählte Bergwelt ein. Die Baoding Mountain Skulpturen wurden von 1179 bis 1249 hergestellt.

Wie sollte es auch anders sein wurden wir auf dem Rückweg wieder in eine Messervorführung geschleift. Chinesische Reisegruppen müssen so etwas ständig erdulden, denn die Reiseleiter werden oft nur auf Provision bezahlt und das Unternehmen hat bestimmte Verträge mit den verschiedensten Souvenirshops und Restaurants. Je nachdem wie viel die Touristen kaufen, erhöht sich das Gehalt des Reiseleiters. Kaufen die Touristen wenig, werden sie in noch mehr Shops geschleift, denn wenn sie gar nichts kaufen, kann es passieren, dass der Tourleiter einen Teil seiner Provision an das Reisunternehmen zurück geben muss. Die Chinesen selbst sind darüber gar nicht erfreut und es gibt regelmäßig Streitereien mit dem Leiter. Doch diesmal schien die Strategie der Messervorführer aufzugehen. Fast alle chinesischen Frauen überzeugten ihre Männer davon solche hochwertigen Messer zu kaufen und so konnten wir ohne einen weiteren Shop zu besuchen unseren Heimweg antreten.

Direkt vor dem Hostel wurden wir wieder ausgespuckt und machten uns auf die Suche nach einer sehr bekannten Fressmeile, die aussehen sollte wie ein Piratenschiff. Nachdem wir nasse Füße hatten und uns mehrmals verliefen, setzten wir uns in ein Taxi und wurden prompt an der besagten Fressmeile herausgelassen. 4 Etagen waren vollgestopft mit Restaurants und kleinen Imbissbuden, wir hatten allerdings das Pech ekelige Stärkebällchen mit irgendeiner widerlichen schwarzen Füllung zu erwischen und so suchten wir etwas später unser erstes Hot Pot Restaurant auf um den Hunger zu stillen. Die Fressmeile sieht aus, wie aus einem Zeichentrickfilm. Mit vielen Türmchen und spitzen Zacken, schillernd beleuchtet und mit Nebelschwaden und Wasserfall kann man hier seine Zeit totschlagen.

20.12.Chongqing 重庆

Der Hinweg

Als besonders ereignisreich gestaltete sich schon unser Hinweg zum Flughafen, denn wie nicht anders zu erwarten, hatten Alin und ich das Glück auf einen schon etwas betagten Taxifahrer zu treffen. Zur Sicherheit der Gäste war im Taxi nämlich ein Tempomat eingebaut, der immer laut piepte, wenn er über 80 km/h fuhr. Nicht nur, dass er alt war, nein auch seine Sehkraft war stark beschränkt. Da er wahrscheinlich nicht so oft zum Flughafen fährt musste er sich dauernd nach den Schildern umsehen. Selbst mit seiner 1 cm dicken Brille gelang es ihm nicht die Schilder zu lesen. So fuhren wir in einem Schneckentempo die leere Autobahn entlang, er gab Gas, es piepte nach 2 min, er sah ein Schild, bremste ab, blieb fast stehen und ca. 2 m vor dem Schild konnte er es dann lesen und gab wieder Gas. Auf diese Weise zuckelten wir 5 Uhr früh über die Autobahn in Richtung Flughafen und wurden dabei nicht nur von anderen Autos überholt, nein, selbst wirklich langsame Schwerlasttransporte rasten buchstäblich an uns vorbei. Nach einer guten Stunden kamen wir aber trotzdem an und hetzten zu unserem Flugzeug. Bei der Sicherheitskontrolle gelang es mir übrigens meine Ansammlung an Duschgel und Shampoo sowie ein Nagelscherenset mit in die Passagierkabine zu schmuggeln. Während Alin ihren kleinen Rucksack mit dem selben Inhalt aufgeben musste und sich halb nackelig machte, als sie bei der zweiten Sicherheitskontrolle zu piepen begann. Pünktlich schafften wir es zum Flugzeug, einer kleinen Maschine von Shanghai Airlines und lehnten uns in den Sitzen zurück. Kaum starteten wir, erlebten wir die erste Überraschung. Beim Ausblick aus dem Fenster konnten wir eine scharf abgeschnittene, weiße Dunstglocke über Shanghai feststellen. Dies war umso überraschender, als das wir die ganzen Tage glaubten blauen Himmel zu sehen. Diese riesige Smogwolke befindet sich höchstwahrscheinlich die ganze Zeit über Shanghai, man sagt ja auch, ein Jahr in Shanghai leben ist wie ein Jahrlang Kettenraucher zu sein. Trotzdem ist die Smogwolke nichts im Vergleich zu der Smogwolke des Molochs Chongqing, wohin es uns verschlagen sollte. Der Shanghaier Smog ist weiß, der Chongqinger Smog hat eine eher gelblich gräuliche Farbe und brennt spürbar in den Lungen. Als eine der dreckigsten Städte weltweit hat Chongqing auch schon einige Maßnahmen dagegen ergriffen. Beispielsweise fahren die Taxis und Busse alle mit Gas. So ein Taxi brachte uns dann auch wohlbehalten zu unserem Hostel, wo wir das Gepäck abstellten und unseren Trip durch die Stadt begannen.

