Dienstag, 18. November 2008

Mein Wochendende vom 15./16.11.2008

Die Odyssee geht weiter!

Nachdem unser erster Versuch eine Jazzbar zu finden, gescheitert war, wollten wir es jetzt ganz genau wissen und versuchten unser Glück am Freitagabend. Die Bar, genannt Cotton Club, soll eine der gemütlichsten und angesagtesten unter den Jazzbars Shanghais sein. Natürlich liegt auch diese Bar im Ausgehviertel Huahuai Road. Nach unseren schlechten Erfahrungen mit den im Internet hoch angepriesenen und in Wirklichkeit gar nicht existierenden Bars, waren wir umso vorsichtiger und nahmen dieses Mal sogar den Stadtplan mit, ein Utensil, dass wir eigentlich nur noch für touristische Zwecke nutzen. Doch auch der half nichts. Suchend irrten wir ca. 1 Stunde durch die Gegend bis wir uns entschlossen einfach den anderen großen Westlern hinterherzulaufen. Nach einer weiteren Stunde war es dann geschafft und wir ließen uns von dem Menschenstrom in die Bar mitreißen. Eine Hausband spielte auf und mit ein paar Cocktails ließen wir es uns gut gehen. Zum Schluss hin mischte noch einmal eine Sängerin den Saal auf, die eine richtig voluminöse Stimme hatte und dann war es auch schon wieder zeit diesen wunderbare Ort gegen das Bettchen einzutauschen. Der Cotton Club ist auf jeden Falle den langen Fußweg wert gewesen und besitzt seinen Ruf zu Recht.

Nach dem Frühstück begab ich mich auf einen richtig ausgedehnten Spaziergang in den ca 40 Gehminuten entfernten Luxunpark. Luxun war ein sehr bekannter Literat um die Wende des 20. Jahrhunderts und prägte einen neuen Schreibstil sowie die kommunistische Literatur in China. Er verwandte bei seinen Veröffentlichungen nicht mehr die Literatensprache sondern die Allgemeine Sprache, sodass auch die einfachen Bürger seine Texte verstehen konnten. Der Park beinhaltete sogar ein ganzes Museum zu seiner Person, das wieder mal mit sehr viel Hightech ausgestattet war aber trotzdem für alle kostenlos zur Verfügung stand. Doch das Interessanteste an dem Park war nicht der Literat, sondern die Stimmung. Das Gelände besteht zum größten Teil aus kleinen Seen, auf denen man mit einem gedrosselten Motorboot schippern kann. Aber es ist wirklich schwierig ein ruhiges Plätzchen zu finden, denn überall wo man geht und wo man steht sind Chinesen. Vor allem die älteren Leute finden sich hier ein um zu plauschen, Karten zu zocken oder zu musizieren. Beispielsweise wurde Mundharmonika, Trompete, Erhu (ein Saiteninstrument) und Querflöte gespielt. Es gab sogar richtige Gruppen, in denen jemand eine Instrument spielte und das Mikrofon reihum gereicht wurde, damit jeder seine Gesangskünste präsentieren konnte. Neben den Musikern gab es aber auch Maler und Kalligrafen. Viele Sportler tummelten sich auch dort und zwar gibt es in Parks oft Spielplätze für erwachsene, die der körperlichen Ertüchtigung dienen. In diesem Park steht der bislang größte, den ich gesehen habe. Auch eine Vergnügungsecke für Kinder fehlt nicht. So ist der Park vor allem etwas für Kinder, Pärchen und Rentner.

Mich als Student zog es nach ausgiebigen Mittagessen weiter in Richtung Duolunlu多伦路, welche ein 500 m langes Straßenstück südlich des Parks ist, dessen Häuser restauriert wurden. Dieser Abschnitt ist auch unter dem Namen „Literatenstraße“ bekannt, da in diesem Gebiet zahlreiche bedeutende chinesische Schriftsteller lebten. Neben vielen kleinen interessanten Lädchen findet man zwischen den Bauten Skulpturen von den berühmten Persönlichkeiten.

