Dienstag, 21. Oktober 2008

Jadebuddha-Tempel und Century Park

Samstag 18.10.2008

Früh um 7 war ich schon wieder hell wach, nutzte die Zeit um ein paar Zeichen zu wiederholen und wartete dann auf Alin, sodass wir um 9 Uhr endlich zu unserem Tagesziel aufbrechen konnten. Dieses war der sogenannte Yufo Si 玉佛寺 Jadebuddhatempel. Ein sehr kleiner Tempel wie sich später herausstellte, der noch dazu vollkommen von Touristen belagert wurde (diesmal ein ganzer Bus italienischer Touristen). Bekannt ist er für die Buddhastatue aus einem kompletten Jadeblock, die sehr kostbar ist und nicht fotografiert werden darf, muss man Extraeintritt zahlen, nur um sie zu sehen.
Danach hatten wir noch soviel Zeit, dass wir beschlossen Zum Century Park zu fahren. Dies ist der wohl größte Park Shanghais und kostet auch eintritt 10 Yuan umgerechnet, damit wir reinkommen. Gleich am Anfang sahen wir lustige Vehikel um den See kutschieren und so liehen wir uns beim Fahrradverleih ein solches aus. Es funktioniert wie ein Fahrrad, nur dass man nebeneinander sitzt und einer über Lenkrad und Bremse verfügt. In unserem Fall hatte ich die ehrenvolle Aufgabe uns durch den Touristen und Wochenendstau zu fahren, was Alin mehr als einmal dazu veranlasste mir ins Lenkrad zu greifen oder selbst mitzulenken. Nach einer Runde um den See und vielen Weg, die einfach in Sackgassen endet musste das Fahrrad wieder zurückgebracht werden, da unsere Stunde abgelaufen war. Abgesehen von der Landschaft waren die Brautpaare, die wir zusammen gesehen haben auch sehr hübsch. Viele Chinesen wählen diese Umgebung für ihre prestigeträchtigen Hochzeitsfotos, die später als Geschenk weitergegeben. Der Park enthält neben dem Teich mehrere Flussarme und einen Sportplatz für Fußball und einen Kindervergnügungspark mit Achterbahn, Karussells und allem Drum und Dran.. nach einem kurzen Spaziergang am Ufer setzten wir uns für eine Denkpause auf den Ufersteinen nieder und ließen das Geschehene nochmals Revue passieren. Danach holten wir uns draußen sehr leckeres in Öl gebackenes Brot und eine Art Omelett. Voll lecker! Trotz des Eintrittes lohnt sich der Park auf jeden Fall. Beim Fahrradverleih bekommt man sogar 3er Tandems und andere Tolle Rennmobile. Alles in allem sehr abwechslungsreich, ruhig und grün.

Zuotian Jintian Mingtian 昨天今天明天

Freitag 17.10.2008

Alin und ich testen das Nachtleben in Shanghai.
Ursprünglich war an diesem Abend ein Geburtstagsparty mit den Fudan-Leuten angesetzt, doch die ist dann geplatzt, also durchforsteten Alin und ich kurzerhand das Internet und unsere Reiseführer nach Geheimtipps für gute Musik. Empfohlen wurde uns sowohl i Internet als auch in den schlauen Büchern die Bar Zuotian Jintian Mingtian 昨天今天明天 oder auch Timepassage genannt. Diese Bar ist berühmt für gute alte Rockmusik und Live-Musikbands am Abend. Also versuchten wir beide unser Glück und stiegen in die U-Bahn. Es grenzt nahezu an ein Wunder, dass wir wirklich nur mit ungenauer Wegbeschreibung und Stadtplan sofort, diese auch für Shanghai wirklich winzige Bar gefunden haben. Ganz unauffällig mit einer Tafel und Kreideinschrift steht die Bar in der französischen Konzession mitten in






einem Wohngebiet neben einem Tennisplatz. Von innen sieht sie aus wie eine Chinesische Bar, Guinness ist Standardbier, die Cocktails kosten 3-4 € und sind ein bisschen klein, aber gehaltvoll. Wir suchten uns eine gemütliche Ecke und machten uns auf Barhockern breit um dem Gesang einer wirklich engagierten Chinesin zuzuhören, die wirklich über 2 Stunden am Stück gesungen hat und die Bar in Stimmung brachte. Danach kam eine chinesische band, die sowohl englische Rockmusik, als auch chinesische gespielt hat. Alles nur mit Bassgitarre, E-Gitarre und Akustikgitarre, aber die Sänger hatten eine echt tolle Stimme. So saßen wir da und schlürften gemütlich unsere Getränke, bis ich den Fehler machte einen Eiskaffee zu bestellen. Was ich bekam war tatsächlich auch Kaffee mit Eis – mit Eiswürfeln. Könnt ihr euch vorstellen wie kalter Kaffee verdünnt mit Eiswürfeln schmeckt? Ich rate jedem von dieser Erfahrung ab, munter war ich hinterher allerdings. Um 1 machten wir uns dann auf den Rückweg. Der Taxifahrer hatte leider das Poblem, dass die Straße, die er nehmen wollte gesperrt war und so nahmen wir einen Umweg. Dafür hat er uns schon 1km vorher bezahlen lassen und uns den Rest für umsonst gefahren. Es gibt also auch liebe Taxifahrer!

Pekingente die Zweite!