Chongqing, die größte Stadt der Welt

Auf unserer Erkundungstour durch die flächenmäßig größte Stadt der Welt bestätigte sich ein chinesisches Sprichwort: Chongqing ist eine Stadt, in der keine Straße gerade ist, entweder geht es bergauf oder abwärts. Gelegen am Zusammenfluss des Yangzi mit dem Jialing besteht der Mittelpunkt der Stadt aus einer Tropfenförmigen Insel, deren Berge bis in den kleinsten Winkel bebaut wurden. Zunächst verschlug es uns in die ehemalige Alte Stadt Ciqikou 磁器口 in der sich Souvenirshop an Souvenirshop reihten und sich Häuser im typischen Baustil befanden. Dort begaben wir uns auf die Spuren der Treidler und stiegen die steilen Treppen hinab zum Fluss und an anderer Stelle wieder herauf. Es ist fast unglaublich, wenn man sich vorstellt, dass die Männer und Frauen hier riesige Lasten Schultern und hier Schiffe umgeschlagen wurden nur mit Hilfe körperlicher Arbeit. Zum Mittagessen waren wir so kühn und bestellten ein scharfes Essen. Die Provinz Sichuan ist sowieso bekannt für ihre gute Küche und Chongqing für seine Speisen die mala 麻辣sind ma麻 steht für betäubend, was durch den chinesischen Blütenpfeffer hervorgerufen wird und la 辣 steht für scharf. Was wir als scharfes Hühnchen bestellt hatten, kam als riesige Pfanne mit roten und grünen Chilischoten zurück in der man das Fleisch suchen musste. Neben allen möglichen scharfmachenden Gewürzen kamen auch Hühnerfüßchen zum Vorschein und im Nachhinein stellten wir fest, das auf der Karte sogar Hund angeboten wurde. Tapfer aßen wir unsere Mahlzeit und waren über jeden Bissen Reis glücklich, der das Brennen in unserem Mund löschte. Mit roten Gesichtern stiegen wir in den nächsten Bus.
Bus fahren ist übrigens auch sehr sehr lustig. Man stellt sich einfach an den Straßenrand und wenn dann die Linie vorbeifährt, die man braucht, winkt man einfach dem Busfahrer und erfährt an den Rand. Dann steigt man ein und zahlt bei einer Frau das Busticket. Nach ca. 2 stündiger Fahrt durch alle möglichen Gassen Chongqings kamen wir im Zentrum an, das ein bisschen an die Nanjinglu erinnerte, denn alles war auf Hochglanz poliert, beleuchtet und riesige Kaufhäuser wechselten sich mit Restaurants ab. Im Mittelpunkt befand sich ein interessantes Türmchen, was glaube ich namengebend für die Einkaufsmeile Jiefangbei 解放碑war. Zu Fuß ging es zum Zusammentreffen der beiden Flüsse an die Spitze der Insel Chaotianmen 朝天门. Bunt beleuchtet waren hier die Gebäude und Schiffe. Ein Pause gönnten wir uns hier und schauten den Damen beim Tanzen zu und spazierten später die Promenade zurück zum Hotel.
Insgesamt versprüht Chongqing einen Charme, den ich einfach nicht wiederstehen kann. Mit seinen winzigen Straßen, Brücken und Bergen, den steil an die Felswand gebauten Häusern und den temperamentvollen Menschen hat mich Chongqing in seinen Bann gezogen. Bestätigen könne wir nun auch, das Chongqing die schönsten Frauen Chinas vorzuzeigen hat und außerdem seinem Ruf als Metropole getreu wird.

Mittwoch, 24. Dezember 2008

shengdanjie kuaile 圣诞节快乐, Merry Christmas, Froehliche Weihnachten!

Wir sind in Chengdu angekommen und ich kann euch allen froehliche Weihnachten wuenschen aus dem Land der Mitte, der Provinz Sichuan und aus der Stadt Chengdu. Einen Grossteil des angekuendigten Programms haeben wir schon geschafft. So erlebten wir bespielsweise weisse Weihnachten auf dem Emeishan. Ich hoffe, ihr habt alle ein wunderschoenes Weihnachtsfest und verbringt die Zeit mit euren Liebsten!

Wenn wir wieder in Shanghai sind, gibt es ausfuehrlichere Berichte!
Bis bald

Sabrina

Freitag, 19. Dezember 2008

Chongqing

Ein kurzes Lebenszeichen. Alin und ich sind heil in Chongqing angekommen, haben ein Dach ueber dem Kopf und machen uns nun auf zur ersten Sightseein-Tour.

Flamenco

Heute Abend war ich das erste mal bei einer Flamenco Tanz Aufführung. Mit 2 Franzosen und einem Deutschen ging es in ein Theater mitten im Jingan-District in der Westnanjing Rd. Dort konnten wir einer sowohl atemberaubenden als auch lustigen Aufführung spanischer Flamenco Tänzer zusehen. Eine Frau und ein Mann tanzten wie wild zu dem Geklatsche von einem anderen Mann, dem Spiel zweier Gitarristen und dem Gesange eines vollbrüstigen älteren Herren. Die Tänzer ließen sich nicht lumpen und brachten das Theater zum glühen mit ihren flinken Schritten über dem Parkett.

Sehr beeindrucken und interessant, aber der Tanz ist eindeutig dazu da um sich selbst darzustellen, was den Herren auch sehr gut gelang!