Der Park und auch die Straße gehören zu einem Stadtteil, der Honkou heißt und früher auch „Little Tokyo“ genannt wurde, da es das Zentrum für bis zu 20000 Japaner in Shanghai bildete. Ein Überbleibsel habe ich auch erkannt, ein riesiges japanisches Restaurant! Als Naherholungsgebiet für die Stadtbewohner ist das Viertel mit dem bekannten Honkou Footballstadium sehr gut geeignet.

Freitag, 14. November 2008

Klassenfahrt!!!

Brühwarm kann ich euch heute von unserer Klassenfahrt berichten. Am Donnerstagmorgen kamen Romana und ich noch richtig in Schwulitäten, da wir bis zur letzten Minute im Bett geblieben waren, wir aber pünktlich um 8.00 Uhr an den Bussen sein sollten. Also wurde es früh dann richtig hektisch und wir liefen im Eilschritt zum Abfahrtort. Dort stellten wir fest, dass alles gehetzte für umsonst war, denn wir waren einige der wenigen ersten, die überhaupt eingetrudelt waren. 8.30 füllte sich so langsam der Bus. Unsere Professorin wurde langsam unruhig, denn immer noch fehlten viele aus unserem Kurs. Da wurde auch schon das Telefon gezückt und die letzten Langschläfer aus den betten geholt! Um 9.00 Uhr ging es dann „pünktlich“ los mit insgesamt 6 Bussen auf nach Hangzhou.

Das ist der Ort, von dem ich euch schon berichtet habe. Da wir mit viel Verspätung dort ankamen stürmten wir gleich in das extra für uns reservierte Restaurant, was wohlgemerkt sehr teuer aussah und direkt am Xihu See gelegen ist. Tollerweise haben alle durchmischt Kärtchen bekommen, um den kulturellen Austausch mit den anderen Studenten zu fördern. So saßen Alin und ich mit mehreren Mongolen und Koreanern und einem Japaner aus unsere Kurs zusammen am Tisch. Das ganze leckere Essen wurde bereits aufgetischt, darunter befanden sich knusprige Eierrollen, Fisch, Fischsuppe, Schweinefleisch süß-sauer (was mir am besten geschmeckt hat, obwohl es wieder mal die fiesen Knochen enthielt), süßes Kraut, Chinakohl, Paprika und natürlich Reis. So dampfte alles und duftete vor sich hin und keiner wollte den Anfang machen. Es ist unglaublich für Studenten, deren Magen in den Kniekehlen hängt, dass sich wirklich nicht einer der männlichen Studenten gewagt hat anzufangen. Also habe ich das dann mal in die Hand genommen! Nein, ich habe mich nicht selbst bedient, sondern erst mal Alin gefragt, ob sie mir nicht etwas Reis in die Schüssel geben kann, danach hab ich ihr dafür auch ein wenig Gemüse zukommen lassen. So war das erste Eis gebrochen und wir konnten endlich beginnen zu schlemmen....zumindest Alin und ich. Die Mongolen waren nämlich nach 3 Bissen schon wieder fertig und griffen lieber zur Zigarette und gingen nach draußen um eine zu rauchen. Der Japaner, der immer leicht verwirrt in unserem Kurs erscheint, schien gar nicht glücklich über die erlesenen Speisen. Mit unsicherem Blick und Hand vor dem Mund sah er aus, als würde er sich gleich übergeben müssen. Er hielt sich dann vornehmlich an den Reis, da kann man ja nicht viel falsch machen. Die mongolischen und koreanischen Mädchen hingegen griffen etwas beherzter zu. Eine richtige Konversation kam aber erst zum Schluss zustande, als fast alle aufgestanden waren und nur noch eine Mongolin mit am Tisch saß. Alin und wohl noch mehr ich, hatten unseren Ruf als Fresssäcke wieder mal alle Ehre gemacht, denn wir hatten zusammen wahrscheinlich mehr verspeist als der gesamte restliche Tisch.