Dienstag 14.10.08

Und schon wieder gibt es Beijing Kaoya 北京烤鸭 also Pekingente zu essen!!
Monikas Eltern hatten ihr nämlich eine Ente geschenkt, und sie hat mich eingeladen, diese gemeinsam mit ihr am Dienstag zu verputzen. Dazu gab es schwarze Reispapierplättchen, was als Delikatesse gilt und Lengmian 冷面 kalte Nudeln, die mich ein kleines bisschen an Nudeln mit Tomatensoße erinnern. Jetzt weiß ich auch, dass man Pekingente nicht getrennt von diesen Röllchen ist, sondern, dass die Fleischstreifen in die Röllchen hineinkommen. Das erklärt natürlich auch, warum uns die Restaurantangestellten und Gäste sowie die Passanten von draußen belustigt beim Essen zuschauten. Wieder was gelernt, beim nächsten Mal in Beijing, kenne ich mich schon aus ^^

Jobmesse

Sonntag 12.10.08

Nachdem wir uns auch einmal genehmigt haben bis um 8.30 zu schlafen und noch einmal leckeres Frühstück mit Pancakes und Honig genießen durften, holten wir unsere Reisepauschale ab und machten uns hübsch für die Jobmesse mit Swiss Hotel hübsch machten. Dabei kam auch gleich mein neuer Anzug zum Einsatz und die frisch gedruckten Lebensläufe, sowie die Visitenkarten. Bewaffnet mit all diesen Dingen stiegen wir in ein Taxi zu dieser Messe. Dort waren wie angekündigt 20 deutsche Unternehmen vertreten unter anderem auch VW, Würth und BASF, sowie die AHK, das GTZ und das Goetheinstitut. Als Erfolg für diesen Tag können wir verbuchen dass wir unsere Visitenkarten unter das Volk gebracht haben und ein paar Lebensläufe verteilen konnten. Danach versuchten wir noch verzweifelt Geschenke für unsere Sprachpartner aufzutreiben, was uns letztendlich auch gelang und wir unsere Fahrt mit einer Pekingente krönten. Übrigens Gab es in Beijing interessante DVD Läden, die beispielsweise Woody Allens kompletten Filme für umgerechnet 25 €. Aber ich bin ja ein liebes Mädchen und hab die große Box im Schrank stehen lassen! Naja, leider waren wir genau zur Kaffeezeit dort und es gab nur kalte, fettige Ente. Dazu bekamen wir noch Teig aus weißem Reis, der in ganz dünne Plättchen ausgewellt war und in den man eine Soße streicht, Gurken und Frühlingszwiebelstreifen hineinlegt, das ganze rollt und wie eine Frühlingsrolle isst, echt lecker. Auf unserem Rückweg lernten wir noch 2 Studenten von der Fudan Universität kennen, mit denen wir uns in Shanghai mal zu einem Jazzabend verabreden wollen. Schon war unser Wochenende vorbei und wir fuhren mit einem netten chinesischen Pärchen zusammen zurück nach Shanghai.

Beijing - diesmal klappt es!

Samstag 11.10.2008

Nach einer recht kurzen Nacht fanden Alin und ich uns im Speisesaal des Hotels ein und genossen das seit langem vermisste deutsche Frühstück, was uns dargeboten wurde. Neben leckerem Marmeladen Croissant und frischem Toastbrot gab es auch Würstchen und Armen Ritter und vieles mehr. Aber auch die chinesischen Essgewohnheiten fehlten nicht, so gab es auch warmes Büffet und die leckeren Mantou und Baozi. Auf jeden Fall waren wir nach dieser Mahlzeit pappsatt und setzten uns leicht schlaftrunken zu den Vorträgen des DAAD hinein. Diese waren allerdings so interessant, dass wir doch nicht zum Schlafen kamen.

Eine kleine Anekdote aus dem Vortrag eines deutschen Journalisten in China zum Thema: „Wie entstehen die Nachrichten über China, die die deutschen Medien übertragen?“

In China gibt es ganze 25 akkreditierte deutsche Journalisten. Davon sind 15 in Beijing und 10 in Shanghai.