Morgen früh um 4.30 steh ich auf um nach Chongqing, der flächenmäßig größten Stadt der Welt, aufzubrechen. Dort werden Alin und ich uns zu über die Weihnachtsferien hinweg aufhalten und die Gegend um den Yangzi, die Dazu Rocks und den Leshan und Emeishan erkunden. Deshalb wünsch ich schon mal allen ein fröhliches Fest, falls ich keinen Internetzugang finde!!

Liebe Grüße an alle!!

Mittwoch der chaotischste Tag bis jetzt

Nach der Universität bin ich mit meinen Eltern zum Abschied Mittagessen gegangen beim Japaner. Es gab Nudelsuppe und Spieße, Reis und alles gut gewürzt. Nach einer recht kurzen Verabschiedung, fuhr ich dann meinen Schlüssel für die neue Wohnung abholen und meine Eltern brachen auf zu ihrer Reise von Xi'an nach Tibet.
Auf dem Weg zu der Wohnung hatte ich, wie sollte es auch anders sein in der größten Zeitnot, meinen ersten Taxiunfall hier in China. 1 Meter hat gefehlt und wir hätten gestanden, doch so stupste die Nase des Taxis leicht den Jeep und ich musste das Taxi wechseln. Es ist nichts passiert, außer das mal wieder alle um uns herum gestarrt haben. Mit meinem nächsten Taxi hatte ich dann etwas mehr Glück und kam noch halbwegs pünktlich zur Schlüsselübergabe an.
Da ich nun den Wohnort wechsle muss ich mich polizeilich ummelden. Und hierbei habe ich erstmals wissentlich korrumpiert in China. Der Amerikaner, mit dem ich den Mietvertrag geschlossen habe, kennt nämlich eine Frau in der nächstgelegenen Polizeistation und so marschierten wir an der Schlang vorbei in ein Hinterzimmerchen und innerhalb von 5 min hatte ich meine neue Aufenthaltsgenehmigung, ohne auch nur etwas anderes zeigen zu müssen, als den Reisepass. Überrascht hat mich dies, erstens weil ein Ausländer Zugang zu den internen Beziehungen der Polizei hat und zweitens hatte ich mich schon auf einen großen Papierkrieg eingestellt und war doch etwas enttäuscht aber auch erleichtert, dass mir der Vorgeschmack auf chinesische Bürokratie erspart blieb.

Zurück in der Tongji Universität begannen die Vorbereitungen für eine kleine Weihnachtsfeier für unsere Sprachpartner. Das gute Weihnachtsgebäck von Alins und meiner Mutti kam zum Einsatz, genauso wie der ebenfalls von Alin importierte Plastikweihnachtsbaum mit echten Kerzen und kleinen Kugeln! Insgesamt gab es eine Fressorgie (anders kann man es einfach nicht beschreiben) bei der wir Stollen, Plätzchen, Pfefferkuchen, deutsche Schokolade, Spekulatius und Zimtsterne verspeisten. Das ganze dauerte mindestens 3 Stunden und hinterher waren alle mindestens so kugelrunde, wie der Bauch des Weihnachtsmanns.

Mittwoch, 17. Dezember 2008

Xujiahui und Südshanghai徐汇区

Heute hab ich meine Eltern und Jens zu dem von mir schon begutachteten Longhua – Tempel龙华寺und zum Märtyrerdenkmal龙华烈士陵园nach Südshanghai geschickt. Dort bin ich dann am frühen Nachmittag zu ihnen gestoßen und die Besichtigungstour ging weiter. Wir haben uns auf den Weg ins Technologiezentrum von Shanghai gemacht, allerdings besichtigten wir dann eine alte katholische Kathedrale, die nach einem chinesischen Missionar benannt wurde. Ja auch in China versuchten die Christen ihren Glauben zu bleiben und haben es sogar bis zum damaligen Kaiserhof geschafft. Jedoch nur im Bereich der Astrologie, in denen die Europäer den Chinesen um eine Nasenlänge voraus waren. So übernahm man das Astronomische System, aber das Christentum wurde niemals zum Staatglauben erhoben.
Danach kreisten wir ungefähr 4 mal um den selben Fleck herum ohne die alte und berühmte Bibliotheca Zi-Ka-Wei徐家汇藏书楼zu sehen. Kein Wunder....Ein falsches Foto, ein Stadtplan ohne Straße und riesige neue Wolkenkratzer, die die kleine Bibliothek verschlucken. In einer Nische zwischen beiden Hochhäusern fanden wir dann ein dreistöckiges Gebäude, was die hoch gepriesene Bibliothek darstellen sollte. Leider konnten wir nur eine Gemäldeausstellung besichtigen und einen kurzen Blick auf einen der alten Lesesäle erhaschen, bevor wir vom Personal erwischt wurden und sanft wieder herausgedrängt wurden, da wir nicht im Besitz eines Mitgliedsausweises waren.
Nach diesem etwas ärgerlichen Ereignis ging es ab zum Stoffmarkt, bei dem sich unsere Wege trennten. Meine Mutti und ich streiften durch die rieseigen Stoffballen und für meine Mutti sprang dabei ein hübscher kleiner Kurzmantel heraus, den wir in der übernächsten Woche abholen, wenn wir ale wieder von unseren Reisen zurück sind. Papa und Jens sind derweilen durch die Gassen der, sich neben dem Stoffmarkt befindenden, alten Stadt gelaufen und haben Federvieh und andere Dinge beobachtet. Danach ging es ab zum Abendbrot bei einem richtig guten vietnamesischen Restaurant: Aniseed (Sternanis da hui xiang 大茴香)! Dort haben wir gespeist wie die Götter in Frankreich und auch der kleine Stau im Voraus ist dadurch wieder wettgemacht. So zartes Fleisch habe ich wirklich noch nie in meinem Leben gegessen!
Am Abend schlenderten wir nochmals durch die riesige Shoppingmall Wujiaochang in der Nähe des Hotels und ich zeigte meinen Eltern und Jens die Welt des chinesischen Konsums, in dem kleine Kinder komplett in Pinke Barbiekleider gehüllt werden können und von einem Spielzeugladen in den nächsten stürzen.