So gut gestärkt brachen wir dann auf um uns für 2 Stunden den Westsee anzuschauen. Wer noch den früheren Bericht vor Augen hat, weiß, dass wir mindestens 8 Stunden gebraucht haben um einmal den See zu umwandern. Alin und ich ließen es dementsprechend etwas langsamer angehen und genossen das nach Tagen mal wieder schöne Wetter. Durch strahlend blauen Himmel angelockt kamen natürlich auch viele Brautpaare aus ihren Löchern gekrochen. In China ist es nämlich üblich die Hochzeitsbilder vor der Hochzeit schießen zu lassen. Diese werden dann höchstaufwändig arrangiert. Wir konnten das bei bis zu 5 Brautpaaren auf einmal beobachten. Ein wichtiges Element ist die passende Kulisse und was ist da nicht besser für geeignet als der berühmte Westsee. Ein weiteres Element ist natürlich die bis ins kleinste Detail zurechtgemachte Braut, die an diesem Tag aussieht wie eine Prinzessin und natürlich der adrette Bräutigam. Umringt vom Kamerateam und vielen Assistenten für Make Up, Kleid und Schleier, Licht und Kamera werden dann die Fotos geschossen. Ein wirklich lustiges Schauspiel für uns Ausländer und ein Prestigeobjekt für die Chinesen. Denn die Fotos werden dann als Stolz der ganzen Verwandtschaft präsentiert und wie ich finde ist es auch ein weiteres Druckmittel für das Brautpaar, die Hochzeit nicht platzen zu lassen.

Nach der kurzen Besichtigungstour fuhren wir weiter zu unserem nächsten Ausflugsziel, nämlich Qiandao 千岛. Frei übersetzt heißt es 1000 Inseln und ist die Bezeichnung für einen riesigen See aus dem hunderte kleine Inselchen emporsprießen. Im gleichnamigen Ort lag auch unser Übernachtungsdomizil. Für 50 Yuan pro Nase hätten wir natürlich mit allem gerechnet nur nicht mit dem teuersten Hotel der Stadt. Dort wurden wir aber prompt einquartiert. Für mich hieß das natürlich wieder mal eine lang ersehnte Badewanne!!!

Aber zuerst verabredeten wir uns mit ein paar Kommilitonen zum Essen gehen. Gleich auf der gegenüberliegenden Straßenseite gab es viele kleine Essenstände, die uns mit einer Art dünnem Fladenbrot versorgten, dass entweder süß, salzig oder scharf war. Alle schmeckten sehr lecker. Nach dieser Stärkung gingen wir die Stadt erkunden. Zu unserer Überraschung gab es mitten auf dem Marktplatz eine riesige Fächertanzgruppe. Auf einer kleinen Erhöhung tanze eine Frau vor, was ungefähr 300 andere Chinesinnen nachahmten. Das beeindruckte mich sehr! Sowohl alt als auch jung, vereint bei einer traditionellen chinesischen Kunst und das alles so synchron....Wahnsinn. Nachdem wir uns von dem faszinierenden Anblick lösen konnten, zog es uns in ein Restaurant, dass eine Art Reistopf anbot. Zu meinem Erstaunen, war es auch das erste Restaurant, dass Hund auf seiner Speisekarte stehen hatte. Als die Wirtin unser Entsetzen bemerkte, winkte sie gleich ab, dass es das ja gar nicht geben würde...

Wir haben uns dann doch für scharfes Hühnchen und Chinakohl entschieden, was auch wirklich lecker war, bis auf die spitzen Knochen, die einem wieder mal den letzen Nerv raubten. Nun endgültig gesättigt machten wir uns auf den Weg in Richtung riesiger Wasserfontäne. Dort fanden wir auch den Zugang zum See. Zu klassischer chinesischer Musik, die aus den Lautsprechern schallte, wurde uns ein einmaliges Wasserspiel geboten. In allen möglichen Farben und Formen Tanzten die Wasserfontänen zur Musik, sodass wir uns gar nicht wieder losreißen konnten. Dominique beeindruckte das sogar so sehr, dass ihr ein kleines Missgeschick passierte. Die Objektivhülle ihrer Kamera fiel ihr zwischen die Stufen der Promenade. Da dieses Ding sehr teuer war, setzen wir nun alles daran, es aus dem Spalt herauszubekommen. Was könnte dazu besser geeignet sein als ein paar Essstäbchen... Alin die freundliche Spenderin der Stäbchen, und wir anderen versuchten verzweifelt mit ein wenig Licht des Handys die Abdeckung mit aus dem Schlitz zu pulen.