Diese Journalisten haben natürlich Medienwissenschaften studiert und nicht Sinologie, berichten aber für ihre Zeitungen über alle Bereiche von Politik über wirtschaft bis hin zur Kultur und Reisen. Die FAZ ist dabei noch eine von den besseren Zeitungen, sie hat nämlich ganze drei Reporter in China. Von den Themen, die dann in der deutschen Presse zu lesen sind bestimmen die Reporter 50% selbst und der Rest wird entweder von der Zeitung diktiert nach dem Motto: „Wir haben lange keine schlechten Nachrichten über Menschenrechte und Korruption gehört, also schreibt mal was zu diesem Thema!“ oder die deutschen Reporter heften sich an die Fersen der amerikanischen und britischen Arbeitskollegen und kupfern ihre Texte ab. Ergo bekommt man in Deutschland leider nur ein höchst gefiltertes Bild von China über die Medien mit und viele Fassetten des Landes werden einfach unter den Tisch gekehrt oder aus einseitiger Sicht geschildert. Der Journalist selbst hat dies zugegeben und sich mehr Freiheit bei der Themenwahl gewünscht. Immerhin schreibt er fast jeden Tag einen Artikel für irgendeine Zeitung. Hier zählt dann doch eher Quantität statt Qualität.
Ein Beispiel dafür wie Nachrichten über das große Erdbeben in der Provinz Sichuan nach Deutschland kommen. Der Reporter begleitet eine britische Katastrophenjournalistin, die ihn auf den Zyklus der Berichterstattung hinweist. Am 1. Tag werden schreckliche Bilder gesucht, wie von Schulen und verschütteten Kindern, am 2. Tag häufen sich dann die Berichte über das Ausmaß, man fährt weiter in andere betroffene Gebiete, am 3. Tag reichen diese Schreckensnachrichten nicht mehr aus um das Publikum zu halten, also sucht man nachmöglichen Horrorszenarien, die das Erdbeben ausgelöst haben könnte, in diesem Fall waren es Seuchen und der Bruch von angeschlagenen Staudämmen. Dies wird dann noch ungefähr 2-3 weitere Tage aufgebauscht, bis dann die Attraktion für das Publikum abgeflacht ist. Sehr bestürzend fand ich die Aussage des Reporters, dass er eine chinesische Omi interviewt hat, die gerade ihr gesamtes Hab und Gut verloren hat und dazu noch ihre Kinder. Die Omi hat ihm alles erzählt und zum Schluss auch noch einmal richtig gefragt und nachgehakt, ob in Deutschland jetzt schlecht über China gesprochen wird. Das muss man sich mal vorstellen. Die gute Frau hat ihre Existenz verloren und ihre größte Sorge ist, ob in Deutschland negativ über China berichtet wird. Entweder hat da der chinesische Propagandaapparat sehr gut gewirkt, oder die Chinesen sind schon total von der negativen Berichterstattung der Deutschen deprimiert.
Ein weiteres Beispiel war die Zeitungsente vom Sommer, dass alle deutschen Studenten aus China während der Olympischen Spiele ausgewiesen werden und keine neuen Visa vergeben werden würden. Diese Nachricht stammt von einem einzigen Reporter, der seine Quellen auf wenige Studenten beruft, deren Visum nicht verlängert wurde und auf eine Dame des DAAD (die aber nur falsch verstanden wurde, wie sie uns sagte). Alle anderen Journalisten haben auf diese Meldung des Reporters hin die Nachricht, wohlgemerkt ohne sie selbst nochmals zu prüfen, an ihre deutschen Agenturen geschickt und so entstand die Ente des Jahres!

Aber nun genug aufgeregt. Nach einem leckeren Mittagessen und einem Vortrag über den Arbeitsmarkt in China, inklusive Jobtipps für die Bewerbung um ein Praktikum, wurden wir in Bussen zu den Hutongs (Wohngebiete mit Häusern aus Holz Gebälk und schwarzen Schieferdächern) in Beijing gekarrt. Wir fuhren zu den Nord-Hutongs, die als Hutongs der reichen Beijinger gelten, in denen früher der Adel gehaust hat. Zum Auftakt besichtigten wir den Trommelturm, in dem uns auch gleich eine Trommelschau gezeigt wurde. Ist schon echt beeindruckend zu sehen, wie ein paar Chinesen so viel Krach mitriesigen Trommeln machen können. Danach brachen wir auf zur Besichtigung der Hutongs und spazierten 2 Stunden durch dieses Gebiet. Einmal bot sich uns die Gelegenheit ein hergerichtetes Hutong zu besichtigen mit Herrenhaus, Angestelltenräumen und früheren Schlafgemächern, allerdings waren Fotos verboten. Beijing ist sehr bemüht um den Denkmalschutz, nur versteht man hier unter Denkmalschutz doch ein bisschen was anderes wie in Deutschland. Hier wird das Alte weggerissen und was Neues hingebaut, dass so sein soll, wie man es sich früher vorgestellt hat. Aber wenigstens werden heute Funde aus vergangener Zeit konserviert und ausgestellt, was auch nicht als selbstverständlich gilt. Außerdem hat Beijing als Hauptstadt ein wachsendes Problem mit der stetig steigenden Einwohnerzahl, was dazu führt, dass Außerhalb die Satellitenstädte mit Hochhäusern entstehen. Aber auch in der Innenstadt findet man unweigerlich hohe Bauten, die eigentlich vermieden werden sollten.
Nachdem wir unseren Reisebus wiedergefunden hatten, schafften wir es sogar noch zum vor 3 Tagen für die Öffentlichkeit zugänglich gemachten Olympia-Park zu fahren. Dort strahlte uns neben dem stechend neonblau leuchtenden Watercube ein riesiger Flatscreen von einem überdimensional großem Hotel entgegen, das selbst einen Drachen darstellen sollte. Auch das Vogelnest konnten wir sehen, insgesamt liegen die Olympiasportstätten viel dichter zusammen, als man sich das gedacht hat. Man kann sie alle innerhalb von 5 min erlaufen.
Nach diesem 15 minütigen Aufenthalt machten wir uns auf den Weg zum Empfang auf der Deutschen Botschaft, wo wir wieder einmal alle Leckereien aus Deutschland vorgesetzt bekamen, die man sich wünscht, nur leider war keine Thüringer Rostbratwurst dabei. Noch schöner war jedoch das Zusammentreffen mit Tanja und Matthi, die zum einen deutsche Kommilitonen und zum anderen Freunde sind. So plauschten wir in der Botschaft nicht nur mit unseren Freunden sondern auch mit dem Stellvertreter des Botschafters, den wir sogleich über eine Karriere bei der Botschaft ausquetschten. Er wurde jedes 3. Jahr spätestes in ein anderes Land versetzt mit Aufenthalten in Deutschland zwischen durch, damit er ja nicht die Heimattreue verliert. Seine Frau und Kinder sind immer mitgereist, allerdings konnte seine Lebensgefährtin nicht wirklich eine eigene Karriere starten. Ich glaub so familienfreundlich ist dieser Berufsweg wirklich nicht. Und für ein Praktikum hätten wir uns schon viel früher bewerben müssen. Egal, gepfropft wie Gänse machten wir uns auf den Weg in eine gemütliche Bar in der wir noch ein paar Cocktails schlürften und verabschiedeten uns vollkommen müde und kaputt von unseren Freunden aus Beijing.