Montag, 15. Dezember 2008

Stadtteil Hongkou 虹口

Heute hab ich meine Eltern in diesen Teil Shanghais geschickt, das ist der Abschnitt in der der unten beschriebene Luxun – Park鲁迅公园liegt. In der Literatenstraße bin ich pünktlich zum Mittagessen zu ihnen gestoßen und hab ihnen mal die kulinarischen Spezialitäten Koreas näher gebracht. Nach viel Gelächter und kaum einen Bissen von den leckeren Gerichten hab ich dann doch noch Besteck nachbeordert und dann ging das große Festessen los. Vor uns wurde live gegrillt und wir hatten einen Tisch voller scharfer saurer Speisen, dass die Beine fast barsten! Jens hat sich auch mal an das Qingdao Pijiu gewagt, das Bier, was in Qingdao nach deutschem Reinheitsgebot gebraut wird. Besonders beeindruckt waren die beiden Männer von der Größe der 0,6 Liter Falschen. Gut gestärkt ging es dann auf zu dem ehemaligen jüdischen Ghetto Shanghais mit einer bekannten Synagoge, die heute als Museum dient und nicht mehr zur Ausübung des Glaubens genutzt wird. Doch bevor wir an der Ohel Moishe Synagoge摩西会堂ankamen war es ein etwas längerer Weg... Mein Papa hatte in einem Anflug von Kühnheit dem Taxifahrer gesagt an welcher Straße er halten soll... Nun ja einige Parallelstraßen weiter befand sich unser Ziel dann auch. Bis dorthin schlenderten wir durch das in Backsteinen erbaute Viertel. In dem Museum selbst waren wir die einzigen Gäste und bekamen eine Privatführung auf einem chinesisch-englisch Mix, den ich dann versuchte halbwegs korrekt zu übersetzen. Danach erkundeten wir den Stadtteil weiter und gingen vorbei an kleinen Läden, Werkstätten, Gässchen und einem Park. Besonders begeistert hatte uns ein Markt. Typisch chinesisch war hier alles sehr frisch und lebendig, krabbelte, zappelte, wabbelte und sah ungewöhnlich anders aus. Neben den verschiedensten Gewürzen in allen Farben standen riesige Gemüsestände mit x-Arten von Zucchini und Gurke. Fleischstand reihte sich an Fleischstand und meinem Vater lief schon wieder das Wasser im mund zusammen. Auch der Anblick von Entenköpfen und lebenden Krabben und Hühnerfüßen konnten den Mund nicht trockenen. So beschlossen wir nach einem geruchsintensiven Abstecher in die Fischabteilung ein anderes Restaurant aufzusuchen.
Das Taxi spuckte uns dann in einer komplett neuen Welt aus. Am Wujiaochang, einem riesigen Platz mit 5 Shoppingmalls, an dem sich 5 Straßen treffen. Hier aßen wir in einem Restaurant typische Chinesische Küche und danach spazierten wir zurück zum Hotel.

Heute war ein Tag der vielen Eindrücke, denn neben den alten Bauten und verfallenen Häusern haben wir die überall gegenwärtige Konsumwelt Shanghais kennen gelernt. Heute haben sich Arm und Reich, Dreck und Sauberkeit, Kultur und Konsum die Klinke in die Hand gegeben und ein für Shanghai wirklich typisches Bild gezeichnet.

