Freitag, 26. Dezember 2008

21.12. Dazu Shike大足石刻 Dazu Rocks

Nach einem leckeren Frühstück mit Toast, Rührei und Schinken bestiegen wir einen Reisebus, der nachdem er alle anderen Passagiere eingesammelt hatte, uns zu dem heutigen Ziel, den Dazu Rocks bringen sollte im Gebiet des Baoding Berges. Nach mehrstündiger Fahrt stiegen wir aus dem Bus aus in eine Gegend in der rötliche Erde und hügelige Landschaft dominierte und aßen erst mal Mittag. Dort lernten wir eine junge Beijingerin kennen, die auch gleich für uns übersetzte, was die chinesische Reiseleiterin erzählte. Nach einer kurzen serpentinenreichen Fahrt kamen wir an.
Wohlgemerkt fuhren wir durch mehr als ländliche Gegend, doch alles zählt immer noch zu der Metropole Chongqing, deshalb ist sie wohl auch flächenmäßig am größten. Die Dazu Rocks entstanden in der Tang und Song Dynastie und ihr Stil ist unbeeinflusst von außen, typisch chinesisch. In mehren Grotten gehen riesige meterhohe Statuen über in ganze Darstellungen von Himmel und Hölle, dem Lebensrad und viele tausende kleiner Figuren. Spürbar besser ist in dieser Landschaft auch die Luft. Umgeben vom Grün schmiegt sich eine riesige Buddhastatue liegend und schlafend in die Felswand. Sie soll den Buddha kurz vor der Erleuchtung darstellen, kurz vor dem Eintritt ins Nirvana. Sie ist 31 m lang und 5 m hoch. Besonders ansehnlich ist die Bemalung der Felsen. So haben die Figuren alle kennzeichnende Farben, die früher wahrscheinlich noch viel leuchtender waren, als heute 100 Jahre später. Neben dem Buddha steht ein Tempelgebäude in dessen inneren gerade die Statue der 1007-armigen Avalokitesvara steht, die in jeder Hand ein Auge hat, was im Buddhismus Weisheit symbolisiert. Besonders beeindruckend ist die Vielfalt der dargestellten Szenen. Von Buddha über andere buddhistische Symbole bis hin zu chinesischen Helden und dem alltäglichen Leben in der Familie oder auf dem Land ist hier alles in Stein gemeißelt und fügt sich harmonisch in die extra dafür ausgewählte Bergwelt ein. Die Baoding Mountain Skulpturen wurden von 1179 bis 1249 hergestellt.

Wie sollte es auch anders sein wurden wir auf dem Rückweg wieder in eine Messervorführung geschleift. Chinesische Reisegruppen müssen so etwas ständig erdulden, denn die Reiseleiter werden oft nur auf Provision bezahlt und das Unternehmen hat bestimmte Verträge mit den verschiedensten Souvenirshops und Restaurants. Je nachdem wie viel die Touristen kaufen, erhöht sich das Gehalt des Reiseleiters. Kaufen die Touristen wenig, werden sie in noch mehr Shops geschleift, denn wenn sie gar nichts kaufen, kann es passieren, dass der Tourleiter einen Teil seiner Provision an das Reisunternehmen zurück geben muss. Die Chinesen selbst sind darüber gar nicht erfreut und es gibt regelmäßig Streitereien mit dem Leiter. Doch diesmal schien die Strategie der Messervorführer aufzugehen. Fast alle chinesischen Frauen überzeugten ihre Männer davon solche hochwertigen Messer zu kaufen und so konnten wir ohne einen weiteren Shop zu besuchen unseren Heimweg antreten.

Direkt vor dem Hostel wurden wir wieder ausgespuckt und machten uns auf die Suche nach einer sehr bekannten Fressmeile, die aussehen sollte wie ein Piratenschiff. Nachdem wir nasse Füße hatten und uns mehrmals verliefen, setzten wir uns in ein Taxi und wurden prompt an der besagten Fressmeile herausgelassen. 4 Etagen waren vollgestopft mit Restaurants und kleinen Imbissbuden, wir hatten allerdings das Pech ekelige Stärkebällchen mit irgendeiner widerlichen schwarzen Füllung zu erwischen und so suchten wir etwas später unser erstes Hot Pot Restaurant auf um den Hunger zu stillen. Die Fressmeile sieht aus, wie aus einem Zeichentrickfilm. Mit vielen Türmchen und spitzen Zacken, schillernd beleuchtet und mit Nebelschwaden und Wasserfall kann man hier seine Zeit totschlagen.