Donnerstag, 16. Oktober 2008

Beijing Sightseeing!

10.10.2008 Freitag

Um 7.15 kamen wir am Morgen in Beijing an. Schon am Bahnhof bemerkten wir, dass wir in der Hauptstadt gelandet waren. Nicht nur die Architektur, sondern auch die Menschen sind ganz anders als in Shanghai und sehr bemerkenswert ist außerdem, dass wir blauen Himmel sehe konnten, richtigen blauen Himmel!!! Da in der Hauptstadt Chinas Politik zum Alltag gehört, empfanden wir Shanghaier die Atmosphäre sehr gedrückt. Man spürt den Menschen an, dass sie doch etwas zurückhaltender und vorsichtiger sind, als die Shanghaier. Auch der Kleidungsstil ist ganz verschieden. Während es in Shanghai nicht bunt genug sein kann und es fast kein Kleidungsstück ohne Glitzer oder Schleife zu kaufen gibt, bevorzugen die Beijinger doch eher dunkle, Erdfarben und klassische Kleidung. Auf dem Weg mit der U-Bahn stellten wir auch gleich fest, dass sich um uns eine Lücke bildete und die Menschen sich nicht trauten uns zu nahe zu kommen. (In Shanghai herrscht in der U-Bahn meist Kuschelstimmung). Von der Metrostation zu unserem hotel sollten es dann zum Glück nur noch ein paar Meter sein. Mit nagelneuem Stadtplan und Adressliste des DAAD gingen wir die Beijinger Alleen entlang. Überall standen frisch gepflanzte Bäume und die Straßen waren neu. Nach 10 Minuten Gehweg mit einem tonnenschweren Koffer (Alin und ich haben ihn zusammen benutzt, nur um zu verhindern, dass das Klischee „typisch Frau“ entsteht)im Schlepptau und einem Mann, der noch weniger Orientierungssinn besitzt als wir, kamen wir an eine Abzweigung, die gar nicht auf der Karte eingezeichnet war. Was also tun. Zunächst die männliche Variante, einfach mal weitergehen und schauen wo wir rauskommen... Hat nichts geholfen. Die weibliche Variante, wir fragen den Wachposten vor dem nächsten Hotel. Dieser schickte uns prompt zurück, in die Richtung aus der wir kamen. Ein bisschen spanisch kam uns das schon vor, also fragten wir den nächsten Wachposten einer Firma, der uns wiederum zurück schickte und so ging das muntere Frage-Antwortspiel noch weiter, bis wir ungefähr 5 Männer ausgehorcht hatten und wir endlich in goldenen Zeichen, den Namen unseres Hotels lesen konnten. Wir wollen den Wachmännern, die uns so verwirrt haben jetzt mal nicht unterstellen, dass sie uns austricksen wollten, ich denke, dass ist einfach nur eine Art das Gesicht zu wahren, wenn man nicht den richtigen Weg weiß. Also besser irgendetwas sagen, als gar nichts sagen.
Im Hotel konnten wir problemlos einchecken, obwohl es erst um 8 Uhr war. Unsere Hotelzimmer waren echt luxuriös, im Gegensatz zu den Studentenbuden. Im Bad befand sich neben einer funktionierenden Toilette sogar noch eine Badewanne! Sogar Kühlschrank, Safe und Minibar, Fernseher, Erker und 2 riesige Betten waren für uns bereitgestellt. Echt schön, da kroch uns langsam die Angst die Knochen herauf, wir müssten das evtl. doch selbst zahlen.
Egal, jetzt erst am Sightseeing. Und schon setzen wir uns in Bewegung zum Yonghe Gong dem Lama Tempel, der einwirklich schöner lamaistischer Tempel ist, was man allerdings erst beurteilen kann, wenn man den Eingang gefunden hat, denn wir wurden insgesamt rund 1 km um den Tempel herum gelotst ehe wir in die heiligen Stätten treten durften. Im Gegensatz zu den Bisherigen Tempeln weist er mehr nordchinesische Elemente auf und man findet sogar richtige alte heilige Schriften und Lehrbücher der dort lebenden Lamas. Wir haben jedoch nicht herausfinden können, ob sie echt waren. Vielleicht wäre der Tempel noch schöner, wenn nicht dutzende Touristen die religiöse Atmosphäre durch ständiges Fotografieren in den hallen und durch Essen mitten auf dem Gelände das Bild zerstören würden.
Ein Blick auf die Uhr zeigte uns, dass wir genau noch 10 min hatten, um zu Maja und Susann zu gelangen, die beide Kommilitonen aus Deutschland sind und in Beijing studieren. Mit den Beiden sind wir dann ziemlich lecker, und im Vergleich zu Shanghai, auch sehr scharf essen gegangen. Danach bekamen wir Susanns und Tanjas Wohnung (Auch eine Kommilitonin) sowie Majas Studentenbehausung zu Gesicht. Neid!!! Sie haben eine eigene Küche und Türen zum Schließen, wenn man mal allein sein will. Nach einem Eis brachen Alin und ich auch schon wieder auf, um den Tiananmenplatz unter die Lupe zu nehmen. Wir hatten ihn uns sehr viel größer vorgestellt, dafür, dass er der größte auf der ganzen Welt sein soll. Nach einer kurzen Runde entschlossen wir uns mit dem Stadtbus zu fahren. Diese Route ist extra für Touristen ausgelegt. Dadurch konnten wir an allen wichtigen Sehenswürdigkeiten bis hin zum Olympiapark fahren. Dumm nur, dass unser Chinesisch noch schlecht ist und unsere Orientierung noch schlimmer. Deshalb kann ich euch leider nicht erzählen, wie die Sehenswürdigkeiten auf den Fotos heißen. Zu allem Überfluss hielt der Reisebus auch nicht wieder da wo er gestartet ist, sondern am anderen Ende der Stadt, sodass wir mit dem Taxi zurückfahren mussten. Auch dies gestaltete sich etwas schwierig, da wir den Taxifahrer nicht verstanden, denn bei seinem Pekinger Dialekt konnten wir immer nur Gebrumme hören. Natürlich kamen wir auch mitten in einen Feierabendstau hinein.
Dazu eine kurze Erklärung. Peking hat eine sehr symmetrische Architektur, in deren Mitte die Verbotene Stadt steht. Diese ist der Ursprung der Nord-Südachse und der West-Ostachse. Um dieses Viereck herum wurden parallel Straßen gebaut, die als sogenannte Ringstraßen bezeichnet werden. In der Vergangenheit gab es 2 Ringstraßen, die den inneren Teil der Stadt markierten. Heute gibt es durch das rasante Wachstum von Pekings Einwohnern 5 Ringstraßen und viele kleine Satellitenstädte. So hat es Peking geschafft mit Begrenzungen für die Höhe von Gebäuden, die Innenstadt und alte Stadt einiger maßen zu bewahren. Die hohen Häuser sieht man nur außerhalb der 2. Ringstraße. Allerdings hat dieses Bauverbot zur Folge dass 15 Mio Pekinger (bis auf die Innenstadtbewohner) täglich pendeln.
So erklärt sich auch, warum wir im Stau standen. Trotz alledem kamen wir noch pünktlich im Hotel an und wurden sehr freundlich von Frau Geißler und Frau Lohr vom DAAD begrüßt. An die Worte kann ich mich nun nicht mehr erinnern, dafür aber an das deutsche Büfett. Ach wie lecker sind doch Kuchen, Brot und Brötchen, Käse & Co. Nach einer ausgiebigen Mahlzeit verlegten Alin, Susann Maja und ich unser Schwätzchen in das Beijinger Kneipenviertel, auch Sanlitun genannt. Hier findet man eine Bar an der anderen gereiht, eine bunter als die andere und immer beleuchtet. Wir entschieden uns die Cocktails Beijings zu testen und kamen zu einem „Gut“.