Sonntag, 14. Dezember 2008

Meine Eltern und Jens - auf nach Shanghai

Juchu, meine Eltern und Jens kommen zu Besuch!!!!!
Ganz früh bin ich heute aufgestanden um noch den letzten feinschliff für den Besuch meiner Eltern vorzunehmen, also noch mal putzen, aufräumen, die Pläne ausdrucken, die auf stolze 60 Seiten kommen und mich mental auf ein Wiedersehen einstellen. Ganz ehrlich konnte ich den Tag davor kaum still halten und bin nur sehr schlecht eingeschlafen. Zum einen war ich sehr aufgekratzt vor Freude meine Lieben wieder zu sehen, zum anderen mache ich mir doch auch ein wenig Sorgen um sie in so einer riesigen, fremden Metropole ohne auch nur den hauch von Chinesischkenntnissen und nur gebrochenem Englisch!
Aber egal. Um 11.20 klingelte mein Handy und mein Papa war dran. Alle sind wohlbehalten nach einem Flug mit wenig Schlaf im Hotel angekommen und warten darauf, dass ich sie abhole! Also schnappte ich mir mein Zeug und meinen neuen (ich muss mal angeben) Backpack-Rucksack zum Bus gezogen und zum Hotel gefahren, das ca. 10 Fahrminuten entfernt liegt. Dort bog ich in die Lobby ein und sah gleich meinen Onkel auf dem Sofa sitzend und bin erst mal auf ihn zugestürmt um ihm noch sein Geburtstagsgeschenk zu geben...ein kleines Stück chinesisch Buttercreme-Torte aus einer chinesischen Konditoreikette. Dann kamen auch schon meine Eltern aus dem Fahrstuhl gestürmt und nach einer dicken Umarmung durfte ich die mitgebrachten Schätze auf dem Hotelzimmer begutachten! Darunter befinden sich z.B. selbstgebackene Plätzchen aus Schokolade von meiner Mutti, viel Weihnachtsschokolade (der Weihnachtsmann war leider etwas mitgenommen vom Flug), Lebkuchen, einen echten Dresdner Christstollen, Geschenke für die Sprachpartner, Bücher und typische Dinge, die ein Mädchen zum überleben braucht! Nicht zu vergessen das Weihnachtsgeschenk von Oma, was aber noch bis zum Festtag verschlossen bleibt – versprochen! Mit samt den ganzen Sachen ging es dann mein Studentenzimmer begutachten und abladen. Danach kam die erste Härteprüfung für meine Verwandtschaft.
Der Besuch beim Uiguren – meinem Lieblingsnudelrestaurant – entpuppte sich als sehr heimtückisch. Zum Glück saßen wir im Hinterzimmer, denn schon allein dort schafften wir es genügend Chinesen zu unterhalten. Es war das erste Mal das meine Eltern und Jens Stäbchen benutzten. Um so lustiger war es, dass sie sich extra für diesen Fall Besteck mitgenommen hatten, was nun aber alleingelassen im Hotelzimmer lag und noch auf seinen Einsatz wartet.
So versuchte ich mein Bestes mit meinen auch nicht perfekten Fähigkeiten ihnen beizubringen, wie man die Stäbchen hält, ohne einen Krampf im ganzen Arm zu bekommen. Aber ihr könnt euch nicht vorstellen wie schwer es ist überhaupt erst mal zwei Stäbchen parallel in der hand zu halten und die Spitzen aufeinander zu führen.
Das Ende des Liedes war: Mein Papa, wie sollte es auch anders sein, kam ganz gut klar, wie immer wenn es ums Essen geht, Onkel Jens hat einen starken Willen besessen und es bis zur letzten Nudel versucht. Auch Mutti hat gekämpft, aber irgendwann, nachdem wir schon fast fertig waren, hat sie dann zum Suppenlöffel gegriffen um auch noch satt zu werden.
Gut genährt machten wir noch einen kurzen Spaziergang über den Campus und wurden noch mehr angestarrt als sonst, sieht ja auch lustig aus so eine deutsche Familie. Danach ging es ab zum Bund wo wir den Abend ausklingen ließen bei einem Bummel über die Promenade und einem Tee, Bier und Kaffee im Restaurant mit Blick auf Pudong.
Jetzt liegen alle friedlich in ihrem Bettchen und schnarchen hoffentlich nicht zu laut vor sich hin. Und ich.... bin total glücklich meine Eltern nach so langer Zeit wieder ärgern zu können!

Wohnungssuche

Die darauf folgende Woche verbrachte ich damit Reiseführer zu durchforsten und den Plan für meine Eltern und Onkel Jens zusammenzustellen (der eigentlich ein Überraschungsgast sein sollte, aber meine Eltern haben sich bereits vorher verplappert und so wusste ich auch, dass er mit von der Partie ist ^^). Nebenbei bin ich auf Wohnungssuche für mein Praktikum und war gestern am Samstag den 13. 12. endlich auch mal erfolgreich. Nachdem die ersten beiden Wohnungen im Zimmer nicht mal die einfachen 3 Dinge wie Kleiderschrank, Bett und Schreibtisch bieten konnten, weit weg von meiner Praktikumsfirma waren und zu dem nicht gerade billig, habe ich im Internet einen wahren Schatz gefunden.
In der besagten Wohnung wohnen auch noch Amerikaner, Inder und Deutsche(alles Männer, aber zu Beginn nächsten Jahres ziehen die Deutschen aus). Bei der Fahrt zur Besichtigung erblickte ich voller Erstaunen das Gebäude, in dem die Firma sitzt bei der im Februar zu arbeiten beginne. Keine 5 min später biegt das Taxi in einen Komplex, der mir auch bekannt vorkommt – irgendwie. Es war der Komplex, in dem die Tante meiner Sprachpartnerin wohnt. Am Eingang wurde ich dann von David, einem Amerikaner abgeholt und sofort in die Wohnung geführt. Alles sehr sauber, Parkett Boden, Wohnzimmer, Esszimmer, 2 Badezimmer, Balkon mit Grill, mehrere Schlafzimmer, Küche und das alles auf 2 Etagen. Das alles bekomme ich ab Januar ab 2300 Yuan plus 250 Yuan Nebenkosten mitten in Pudong und nur 10 Gehminuten von meinem Praktikumsbetrieb. Ein besseres Angebot habe ich bis jetzt nicht gehabt. Also machte ich gleich Nägel mit Köpfen und wickelte die Männer um den Finger, sodass ich jetzt eine Wohnung für das kommende Praxissemester sicher habe!

Zwar wird der Dezember jetzt ganz schön stressig mit Ummelden und einziehen und Besuch aber aufregender geht es wohl glaube ich auch nicht!