Könnt ihr euch vorstellen, wie das auf die Chinesen gewirkt haben muss? Ein Gruppe westlicher Mädchen, die im kreis kniend, robbend oder stehend mit zwei Essstäbchen in einem Schlitz mitten auf der Promenade herumstocherten. Wir waren natürlich die Attraktion des Abends und so eilten uns nach einer Weile auch ein paar hilfsbereite Damen mit 2 Riesenessstäbchen zur Hilfe. Nach ungefähr einer halben Stunde, war Domis Leiden beendet, denn die Chinesin bewies mehr Geschick im Umgang mit Stäbchen als wir und holte die Hülle aus dem Ritz hervor. Überglücklich dankten Wir den Chinesen und begaben uns auf den Rückweg. Den Abend ließ ich dann noch mit einem Vollbad ausklingen und kuschelte mich in das weiche Hotelbett.

Am nächsten Tag wurden wir durch einen Weckruf um 6.45 Uhr aus unseren süßen Träumen gerissen. Nach einem chinesischen Frühstück und Kaffee, der erst noch einer werden will, ging es ab in die Busse und auf zum Qiandaohu, dem „Tausend Insel See“.

Erst dachten wir, dass das Wetter uns den Tag verdirbt, aber mit zunehmender Sonne wurde es immer wärmer und der blaue Himmel kam ein weiteres Mal zum Vorschein. In unserem superschnellen Doppeldecker-Motorboot überquerten wir den See und ließen uns bei Sonnenschein den Wind um die Nasen wehen. Die erste Anlaufstele war eine kleine Insel, auf der wir ein paar Minuten spazieren gehen konnten. Dor wurden zum Vergnügen der Touristen Straußen gezüchtet und zum Entsetzen von uns, sogar ein alter, auf einem Auge blinder Strauß dazu abgerichtet, auf dem Boden zu sitzen und es sich gefallen zu lassen, dass dicke schwere Touristen sich auf seinen Rücken setzten um ein Foto mit Straußenei machen zu lassen. Soviel zum Thema Tierliebe in China...Aber darauf komme ich noch ein anders Mal zurück. Nach diesem Anblick wendeten wir uns lieber wieder der Natur zu. Nach einer weiteren Bootfahrt kamen wir auf die nächste Insel, wo uns ein Sessellift erwartete. Keine Angst, er war nicht verrostet und die höchste Erhebung war ungefähr 12 m hoch. Typisch chinesisch eben. Bloß nicht viel laufen und schon gar nicht bergauf. Auf dem „Gipfel“ erwartete uns ein herrlicher Ausblick über die Insellandschaft des Sees, sodass unsere Fotoapparate vom Knipsen glühten. Schade, dass wir dort nicht länger verweilen konnten, aber unser Mittagessen rief schon nach uns. In den booten verspeisten wir richtig leckeren Fisch und allerlei andere Gerichte. Hätte ich gewusst, wo es danach hingeht, hätte ich evtl. nicht so viel gegessen.

Die nächste Insel bezeichne ich mal als „Schlangeninsel“, denn dort wurde allerlei Schlangen-Getier gehalten. So gab es einen ganzen Käfig voll und ein Gehege, dass nur durch ein Netz gesichert war. Auch konnte an sich Schlangen um den Hals hängen lassen oder sie streichen. Zum Glück, habend diese keine Rippen, die man brechen kann. Nachdem man für 20 Yuan auch noch lebendige Mäuse in das Schlangengehege werfen konnte, war es bei mir dann völlig aus. Appetit hatte ich für den Rest des Abends keinen mehr. Kaputt und etwas geschockt stiegen wir wieder ins Boot ein und machten uns auf den Heimweg. Die ganze 6-stündige Busfahrt zurück verbrachte ich im Tiefschlaf. Deshalb bin ich jetzt hellwach und schreibe gleich mal meine Erlebnisse auf.