Eine Zugfahrt nach Beijing!

09.10.2008 Donnerstag

Auf geht’s nach Beijing!
Nach dem Unterricht hieß es allerdings erst mal Lebenslauf schreiben und auf zum Schneider, bei dem ich vor einer Woche meinen Anzug bestellt hatte. Im Abstellschrank zusammen mit Besen und anderen Utensilien probierte ich voller Vorfreude meinen ersten Anzug an.... nun ja Hose und Rock passen super, nur der Blazer ist oben herum etwas klein geraten und ich glaube nicht, dass es daran liegt, dass ich innerhalb von einer Woche sooo viel chinesische Leckereien genascht habe... oder doch? Egal, wir hatten keine Zeit und sind zurück zum Wohnheim gefahren, haben unsere Koffer gepackt und sind zusammen mit Sebastian zum Taxi gehetzt. Nach einem einstündigen Stau trafen wir doch noch rechtzeitig im Bahnhof ein und konnten uns durch das Geschubse und Gedränge der Reisenden unseren Weg zu den Sitzplätzen in unserem Zug bahnen.
Nun stand mir die erste Nacht im Soft-Seat bevor und zu unserem Glück saß direkt neben uns eine 8köpfige chinesische Familie mit einer 4 jährigen Tochter und einem maximal 7 Monate alten Baby. Mich hat das nicht weiter gestört, da nach dem Schlafentzug der letzten Wochen mein Kopf auf die Arme sank und ich sofort im Land der blühenden Bäume war, aber Alin und Sebastian hatten da schon mehr zu kämpfen. Zum einen spielen Chinesen während der Reise sehr gerne Karten und zum anderen ha das Baby unseren gesamten Wagon mindestens 4 mal aus dem Schlafgerissen durch gellendes Geplärre. Aber egal, schließlich waren das auch nur 12 Stunden Fahrt und wir haben es überlebt, ich für meinen Teil, hab sogar richtig gut geschlafen!