Studentenleben - International Students Festival

Also die letzten 14 Tage waren ganz schön stressig. Neben dem Lernen für das Studium haben wir hier mehrere für internationale Studenten organisierte Veranstaltungen besucht und ich bin dabei gewesen für mein Praktikum eine Wohnung zu suchen und die Reiseplanung für meine Eltern in Shanghai durchzuplanen.

Also bevor ich mich jetzt überschlage an neuen Informationen beginne ich einfach bei Freitag dem 4.12. der uns einen wirklich schönen Abend bescherte. Die ausländischen Studenten aller Fakultäten stellten ein Programm auf die Beine mit dm sie der Tongji Universität ihr Land vorstellten. So gab es ein buntes lautes Gemisch aus Tanz, Musik, Gesang und Schauspiel. Jeder Student gab sich Mühe und versuchte in traditioneller bunter Tracht gekleidet die tollsten Künste seines Landes zu repräsentieren. Wir sahen Fächertänze aus Thailand, Tänze aus Afrika, Lieder aus Frankreich und Italien, die inoffizielle europäische Hymne dirigiert von einem Japaner, ein sehr eigenes Schauspiel von – wie sollte es auch anders sein - von einem Deutschen, Duette aus Tausend und einer Nacht und chinesische Lieder gesungen von Studenten aller Nationen. Die Fotos schoss Ain, ich versuchte das letzte bisschen Strom aus meinen Akkus herauszuquetschen und einige Videos zu drehen.

Dienstag, 2. Dezember 2008

Jazzbar House of Blues and Jazz 29.11.2008

Diesmal hatten wir gleich Erfolg bei der Suche nach dieser Bar. Diese Bar ist nämlich die gleiche, auf die wir es schon einmal abgesehen hatte, die allerdings nur noch aus einem leeren Gebäude mit abmontierten Lettern bestand. Gar nicht schwer zu finden, ist diese Bar heimlich umgezogen und befindet sich jetzt in der Nähe vom Bund. Etwas früh erschienen wir um21.30 Uhr dort. Noch standen nur die Instrumente der Band herum und überall sah man Menschen plaudern. Die Bar war im Gegensatz zu unseren letzten Ausflügen wesentlich gehobenen, was man auch an der schweren, alten Innenausstattung sehen konnte. Alles war europäisch gehalten im klassischen Kolonialstil, aber trotzdem sehr gemütlich. Wir wurden von den Kellnern begrüßt (die übrigens alle männlich und zwischen 20 un30 waren und bestimmt so gut aussahen um die Frauen in die Bar zu locken) und wollten uns an einen Tisch in einer Ecke setzen, aber sofort wurden wir zurückgepfiffen. Dieser war wohl schon reserviert und so begnügten wir uns mit den Hockern an dem Tresen mit super Sicht auf die Band. Irgendwann marschierten die vier auch ein und begannen Kontrabass, Schlagzeug, Klavier und Akustikgitarre zu spielen. Etwas zu leise meiner Ansicht nach, denn wir konnten den Sänger nicht von den hundert anderen Stimmen im Raum unterscheiden. So bestellten wir uns erst mal Getränke von der Karte und mussten schon wieder feststellen, dass es diesmal bestimmt nicht billig für uns werden würde. Da die zahl 8 Glück für Chinesen bedeutet, gab es so gut wie keine Speise ohne diese Zahl. Also waren die meisten Cocktails um die 88Yuan, was bei deren Größe, Geschmack, Zutaten und vor allem der Kellner aus Anhui vollkommen überteuert und für die Ladenbesitzerin die reinste Gelddruckmaschine war.
Nach einer Pause spielte die Band wieder auf, diesmal aber mit Bassgitarre, E-Gitarre, Schlagzeug und Keyboard, allesamt an einem Verstärker angeschlossen und nun richtig laut. Von nun an konnte man relaxed der Musik lauschen, wären da nicht diese bösen und gemeinen Zigarren gewesen, die auf einmal rings um uns herum auftauchten. Von dem Gestank wurde uns erst mal schlecht, aber die guten Plätze wollten wir trotzdem nicht aufgeben. Nach einer weiteren Pause der Band hatten wir eine nette Begegnung mit 2 Spaniern und einem Deutschen, die den Kellnern beibrachten, dass man deutsches Bier aus großen Biergläsern trinkt und nicht aus kleinen. Der Kellner bewies auch gleich Geschick Er stülpte das Weißbierglas auf die Flasche, drehte alles um und ließ das Gebräu herauslaufen, am Ende rubbelte er die Flasche nochmals zwischen den Fingern und auch der letzte Tropfen Schaum fand seinen Weg ins Glas. Um diese Einschenk-Kunst noch zu toppen holte er später 2 Pastillen, die das Bier abermals zum schäumen brachten. Eine tolle Angeberei und sehr witzig. Mit den neuen Bekanntschaften verbrachten wir den Rest des Abends bei wahnsinnig toller Musik und versuchten nicht an das riesige Loch in unseren Geldbeuteln nachzudenken.