Montag, 10. November 2008

Sonntag – Kulturtag

Der heutige Besuch einer Shanghaier Kunstgalerie hat mir wieder mal bewiesen, dass ich doch eher die klassische Malerei bevorzuge. Monika, meine Sprachpartnerin, hat uns ganz aufgeregt von einer Ausstellung erzählt, die mitten auf dem Renmin Guangchang in einem Museum aufgebaut wurde und nur noch bis heute geöffnet sein sollte. Schon von außen sahen wir, dass es sich um moderne Kunst handelt, denn an dem doch recht alt wirkenden Gebäude befanden sich sehr viele bunt schillernde überdimensional große Ameisen, die auf mich einen etwas abschreckenden Eindruck machten und bei meinen Begleitern (Alin und Monika) die gleiche Wirkung hinterließen. Also lieber nichts wie rein in das Gebäude und auf in die neue Kunst...
Präsentiert wurden sowohl Videos, Filme, Dokumentationen, Fotos, Gemälde, Plastiken, riesige ganze Wände bedeckende Poparts zu sowohl ernsten Themen, als auch Phantasiegebilden. Der Kreativität war keine Grenzen gesetzt. Nur leider konnten wir mit unserem beschränkten Sinn für Kunst nicht alles verstehen...
Sehr interessant war es allemal. Für 10 Yuan Eintritt kann man sich das auch leisten, denn Kunst sowie fast jede andere Art von Kultur wird besonders in Shanghai gefördert.
Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten und so will ich nicht zu viel verraten sondern euch einfach mal die Bilder zeigen... Bei den schönsten Gemälden war dann leider die Batterie meines Fotoapparates alle, dafür habe ich jede Menge Kuriositäten gesammelt. Viel Spaß damit.

Nachdem wir es doch ganze 5 Stunden in der Galerie ausgehalten haben, mussten wir uns unbedingt stärken. Das taten wir auch gleich auf die Empfehlung von Monika hin, gingen wir in das für Shanghai wohl bekanntest und beste Dumpling-Restaurant (Jiaozi=Gefüllte Teigbällchen so ähnlich wie Tortellini) . Hier aßen wir die bis jetzt wohl saftigsten Jiaozi, die wir je verspeist hatten. Unten schön knusprig angebraten in Butter und oben mit einer feinen Kruste aus Sesam und Lauch....mmmmmhhh. Auch ich kann bestätigen, dieses Restaurant ist wirklich gut!
Diese Dumplings essen Chinesen gewöhnlich mit Essig oder scharfer Soße. Ich für meinen Teil mag sie am liebsten pur oder mit der scharfen Chilipaste. Dazu bekam jeder von uns noch eine große Schüssel Rindersuppe, die uns allen den Schweiß auf die Stirn trieb, so scharf wie wir sie würzten. Eine willkommene Aufwärmung in den kalten Herbsttagen.

Samstag, 8. November 2008

Extrem-Shopping

Heute war mal wieder Extrem-Shopping angesagt. Mittlerweile habe auch ich in den etwas südlicheren Breitengraden herbstliches Wetter. Hier regnet es ununterbrochen und es ist soooo kalt. Leider besitzt unser Zimmer nur eine Klimaanlage und die ist erstens schweinisch teuer und zweitens die Bakterienschleuder schlechthin. Aber dazu später...
Mit meinen drei Pullovern komme ich da nicht weit, abgesehen davon hat die Waschmaschine schon einen davon gefressen und mit tausenden roten Fusseln wieder ausgespuckt...grummel...
Heute ging es auf zum Wujiaochang, einem 7stöckigen Einkaufzentrum, in dem im obersten Stock verbilligte Markenklamotten angeboten werden. Für mich war leider nichts dabei, deshalb sind wir hinterher zur Caoyang Straße gefahren, die moderne chinesische Kleidung anbietet. Dort aßen wir erst mal in einem Barbecue in einem kleinen restaurant. Dort bekamen wir gegrillte Spieße (mit Rind-, Schwein- und Hähnchenfleisch, Gemüse, Toufu, Mantou, Ananas, Bananen und Pilze) für umgerechnet 1,50€ pro Person. Frisch gestärkt stürzten wir uns in die konsumierdende Menge der Chinesen und begannen zu handeln.
In einem alten Kaufhaus drängt sich ein Laden nach dem anderen und unter viel Kitsch und Klimbim findet man dann auch mal einen oder zwei Pullover ohne Glitzer oder Hello Kitty Druck.
Glücklich und zufrieden ging es am Abend nach Hause, wo Romana und ich das erste mal ihren Heizlüfter ausprobierten, weil uns so kalt war.