Mittwoch, 15. Oktober 2008

DAAD Deutscher Akademischer Austauschdienst

Nun ist es schon wieder über eine Woche her, dass ich was geschrieben habe.
Ganz kurz möchte ich euch nur auf einen längeren Bericht vorbereiten, denn wir Stipendiaten vom DAAD (Deutscher Akademischer Austausch Dienst) wurden nach Beijing zu einem Treffen mit anderen Stipendiaten vom DAAD aus ganz China eingeladen. Geplant war ein Begrüßungsdinner am Freitagabend, am Samstag morgen eine Vortragsreihe einschließlich Mittagessen und anschließender Bustour in die Hutongs (alte Wohngebiete) Beijings und abendlichem Empfang in der deutschen Botschaft. Sonntag bot man uns die Möglichkeit an einer Job Messe teilzunehmen, die Alin und ich auch auf jeden Fall nutzen wollten.
Zusammen mit Sebastian kauften wir am Bahnhof problemlos Zutickets für einen Z Zug. Dieser ist der zweitschnellste Zug von allen, da er nur am Endbahnhof hält und über Nacht fährt. Insgesamt hab wir für Hin und Rückfahrt aif Soft-Seat (weichen Sitzplätzen) 60 Euro bezahlt. Die Fahrtkosten und das Hotel werden allerdings gücklicher weise vom DAAD getragen. Neben dem Programm vom DAAD bot diese Reise natürlich auch die Möglichkeit unsere Zwickauer Gang mal wieder zu treffen und uns auszutauschen.
Beijing wir kommen!

Montag, 6. Oktober 2008

Die noble deutsche Gesellschaft von Shanghai

Einen schönen guten Abend!

So oder so ähnlich wurden wir heute Abend im Radison Hotel vom Deutschen Generalkonsul und seiner Gefolgschaft per Handschlag begrüßt. Der Weg dorthin gestaltete sich aber als reinste Tortur. Von der Metrostation aus, sah es auf dem Stadtplan eigentlich recht nah aus, doch der Weg entpuppte sich als 40 minütiger Marsch durch ein ganzes Stadtviertel und das in Absatzschuhen und schicker Abendkleidung, ganz zu schweigen von unseren Erlebnissen in der U-Bahn zur Rushhour-Zeiten. Wir dachten ja, nachdem wir eingestiegen waren, ist die Bahn voll, doch irgendwie wurden wir dann so eng aneinandergepresst, dass doch tatsächlich mehr als 10 Leute auf 2 m² Platz fanden. Zerzaust und mit einem etwas chinesisch angehauchten Schweißgeruch mischten wir uns unter die deutsche Gesellschaft in Shanghai.

Ursprünglich war der Plan wie folgt: Schick anziehen, nett lächeln, Small Talk führen und evtl. unsere neuen Visitenkarten unter die Leute bringen. Doch schon am Anfang bemerkten wir schnell, dass die Expat-Deutschen sich untereinander kannten und gleich Grüppchen bildeten, in denen sie auch den Rest des Abends miteinander verbrachten. Sehr schade an sich, das so der gewollte Informationsaustausch nicht von statten ging, aber so verbrachten wir den Abend mit Analysen über die Menschen die auf solche treffen gehen. Grob kann man sie unterteilen in Studenten auf Jobsuche, Praktikasuche oder Studenten mit Hunger auf deutsches Essen. Dann gibt es die einzelnen Männer mit Familie einschließlich Kindermädchen, die Politiker und die Unternehmer unter sich, die Frauen der Expatriaten (Ausdruck für deutsche Entsandte im Ausland) und die Kinder der Expats. Dann gab es noch einige Chinesinnen und Reporter. Aber allen Deutschen und nicht deutschen war gleich, dass sie sich wie hungrige Tiere auf das Büfett stürzten. (Wozu ich mich natürlich auch zähle, schließlich habe ich 5 Stück Kuchen und reichlich Brot und Brezeln verdrückt) Nachdem der Magen geschlossen war, wurde mit einigen Gläschen Alkohol die Verdauung angeregt und die Zunge gelockert.

Für uns entwickelte sich der Abend in eine Art Klassentreffen, denn wir sahen all unsere Zwickauer Studenten, die in Shanghai studieren und die Studenten, die wir von der Tongji Universität kannten.

Das Interessanteste an diesem Abend war für mich eine Bekanntschaft mit einer Engländerin, die chinesische Eltern hat und in Shanghai Restaurants testet und Kritiken darüber für Zeitschriften schreibt sowie ein Foto mit dem Generalkonsul, dass aber leider nicht ich besitze, sondern auf einer anderen Kamera verewigt wurde. Gerüchten zu Folge soll auch unser Ex-Kanzler Gerhardt Schröder da gewesen sein und es existieren wohl auch Fotos mit ihm, ich habe ihn leider nicht zu Gesicht bekommen. Aber so prominentenfixiert bin ich ja auch nicht.
Alles in allem ein wirklich schöner Abend, allerdings ohne Erfolg für meine Praktikumssuche.

Samstag, 4. Oktober 2008

Stadtplanungsmuseum und wie wir eine Parallelwelt entdeckten

Samstag 4.10. 2008
Auf zum Stadtplanungsmuseum!