Montag, 1. Dezember 2008

南京Nanjing 21-23.11.1008

Freitag um 18.18 Uhr bestiegen wir unseren Schnellzug nach Nanjing, der uns innerhalb von 2 Stunden in die ehemalige südliche 南 “nan“ Hauptstadt 京 „jing“ Chinas bringen sollte. Kaum eingestiegen waren wir auch schon da. Zuerst kauften wir eine überteuerte Stadtkarte und danach organisierten wir uns unter mehr als dubiosen Umständen ein Hotel für 2 Nächte, was pro Person ca. 60 Yuan kostete und dessen Badezimmer aus einer gläsernen Kabine mitten im Zimmer bestand. Aber egal, wir bleiben dort ja eh nur zum Schlafen. Unseren ersten Abend kosteten wir dann noch voll aus, denn Nanjing hat wirklich ein buntes Nachtleben zu bieten. Wir zog aus in die Kneipenstraße 1912, in der sich eine schicke Kneipe an die andere reiht gepaart von vielen Diskotheken und alles mächtig auf Luxus getrimmt. Wir ließen uns wiedereinmal von der Musik leiten und setzen uns in eine Bar, die wohlbemerkt Kronleuchter als beleuchtung vorzuweisen hatte. Was gleich auffiehl war, dass wir die einzigen Westler sind. Ansonsten gab es nur noch Chinesen, die ich mal grob zur oberen Schicht zähle. Allerdings ging es hier keineswegs hochgeschlossen und steif zu, nein über all an den mächtigen Tischen saßen die Leute in weich gepolsterten Sofas und spielten ein, für uns komplett undurchschaubares, Würfelspiel. Das einzige, was wir davon herausbekamen ist, dass der Verlierer Trinken muss. Wir bestellten uns Getränke und einen kunstvoll garnierten Obstteller und genossen für den rest des Abends die chinesische Popmusik, dargeboten von einer Liveband.

Am nächsten Morgen hieß es früh aufstehen und fertig machen. Am Tag davor hatten wir nämlic noch eine Gruppenreise mit Chinesen gebucht und der Bus sollte gleich kommen. Wir also aufgesprungen, uns fertig gemacht, schnell och ein bisschen Frühstück und Getränke eingekauft und losgehetzt. In einem Kleinbus nahmen wir auch Platz und von da an ging es eigentlich nur noch kreuz und quer durch die Stadt. Zunächst sammelten wir die restlichen Touristen ein, wobei wir feststellten, dass unsere Kaschemme im Gegensatz zu den Behausungen der anderen Gäste noch wesentlich besser abschnitt.
Unser erster Ausflugspunkt hieß Yangzi. Auf dem Weg dorthin hielten wir an einem speziellen Eierkuchenstand an, dessen Besitzer Wahrscheinlich mit dem Busfahrer verwandt ist, um typische Nanjinger Eierkuchen zu essen, die billiger und besser gewürzt sind als die Shanghaier. Am Fuße der einzigen Brücke, die die beiden Stadtteile von Nanjing miteinander verbindet stiegen wir aus und erklimmten die Brückenpfeiler mit....einem Fahrstuhl. Die Brücke ist eine Doppeldeckerbrücke, so konstruiert, dass unten die Bahn fährt und sich oben der Straßenverkehr abspielt. Wie wir feststellten war die Sicht nicht allzu gut, was an dem bekannten Nanjinger Nebel lag gemischt mit reichlich Smog. Trotzdem war der Ausblick überwältigend. So beeindruckt versuchten wir wenigstens die Mitte der Brücke zu erreichen, allerdings unterschätzen wir die Weite und mussten vorzeitig umkehren. Trotzdem die geballten Wassermassen bleiben mir in Erinnerung, genauso wie die alte Frau mit gebunden Füßen, die stolz ihre Hosenbeine lüftete, damit wir sie besser fotografieren konnten!
Unser nächster Anlaufpunkt war am anderen Ende der Stadt, sodass wir ungefähr 2 Stunden im Stau steckten und dann nur noch schnell durch das Konfuziusmuseum huschten. Trotz allem, zwang uns die Reiseleitung an einer Verkaufssession teilzunehmen...Wir sollte Gurkenschäler und scharfe Messer kaufen, die es wohl nur an diesem Ort gibt und die an die Formen zu Konfuzius’ Zeiten angelehnt sind. Glücklicher Weise entkamen wir der Verkaufattacke und erhaschten noch einen kurzen Blick auf eine konfuzianische Zeremonie. Hier stieß ich auch das erste Mal mit Wachleuten zusammen, als ich nur mal einen Blick in die Halle dahinter werfen wollte. Sofort schrillte ein Pfiff und ich musste zurückgehen.
Danach ging es ab in den Mouchou Gongyuan, einem weitläufigen Park mit kleinen Pavillons und großem See, der wie gegossen in das Stadtbild von Nanjing passt. Dort hielten wir uns auch ganze 30 min auf, erholten uns von den Busstrapazen (mittlerweile waren so viele Leute im Bus, dass der Kampf um die guten Plätze losging. Ich saß am Ende auf einem Platz, den man eigentlich mehr als Radkasten bezeichnen kann, zum Schluss eroberten wir dann aber doch noch mal bequemere Positionen!). Zum Mouchou See gibt es auch noch eine traurige Geschichte. Und zwar soll es einst ein Mädchen namens Mouchou gegeben haben, die auf den Wunsch ihres Vaters einen reichen Mann in Nanjing heiratete. Mit diesem neuem Leben war sie so unglücklich, dass sie keinen anderen Ausweg sah, als sich mit einem Sprung in den See das Leben zu nehmen.
Weiter ging es zum Yuhuatai Märtyrer Gedenkpark. Von der Gedenkstätte sahen wir allerdings nur den Eingang, denn wir hatten ja nicht so viel Zeit. Der Park besteht aus dichtem Wald, Pavillons, kleinen Gehwegen, den Grabstätten zum Gedenken der Märtyrer und allem was sich Chinesen so zur Erholung wünschen. Trotz unseres Zeitproblems fuhren wir aber zu einem Jadeverkauf auf dem Gelände. Die Ausstellungsstück waren auch wirklich graziös gemeißelt und wunderbar gefertigt, doch Alin und ich besaßen leider keine 160000 Yuan um einen riesigen Brunnen aus Jade zu kaufen.
Danach ging es ab in eine Siegelausstellung, die sich wiederum als perfekt angelegter Garten herausstellte und eigentlich bekannt ist für eine berühmte Kalligraphie. Viel bekamen wir von der Führung allerdings nicht mit, das diese wiederum in einem rasanten Chinesisch abgehalten wurde wie der Rest der Führung auch. Dann wurden wir von unserem quälenden Hunger erlöst und aßen in einem etwas überteuerten Restaurant zu Mittag. Frisch gestärkt unternahmen wir einen Ausflug zu einem buddhistischen Tempel inmitten eines Parks, der lustiger Weise lauter Miniaturbauten von berühmten Gebäuden in China beinhaltet. Im Tempel hielten wir uns ziemlich lange auf, was uns darin bestätigte, dass es in China im allgemeinen mehr Buddhisten gibt. Sogleich wohnten wir einer kleinen Zeremonie bei und konnten unsere Touristengruppe beim Beten zuschauen. Sehr interessant, aber man sollte sich davor hüten hier zu fotografieren...
Nun war es schon später Nachmittag und wir machten uns noch auf den Weg zum Purple Mountain, einem Berg, der zum Nationalpark erklärt wurde und mehrere Sehenswürdigkeiten besitzt, wie z.B. das Sun Yat-sen Mausoleum, den buddhistischen Linggu Tempel und kleine Ming Tombs, in denen Tierskulpturen zu finden sind. Von alldem sahen wir wieder nur den Eingang, was uns entgültig zu dem Entschluss brachte, dass wir von nun an wieder als Individualtouristen unterwegs sein werden.
Am Abend trudelten wir in unserem Gasthaus ein und verabredeten uns mit Dirk einem Kommilitonen aus Zwickau, der in Nanjing studiert. Mit ihm testeten wir Nanjings Cuisin, die eine spezielle salzige Ente als Spezialität zu bieten hatte. Nach einem kräftigen Mahl, setzten wir uns in ein Cafe und plauderten über die Erlebnisse in China. Dort hatten wir eine ganz eigene Erfahrung, denn Alin machte uns auf eine Ratte aufmerksam, die soeben die Wand senkrecht nach oben gelaufen war und deren nackter Schwanz nun aus dem Gitterost in der Decke heraus hing. Auch so etwas kann in einem etwas nobleren Cafe geschehen... das ist nun mal China so wie wir es kennen.

