Montag, 1. Dezember 2008

南京Nanjing 21-23.11.1008

Freitag um 18.18 Uhr bestiegen wir unseren Schnellzug nach Nanjing, der uns innerhalb von 2 Stunden in die ehemalige südliche 南 “nan“ Hauptstadt 京 „jing“ Chinas bringen sollte. Kaum eingestiegen waren wir auch schon da. Zuerst kauften wir eine überteuerte Stadtkarte und danach organisierten wir uns unter mehr als dubiosen Umständen ein Hotel für 2 Nächte, was pro Person ca. 60 Yuan kostete und dessen Badezimmer aus einer gläsernen Kabine mitten im Zimmer bestand. Aber egal, wir bleiben dort ja eh nur zum Schlafen. Unseren ersten Abend kosteten wir dann noch voll aus, denn Nanjing hat wirklich ein buntes Nachtleben zu bieten. Wir zog aus in die Kneipenstraße 1912, in der sich eine schicke Kneipe an die andere reiht gepaart von vielen Diskotheken und alles mächtig auf Luxus getrimmt. Wir ließen uns wiedereinmal von der Musik leiten und setzen uns in eine Bar, die wohlbemerkt Kronleuchter als beleuchtung vorzuweisen hatte. Was gleich auffiehl war, dass wir die einzigen Westler sind. Ansonsten gab es nur noch Chinesen, die ich mal grob zur oberen Schicht zähle. Allerdings ging es hier keineswegs hochgeschlossen und steif zu, nein über all an den mächtigen Tischen saßen die Leute in weich gepolsterten Sofas und spielten ein, für uns komplett undurchschaubares, Würfelspiel. Das einzige, was wir davon herausbekamen ist, dass der Verlierer Trinken muss. Wir bestellten uns Getränke und einen kunstvoll garnierten Obstteller und genossen für den rest des Abends die chinesische Popmusik, dargeboten von einer Liveband.