Ebenfalls auf dem Renminguangchang platziert ist das Museum für die Stadtplanung Shanghais. Dieses ist deutlich weniger frequentiert besucht, als das Shanghai Museum vom Mittwoch. Dieses Gebäude besitzt 5 Stockwerke und ist total modern ausgestattet. Allerdings ist bei all dem Hightech-Schnickschnack auch sehr viel kaputt. Viel Computer funktionierten gar nicht, Flatscreens waren ausgefallen und die Animationen in den Vorführräumen waren wahrscheinlich noch von vor 2000. Zu sehen gab es sehr viel, beispielsweise alte Fotos von Shanghai im Vergleich zu den heutigen real existierenden Orten. Diese haben sich innerhalb der letzten 30 Jahre so verändert, dass man sie nie und nimmer wiedererkennen würde. Meiner Meinung nach hat sich die Architektur aber nicht gerade zum Vorteil verändert. Anstatt von typischen chinesischen Familienhäusern sind riesige Wohnkomplexe entstanden, die durch den ganzen Smog und Dreck in der Stadt schon nach wenigen Wochen eher wie graue Sozialbauten aussehen. Unter Denkmalschutz versteht man hier ja eh etwas anderes. Hier wird nicht wie bei uns versucht, jede noch zu rettende alte Substanz vor dem Verfall zu bewahren. Nein, hier wird das Alte einfach weggerissen und etwas Neues hingebaut, dass entweder gar nicht an das vorher Dagewesene erinnert oder das Alte in Richtung Kitsch umgebaut wird. Das ganze Museum war durchzogen von interessanten Stadtplänen von der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Es gibt ein riesiges Modell von Shanghai, um das man herumlaufen kann. Abgebildet sind nicht nur existierende Gebäude sondern auch Gebäude, die es in Zukunft geben soll. So zum Beispiel der höchste Wolkenkratzer der Welt oder ein komplettes, wahrscheinlich unbezahlbares Stadtviertel mit Einfamilienhäusern in Pudong in nähe eines riesigen Parks.
Des weiteren wurde eine komplette Etage nur für die Expo reserviert. Hier werden alle Fortschritte im Bau dokumentiert sowie Werbefilmchen gezeigt. Die Expo wird einen geraumen Teil der Fläche östlich des Huangpos einnehmen und wird bestimmt genauso präzise gebaut, wie die Sportstätten für Peking.
Auch an der logistischen Infrastruktur, wie den Bahnhöfen, den Flugplätzen und dem Hafen wird getüftelt und entworfen, was das Zeug hält. Alles läuft auf Hochtouren und die Stadt ist im ständigen Baufieber. Vor unserer Hochschule wird auch von um 6.00 Uhr früh bis nachts um 2.00 Uhr an der Metrostation gebaute. Bislang gibt es 8 Metrolinien, es sollen aber insgesamt 15 werden. Hier trifft wieder der Spruch zu, dass Shanghai die größte Baustelle der Welt ist.
Interessant an der Ausstellung war, dass wir viel gesehen haben und trotzdem nur sehr wenige Informationen über Shanghai selbst erfahren haben. Auch die Jahre 1945 bis 1970 sind komplett aus der Stadtkonstruktionsgeschichte ausgeschlossen. Ich bin zwar mit vielen Eindrücken hinausgegangen, aber wirklich weitergebildet hat mich dieses Museum nicht. Meiner Ansicht nach ist es eher ein Prestigeobjekt der Stadtverwaltung, als für Touristen geeignet.

Mein erster Anzug!

Freitag 03.10.2008 Die Schneiderei

Da wir hier in Shanghai und bald auch in Peking auf eine turbulente Bewerbungszeit für unser Praktikum zusteuern, beschlossen wir, in den Stoffmarkt Shanghais zu fahren. Empfohlen von Freunden besuchten wir ein 4-stöckiges Schneiderhaus in der Longmenlu, einer Parallelstraße zum Bund. Nach einiger Nachforschung fanden wir auch einen Bus, der uns direkt dorthin kutschierte. Um uns einen ersten Eindruck zu verschaffen, schlenderten wir durch die engen Gänge des Kaufhauses. Zu unserer Freude fanden wir im obersten Stockwerk einen Citibankautomaten. Der wird wohl auch guten Wissens um die Sucht der Westler nach maßgeschneiderten Kleidern aufgestellt worden sein. Böse Zungen behaupten sogar, man wird ab dem ersten Kleidungsstück abhängig davon. Auch für uns war die Verlockung sehr sehr groß, überall hingen wunderschöne Abendkleider, Mäntel, die man in Deutschland nicht bezahlen könnte und natürlich unser Ziel- Die Businesskleidung. Alin hat sich als erste von dem Zauber der Schneiderei einfangen lassen und bekommt nun einen af den Leib geschneiderten hellen Stoffmantel, der sehr elegant aussieht für 60 Euro. Der Winter kann kommen!
Ich persönlich habe mich danach erst getraut mir dort Kleidung machen zu lassen. In einem Geschäft wurden dann auch meine Maße genommen. Nun bekomme ich für lediglich 50 Euro einen maßgeschneiderten Blazer mit dazugehörigen Rock und Anzughose. Er sieht schwarz aus und ist durchzogen mit dunkelblauen Nadelstreifen. Die Formen konnte ich sowohl von den Ausstellungsstücken her auswählen, als auch aus mehreren Katalogen. Nach einer Anzahlung von 30 Euro und einer Quittung zu Abholung innerhalb der nächsten Woche, machten wir uns glücklich und zufrieden wieder auf den Weg nach draußen. Jetzt kann ich bestätigen, ja es macht süchtig und man läuft Gefahr sich gleich nach dem abholen ein weiteres Kleidungsstück anfertigen zu lassen! Es ist aber auch verdammt günstig...( gerade Für Leute mit komischen Körpermaßen, wie ich)