Am Sonntag sprangen Alin und ich ins Taxi und fuhren nochmals zum Purple Mountain. Wir konnten es uns einfach nicht nehmen lassen diesen Nationalpark zu besichtigen, dessen Eintrittpreise sich allerdings auch sehen lassen können für 80 Yuan marschierten wir straff an riesigen lauten chinesischen Touristengruppen vorbei mitten in eine Gedenkhalle für die beim Nanjing Massaker gestorbenen Soldaten. Wir legten noch einen Zahn zu, denn wir wollten nicht schon wieder als Fotoopfer missbraucht werden und noch ein bisschen von der morgendlichen Ruhe des Waldes genießen. So besichtigten wir den Lingu Tempel kurzer Hand uns wanderten dann ein bisschen durch das Gelände des in wunderschönen Herbsttönen getünchten Waldes. Unseren nächsten Stopp machten wir an einer Pagode, die ich auch gleich erklimmte um die Aussicht über dieses Schutzgebiet zu genießen. Ach es tat mal wieder richtig gut aus dem städtischen Muff herauszukommen und „Berge“ zu sehen. Nach diesem Streifzug stiegen wir in eine winzige Tschu-Tschu-Bahn ein, die uns auf einer schmalen Straße zum Sun Yat-sen Mausoleum kutschierte. Dort waren wir erst mal ziemlich beeindruckt von der Höhe es Mausoleums, denn 397 Treppen führten zu seiner Grabstätte. Gleich erklimmten wir auch diesen Hügel und gesellten uns prustend und schnaubend zu den anderen tausenden chinesischen und ausländischen Touristen. Das Mausoleum wurde eigens für den Begründer der Republik angelegt und soll im Ganzen die Form einer Glocke haben, die wiederum mit der Aura des Staatsmannes harmonisiert! Egal, wie diese Form auch ist, der Ausblick vom Berg war fantastisch und so verweilten wir hier noch ein bisschen. Eigentlich wollten wir uns nun noch die Ming Tombs anschauen, dafür hätten wir aber nochmals extra Geld bezahlen müssen und so beschlossen wir mit dem Taxi zurück zufahren und gemütlich eine Runde um den städtischen See dem Schwarzer-Drachen-See Xuánwǔhú 玄武湖zu spazieren. Auch hier bestiegen wir fauler Weise ein kleines Auto, was uns einmal am nebeligen Ufer entlang fuhr. Zum Abschluss gönnten wir uns noch ein superleckeres Essen in einer japanischen Nudelrestaurant und machten uns auf dem Heimweg.