Igitt - Prüfungen!

Eine kurze Zusammenfassung der Prüfungswoche!

Nach gerade mal 8 Wochen Unterricht stehen die Mitsemesterprüfungen an. Dank unseres tollen Zeitmanagements haben wir uns den Lerndruck wiedereinmal für die letzten 2 Tage vor den Prüfungen aufgespart, was für uns hieß jeden Abend ca. 50 Zeichen zu lernen und die restlichen 300 zu wiederholen.... Getreu dem Motto: „Mut zur Lücke“ suchten wir uns nur die wichtigsten aus.
Insgesamt mussten wir die Zeichen aus den 4 verschiedenen Unterrichtsarten wissen, allerdings haben unsere Professoren das dann doch freundlicher Weise eingeschränkt. Nach der ersten Prüfung wussten wir also, es wird leicht und wir können uns etwas zurücklehnen. Böse Zungen behaupten auch, dass unsere Professoren nur bezahlt werden, wenn sie bestimmte Quoten erfüllen, d.h. eine bestimmte Anzahl von Studenten muss durchkommen und davon muss ein bestimmter Anteil auch noch gut sein.
Meine erste Prüfung am Dienstag war Zeichen schreiben „Xie Hanzi“写汉字, die nach 30 min zuende war.
Die nächste Prüfung am Mittwoch war Allgemeinunterricht „Zongheke“综合课, in der sämtliche Grammatik abverlangt wurde, die wir je hatten. Danach war mein Hassfach Hörverständnis, „Tingli“ 听力 an der Reihe. (Davor hatte ich am meisten Angst, weil unsere Lehrerin einen Tag vorher angekündigt hatte, dass wir kein Tonband hören würden, sondern sie uns das vorliest. Dumm daran ist nur, dass sie Shanghainesisch spricht und wir so noch viel weniger verstehen als so schon von der Kassette) Mit viel Bammel gingen wir dann in die Prüfung. Der erste Satz von ihr war. Es wird nur 10 min dauern!“ und wir dachten: „Na toll also auch noch in einem Affenzahn!“ Missgestimmt setzten wir uns auf die Plätze und ließen das Shanghainesisch nur so auf uns niederprasseln.... Das positive war, die Prüfung war so einfach, dass wir alles verstehen konnten und noch viel interessanter war, dass Alin und ich uns perfekt ergänzten ^^
In unserer Gemeinschaftsarbeit haben wir dann auch mal eben die volle Punktzahl geholt... in Tingli meinem Hassfach....
Der Knüller war dann aber die mündliche Prüfung, “Kouyu“口语. Am Montag bekamen wir die 7 Themen, welche Donnerstag in einem Dialog abgeprüft wurden. Alin und ich, wir Oberstreber bereiteten alles mit Monikas Hilfe vor. Als wir dann am Zuge waren, rasselten wir unseren Dialog innerhalb von 1 min runter und das war unsere komplette mündliche Prüfung.
Ihr seht also, alles ist machbar und ich hoffe, die Endprüfungen werden auch so geschmeidig.

Koreanisch ist lecker!