Gleich neben der Schneiderei beginnt die Altstadt Shanghais. Dort waren wir eigentlich schon mal, haben aber nur einen kleinen Teil gesehen. Diesmal erkundeten wir den Hauptteil der alten Stadt, die besonders durch die vielen kleinen Geschäfte und Essensstände sowie durch die turbulente Optik besticht. Die gesamte alte Stadt ist so groß wie ein eigener Stadtteil von Shanghai und Touristen werden von ihr auch magisch angezogen!
Da es nun schon Mittag war beschlossen wir in der Altstadt in einem uigurischen Restaurant Nudeln zu essen, die wieder mal lecker waren. Das Problem dabei ist jedoch, dass die Suppen sehr heiß und teils auch sehr scharf sind. Also lief meine Nase. Und das wiederum ist ein absolutes Tabu in China. Was also tun, damit es keinem auffällt? Alin war das letzte Mal aus der Imbissbude rausgegangen um sich zu schnäuzen. Ich wählte die Variante heimlich die Serviette zu benutzen, wurde allerdings in genau diesem Moment von einem chinesischen Touristen fotografiert, für den wir wahrscheinlich das exotischste in der Altstadt waren.

Shanghai Museum 上海博物馆

Donnerstag 02.10.2008

Heute können wir von uns behaupten, dass wir wissen, was es heißt in China an einem Feiertag in Shanghai an einer der beliebtesten Touristenattraktionen Schlange zu stehen!

Pünktlich zu Eröffnung des Museums fuhren wir mit dem Bus vor und sahen schon eine mächtige Schlange um das Shanghai Museum stehen. Also stiegen wir schleunigst aus dem Bus aus und bewegten uns in Richtung Museum. Wie immer gab es zwei Eingänge, einen für die Touristengruppen mit Führung und einen für Normalsterbliche. Das war der erste Zeitpunkt, an dem ich mir wünschte, einer Touristengruppe zuzugehören, denn diese Schlange war wesentlich kürzer und wurde natürlich bevorzugt hereingelassen. Alin und ich zögerten, sollten wir wirklich 2 Stunden lang warten, ehe wir in das Museum kommen? Ist es uns das wirklich Wert? Noch war keine Entscheidung getroffen, also versuchten Alin und ich das Ende der Schlange zu finden. Die Menschen schlängelten sich die Gesamte Vorderseite entlang. Alin und ich bogen um die Ecke und die Menschenmassen standen weiter an. Insgesamt würde ich sagen, dass die Warteschlange ungefähr 500m lang war. Natürlich standen die Menschen nicht in Reih und Glied, sondern bis zu fünft nebeneinander.
Nach kurzem Hadern siegten Alins und meine Neugier auf das Museum dann doch und so reihten wir uns in den Touristenstrom mit ein.

Mit einer guten Portion schwarzen Humors und viel Geduld hielten wir es dann auch 1,5 Stunden lang aus, bis sich die goldenen Pforten auch für uns öffneten. Am meisten freuten wir uns darüber, dass die Schlange hinter uns immer länger wurde und, außerdem waren wir nicht die einzigen Westler, die so weit hinten standen. Ein hämisches Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen, wenn entgeisterte weiße Gesichter versuchten das Ende der Schlange zu erkunden! Interessant zu beobachten war dabei die chinesische Anstelltechnik. Ein Mitglied der Familie wurde auserkoren, die ehrenvolle Aufgabe zu übernehmen, bei glühender Sonne einen Platz in der Schlange für die anderen freizuhalten. Diese besorgten in der Zeit für den Wartenden kühle Getränke und Knabberreihen oder aber ließen ihn einfach im Stich und spielten mit den Kindern im Schatten der Grünanlage des Renminguangzhang 人民广场, dem Volksplatz.

Der Volksplatz ist eine große Grünanlage und ähnlich wie in Berlin die Museumsinsel aufgebaut. Die Gebäude sehen alle recht europäisch aus, sind neu und innen mit allem nötigen Hightechschnickschnack ausgestattet. Der Renminguangzhang liegt in Mitten von Wolkenkratzern und ist umgeben von 4-spurigen Straßen von hier aus kann man bequem zur Nanjinglu laufen. Eine Überraschung erlebt man allerdings, wenn man versucht die Straße zu überqueren, denn oberhalb der Erde funktioniert dies nicht. Also geht man durch eine Unterführung. Diese wiederum grenzt an eine riesige Shoppingmall, die sich unter dem Volksplatz verbirgt. In dieser findet man Läden für Disneyhandtaschen, Hello Kitty, Pucca, Astroboy und allen möglichen anderen Kitsch. Es gibt auch Läden, die Prinzessinnenkleider verkaufen und jede Menge Schmuck, Mützen und Schuhe.

Soweit zu den Shoppingmöglichkeiten. Das Shanghai Museum ist ein „kleines“ Museum über die chinesische Kultur. Es besitzt 4 Etagen mit jeweils 4 Ausstellungsräumen, was für deutsche Verhältnisse doch schon recht ansehnlich ist. Ausgestellt wurden Kunststücke wie Kalligrafien, Porzellan und Töpfereikunst, chinesische Gemälde aus Tusche, Münzen, Stempel und Siegel, Stoffe, Seide und Jade, altes Mobiliar von Küchen über Betten und Sofas bis hin zu kaiserlichen Thronen, die Trachten der Minderheiten und Statuen zumeist von Buddha. Am Anfang versuchte ich noch, Fotos zu schießen, aber irgendwann gab ich es auf, weil wir sonnst nicht mehr am gleichen Abend nach hause gekommen wären. Das Museum besitzt seinen ganz eigenen Charm zwischen Moderne und Geschichte und ist auf jeden Fall die Warterei Wert gewesen!