20.12.Chongqing 重庆

Der Hinweg

Als besonders ereignisreich gestaltete sich schon unser Hinweg zum Flughafen, denn wie nicht anders zu erwarten, hatten Alin und ich das Glück auf einen schon etwas betagten Taxifahrer zu treffen. Zur Sicherheit der Gäste war im Taxi nämlich ein Tempomat eingebaut, der immer laut piepte, wenn er über 80 km/h fuhr. Nicht nur, dass er alt war, nein auch seine Sehkraft war stark beschränkt. Da er wahrscheinlich nicht so oft zum Flughafen fährt musste er sich dauernd nach den Schildern umsehen. Selbst mit seiner 1 cm dicken Brille gelang es ihm nicht die Schilder zu lesen. So fuhren wir in einem Schneckentempo die leere Autobahn entlang, er gab Gas, es piepte nach 2 min, er sah ein Schild, bremste ab, blieb fast stehen und ca. 2 m vor dem Schild konnte er es dann lesen und gab wieder Gas. Auf diese Weise zuckelten wir 5 Uhr früh über die Autobahn in Richtung Flughafen und wurden dabei nicht nur von anderen Autos überholt, nein, selbst wirklich langsame Schwerlasttransporte rasten buchstäblich an uns vorbei. Nach einer guten Stunden kamen wir aber trotzdem an und hetzten zu unserem Flugzeug. Bei der Sicherheitskontrolle gelang es mir übrigens meine Ansammlung an Duschgel und Shampoo sowie ein Nagelscherenset mit in die Passagierkabine zu schmuggeln. Während Alin ihren kleinen Rucksack mit dem selben Inhalt aufgeben musste und sich halb nackelig machte, als sie bei der zweiten Sicherheitskontrolle zu piepen begann. Pünktlich schafften wir es zum Flugzeug, einer kleinen Maschine von Shanghai Airlines und lehnten uns in den Sitzen zurück. Kaum starteten wir, erlebten wir die erste Überraschung. Beim Ausblick aus dem Fenster konnten wir eine scharf abgeschnittene, weiße Dunstglocke über Shanghai feststellen. Dies war umso überraschender, als das wir die ganzen Tage glaubten blauen Himmel zu sehen. Diese riesige Smogwolke befindet sich höchstwahrscheinlich die ganze Zeit über Shanghai, man sagt ja auch, ein Jahr in Shanghai leben ist wie ein Jahrlang Kettenraucher zu sein. Trotzdem ist die Smogwolke nichts im Vergleich zu der Smogwolke des Molochs Chongqing, wohin es uns verschlagen sollte. Der Shanghaier Smog ist weiß, der Chongqinger Smog hat eine eher gelblich gräuliche Farbe und brennt spürbar in den Lungen. Als eine der dreckigsten Städte weltweit hat Chongqing auch schon einige Maßnahmen dagegen ergriffen. Beispielsweise fahren die Taxis und Busse alle mit Gas. So ein Taxi brachte uns dann auch wohlbehalten zu unserem Hostel, wo wir das Gepäck abstellten und unseren Trip durch die Stadt begannen.

Chongqing, die größte Stadt der Welt

Auf unserer Erkundungstour durch die flächenmäßig größte Stadt der Welt bestätigte sich ein chinesisches Sprichwort: Chongqing ist eine Stadt, in der keine Straße gerade ist, entweder geht es bergauf oder abwärts. Gelegen am Zusammenfluss des Yangzi mit dem Jialing besteht der Mittelpunkt der Stadt aus einer Tropfenförmigen Insel, deren Berge bis in den kleinsten Winkel bebaut wurden. Zunächst verschlug es uns in die ehemalige Alte Stadt Ciqikou 磁器口 in der sich Souvenirshop an Souvenirshop reihten und sich Häuser im typischen Baustil befanden. Dort begaben wir uns auf die Spuren der Treidler und stiegen die steilen Treppen hinab zum Fluss und an anderer Stelle wieder herauf. Es ist fast unglaublich, wenn man sich vorstellt, dass die Männer und Frauen hier riesige Lasten Schultern und hier Schiffe umgeschlagen wurden nur mit Hilfe körperlicher Arbeit. Zum Mittagessen waren wir so kühn und bestellten ein scharfes Essen. Die Provinz Sichuan ist sowieso bekannt für ihre gute Küche und Chongqing für seine Speisen die mala 麻辣sind ma麻 steht für betäubend, was durch den chinesischen Blütenpfeffer hervorgerufen wird und la 辣 steht für scharf. Was wir als scharfes Hühnchen bestellt hatten, kam als riesige Pfanne mit roten und grünen Chilischoten zurück in der man das Fleisch suchen musste. Neben allen möglichen scharfmachenden Gewürzen kamen auch Hühnerfüßchen zum Vorschein und im Nachhinein stellten wir fest, das auf der Karte sogar Hund angeboten wurde. Tapfer aßen wir unsere Mahlzeit und waren über jeden Bissen Reis glücklich, der das Brennen in unserem Mund löschte. Mit roten Gesichtern stiegen wir in den nächsten Bus.
Bus fahren ist übrigens auch sehr sehr lustig. Man stellt sich einfach an den Straßenrand und wenn dann die Linie vorbeifährt, die man braucht, winkt man einfach dem Busfahrer und erfährt an den Rand. Dann steigt man ein und zahlt bei einer Frau das Busticket. Nach ca. 2 stündiger Fahrt durch alle möglichen Gassen Chongqings kamen wir im Zentrum an, das ein bisschen an die Nanjinglu erinnerte, denn alles war auf Hochglanz poliert, beleuchtet und riesige Kaufhäuser wechselten sich mit Restaurants ab. Im Mittelpunkt befand sich ein interessantes Türmchen, was glaube ich namengebend für die Einkaufsmeile Jiefangbei 解放碑war. Zu Fuß ging es zum Zusammentreffen der beiden Flüsse an die Spitze der Insel Chaotianmen 朝天门. Bunt beleuchtet waren hier die Gebäude und Schiffe. Ein Pause gönnten wir uns hier und schauten den Damen beim Tanzen zu und spazierten später die Promenade zurück zum Hotel.
Insgesamt versprüht Chongqing einen Charme, den ich einfach nicht wiederstehen kann. Mit seinen winzigen Straßen, Brücken und Bergen, den steil an die Felswand gebauten Häusern und den temperamentvollen Menschen hat mich Chongqing in seinen Bann gezogen. Bestätigen könne wir nun auch, das Chongqing die schönsten Frauen Chinas vorzuzeigen hat und außerdem seinem Ruf als Metropole getreu wird.