Letztes Wochenende am Samstag dem 31.10.2008 sind wir zum Abschluss des Monats und zur Ablenkung vor den bevorstehenden Klausuren koreanisch Essen gegangen. Nicht das wir sowieso schon einige Kilo zugelegt hätten.... naja, essen passt immer und in China ist es schlimmer als jede andere Droge. Man hat hier sooooo viel Auswahl und gerade in Shanghai tummeln sich nicht nur die Küchen aus den verschiedenen Provinzen sondern aus aller Welt. Diesmal war Korea an der Reihe. Koreanisches Essen ist etwas sauerer als chinesisches bzw. nicht so süß wie das Shanghaier Essen. Also eine willkommene Abwechslung. Schon gespannt und sehr hungrig begaben wir uns in den abgetrennten Essbereich für mehrere Personen. In der Mitte des schweren Holztisches war ein Mini-Kohleofen eingelassen. Nachdem wir für 6 Personen ungefähr 12 Gerichte bestellt hatten, trug die Kellnerin mit Handschuhen und Schöpfgerät glühende Kohlen herbei und ließ sie in den Ofen fallen. Darauf kam dann ein Grill und nachdem alle Speisen angerichtet waren brieten wir uns selbst unser Fleisch. Mal eine kurze Aufzählung, was es alles gab. Für die Vegetarier am Tisch eine Pilzplatte mit 6 verschiedenen Pilzsorten, mehrere Gemüseplatten mit Gurken, Auberginen, Salat und ganz viel eingelegtem Gemüse, dass ein bisschen an unsere deutschen Krautgerichte erinnert hat. 2 Fleischplatten mit Rindfleisch und Schweinefleisch in dünne Scheiben geschnitten. Als kostenlose Vorspeise gab es kleine Fisch- und Gemüsehäppchen, verschiedene Soßen und süße Eiersuppe (nicht so mein Fall, die Chinesen mochten es aber auch nicht so wirklich). Tee gibt es sowieso immer frei dazu. Des weiteren hatten wir gesalzene und geröstete Erdnüsse sowie Sushi bestellt.....mmmmhhhh und zum Abschluss gab es kostenlos noch Wassermelone und ein Eis am Stil und für jeden einen Kaugummi, damit wir nicht nach koreanischen Essen riechen^^
Für alles zusammen haben wir nur 3,50 € bezahlt und haben super Service, leckeres koreanisches Essen bekommen und können ein schönes Erlebnis mehr auf unsere Liste setzen!

Bustour nach Wuzhen

Samstag 25.10.
Nix mit ausschlafen!

Um 6 Uhr hieß es aufstehen der Weckerklingelt und fertig machen zum Aufbruch in eine mir unbekannte Stadt. Wie es dazu kam? Alin wurde von einem netten Chinesen angesprochen, während sie harmlos dasitzend in der Mensa ihr Essen verspeiste. Mit Flyer im Arm und einem fetten Grinsen im Gesicht kam Alin dann zu mir und musste mich auch nicht lange überreden bei einem Tagesausflug nach Wuzhen mitzumachen. Es hieß der Ausflug würde von einer Studentengruppe zum Austausch mit internationalen Studenten organisiert.
Total verpennt mussten wir feststellen, dass außer uns beiden nur noch ein paar Thailänder und Vietnamesen mit von der Partie waren. Der Rest bestand aus Chinesen sowie einer Familie. Positiv daran war, dass wir den ganzen Tag unser Chinesisch üben konnten, nicht so toll war, dass die auch die Führungen durch das alte Gelände auf chinesisch abgehalten wurden und wir so nur die Jahreszahlen verstehen konnten.

Wuzhen ist eine alte und für seine Holzarbeiten sehr berühmte Stadt südlich Shanghais, die von mehreren Kanälen durchzogen ist und natürlich auch für Touristen ein beliebtes Ausflugsziel darstellt. Neben kunstvoll geschnitzten Himmelbetten, Türen und Säulen sahen wir auch andere traditionelle Handwerkskünste Chinas. Dazu gehört bekanntlich die Tuchmacherei. Aus Wuzhen kommen sehr bekannte blau-weiß getünchte Stoffe, die zu unterschiedlichen Kleidungsstücken und Souvenirs verarbeitet werden. Auch die Zubereitung alter chinesischer Medizin konnten wir beobachten und inspizierten ausgiebig die Stände mit chinesischen Süßigkeiten. Nach einem stärkenden Mittagessen im berühmtesten Restaurant von der alten Stadt, das wir gemeinsam mit der chinesischen Familie verspeisten, besichtigten wir eine alte Pfandstube und kauften einer alten Omi ein paar Stofffächer ab. Danach bestaunten wir noch die grell geschminkten Theaterspieler, die auf einer alten Holzbühne ein bekanntes chinesisches Rollenspiel aufführten und das mitten auf einem belebten munteren Marktplatz. Von dort aus führte ein kleiner Holzsteg in ein Haus, das extra abgedunkelt war, damit dort ein Schattenspiel stattfinden konnte. Hinter einer beleuchteten Leinwand spielten 4 Männer mit alten Musikinstrumenten bekannte chinesische Geschichten nach, die mit Hilfe kunstvoll geschnittener Papierfiguren dargestellt wurden und nicht nur die Aufmerksamkeit der Kinder auf sich ziehen konnten, sondern auch die Erwachsenen sehr beeindruckten.
Alin und ich kamen zum Abschluss dieser Reise nicht umhin, geschmolzenen Zucker zu kaufen. Dieser war etwas zäh und um 2 Essstäbchen gewickelt. Diese musste man die ganze zeit umeinander drehen, damit in den Zucker mehr Luft hinein kam und er somit von einer hellgelben Farbe hin zu einer weißen wechselte. Dies war das Zeichen dafür, dass wir ihn essen konnten.....wir drehten und drehten aber selbst nach 2 Stunden konnten wir keinen nennenswerten Unterschied in der Farbe feststellen. Geschmeckt hat er trotzdem.

Am Abend gingen wir noch mit einem Vietnamesen und einem chinesischen Architekturstudenten in ein Sichuan-Grill-Restaurant essen. Jetzt kann ich sagen, dass asiatische Halbstarke mindestens genauso viel essen wie deutsche Halbstarke. Wir verspeisten einen riesigen Berg Fleisch (Ain und ich ungefähr ein viertel davon) und Gemüse sowie Pilze.
Ein tolles Ende für einen anstrengenden und impressionsreichen Tag.

Sucht die Jazzbar!

Freitag 24.10.

Juchu, wir testen eine Jazzbar aus!

Dachten Alin, Karo, Gingi und ich zumindest als wir die Reiseführer und das Internet durchforsteten. Überall wurde uns der Club: „House of Blues and Jazz“ empfohlen. Also machten wir uns auf dem Weg zu der beschriebenen Adresse, mitten im Kneipenviertel Shanghais, der Maominglu. Mit der Karte in der Hand marschierten wir die nicht gerade kurze Straße bis zu ihrer südlichsten Ausdehnung entlang. Die Bar sollte die Hausnummer 561 oder so ähnlich haben. Dumm nur, dass wir bei Hausnummer 1 bei der Metrostation ausgestiegen waren. Im Übrigen kamen wir ungefähr an 5 Häusern vorbei, die alle die Nr. 1 hatten. Wir sahen viele Bars, viele Restaurants und viele Ausländer, doch nirgendwo entdeckten wir diesen Club. Also beschlossen wir noch mal zurückzugehen und die andere Richtung abzusuchen, doch auch hier kamen wir nicht weiter. Als wir Anja dann von der Metrostation abholten, gingen wir nochmals in die erste Richtung, da stellten wir fest, das wir die falsche Hausnummer gesucht hatten. Eine 500er Nr. gibt es gar nicht. Die Hausnummer ist die 159, doch auch diese ließ sich nur schwer finden. Auf einmal entdeckten wir die Nr. 158. Ein altes Haus in der Französischen Konzession mit braunem Putz. Hier stand in halb verfallenen Buchstaben auf dem Beton „Blues and Jazz House“.... Bis auf verrammelte Fensterläden und geschlossene Türen und viel Staub sahen wir nichts....Da kam uns der Verdacht auf, dass diese Bar umgezogen sein könnte und dass da jemand die Website nicht aktualisiert hat...Was nun? Zum Glück waren wir ja im Kneipenviertel und so starteten wir einer anderen bekannten Bar einen Besuch ab. Im „Blue Frog“ ließen wir es uns dann gut gehen, bei Cocktails, Kaffee und Softdrinks für die Nichtalkoholiker. Und es tat gut mal wieder einen echten Weiberabend zu veranstalten ^^