Am nächsten Morgen hieß es früh aufstehen und fertig machen. Am Tag davor hatten wir nämlic noch eine Gruppenreise mit Chinesen gebucht und der Bus sollte gleich kommen. Wir also aufgesprungen, uns fertig gemacht, schnell och ein bisschen Frühstück und Getränke eingekauft und losgehetzt. In einem Kleinbus nahmen wir auch Platz und von da an ging es eigentlich nur noch kreuz und quer durch die Stadt. Zunächst sammelten wir die restlichen Touristen ein, wobei wir feststellten, dass unsere Kaschemme im Gegensatz zu den Behausungen der anderen Gäste noch wesentlich besser abschnitt.
Unser erster Ausflugspunkt hieß Yangzi. Auf dem Weg dorthin hielten wir an einem speziellen Eierkuchenstand an, dessen Besitzer Wahrscheinlich mit dem Busfahrer verwandt ist, um typische Nanjinger Eierkuchen zu essen, die billiger und besser gewürzt sind als die Shanghaier. Am Fuße der einzigen Brücke, die die beiden Stadtteile von Nanjing miteinander verbindet stiegen wir aus und erklimmten die Brückenpfeiler mit....einem Fahrstuhl. Die Brücke ist eine Doppeldeckerbrücke, so konstruiert, dass unten die Bahn fährt und sich oben der Straßenverkehr abspielt. Wie wir feststellten war die Sicht nicht allzu gut, was an dem bekannten Nanjinger Nebel lag gemischt mit reichlich Smog. Trotzdem war der Ausblick überwältigend. So beeindruckt versuchten wir wenigstens die Mitte der Brücke zu erreichen, allerdings unterschätzen wir die Weite und mussten vorzeitig umkehren. Trotzdem die geballten Wassermassen bleiben mir in Erinnerung, genauso wie die alte Frau mit gebunden Füßen, die stolz ihre Hosenbeine lüftete, damit wir sie besser fotografieren konnten!
Unser nächster Anlaufpunkt war am anderen Ende der Stadt, sodass wir ungefähr 2 Stunden im Stau steckten und dann nur noch schnell durch das Konfuziusmuseum huschten. Trotz allem, zwang uns die Reiseleitung an einer Verkaufssession teilzunehmen...Wir sollte Gurkenschäler und scharfe Messer kaufen, die es wohl nur an diesem Ort gibt und die an die Formen zu Konfuzius’ Zeiten angelehnt sind. Glücklicher Weise entkamen wir der Verkaufattacke und erhaschten noch einen kurzen Blick auf eine konfuzianische Zeremonie. Hier stieß ich auch das erste Mal mit Wachleuten zusammen, als ich nur mal einen Blick in die Halle dahinter werfen wollte. Sofort schrillte ein Pfiff und ich musste zurückgehen.
Danach ging es ab in den Mouchou Gongyuan, einem weitläufigen Park mit kleinen Pavillons und großem See, der wie gegossen in das Stadtbild von Nanjing passt. Dort hielten wir uns auch ganze 30 min auf, erholten uns von den Busstrapazen (mittlerweile waren so viele Leute im Bus, dass der Kampf um die guten Plätze losging. Ich saß am Ende auf einem Platz, den man eigentlich mehr als Radkasten bezeichnen kann, zum Schluss eroberten wir dann aber doch noch mal bequemere Positionen!). Zum Mouchou See gibt es auch noch eine traurige Geschichte. Und zwar soll es einst ein Mädchen namens Mouchou gegeben haben, die auf den Wunsch ihres Vaters einen reichen Mann in Nanjing heiratete. Mit diesem neuem Leben war sie so unglücklich, dass sie keinen anderen Ausweg sah, als sich mit einem Sprung in den See das Leben zu nehmen.
Weiter ging es zum Yuhuatai Märtyrer Gedenkpark. Von der Gedenkstätte sahen wir allerdings nur den Eingang, denn wir hatten ja nicht so viel Zeit. Der Park besteht aus dichtem Wald, Pavillons, kleinen Gehwegen, den Grabstätten zum Gedenken der Märtyrer und allem was sich Chinesen so zur Erholung wünschen. Trotz unseres Zeitproblems fuhren wir aber zu einem Jadeverkauf auf dem Gelände. Die Ausstellungsstück waren auch wirklich graziös gemeißelt und wunderbar gefertigt, doch Alin und ich besaßen leider keine 160000 Yuan um einen riesigen Brunnen aus Jade zu kaufen.
Danach ging es ab in eine Siegelausstellung, die sich wiederum als perfekt angelegter Garten herausstellte und eigentlich bekannt ist für eine berühmte Kalligraphie. Viel bekamen wir von der Führung allerdings nicht mit, das diese wiederum in einem rasanten Chinesisch abgehalten wurde wie der Rest der Führung auch. Dann wurden wir von unserem quälenden Hunger erlöst und aßen in einem etwas überteuerten Restaurant zu Mittag. Frisch gestärkt unternahmen wir einen Ausflug zu einem buddhistischen Tempel inmitten eines Parks, der lustiger Weise lauter Miniaturbauten von berühmten Gebäuden in China beinhaltet. Im Tempel hielten wir uns ziemlich lange auf, was uns darin bestätigte, dass es in China im allgemeinen mehr Buddhisten gibt. Sogleich wohnten wir einer kleinen Zeremonie bei und konnten unsere Touristengruppe beim Beten zuschauen. Sehr interessant, aber man sollte sich davor hüten hier zu fotografieren...
Nun war es schon später Nachmittag und wir machten uns noch auf den Weg zum Purple Mountain, einem Berg, der zum Nationalpark erklärt wurde und mehrere Sehenswürdigkeiten besitzt, wie z.B. das Sun Yat-sen Mausoleum, den buddhistischen Linggu Tempel und kleine Ming Tombs, in denen Tierskulpturen zu finden sind. Von alldem sahen wir wieder nur den Eingang, was uns entgültig zu dem Entschluss brachte, dass wir von nun an wieder als Individualtouristen unterwegs sein werden.
Am Abend trudelten wir in unserem Gasthaus ein und verabredeten uns mit Dirk einem Kommilitonen aus Zwickau, der in Nanjing studiert. Mit ihm testeten wir Nanjings Cuisin, die eine spezielle salzige Ente als Spezialität zu bieten hatte. Nach einem kräftigen Mahl, setzten wir uns in ein Cafe und plauderten über die Erlebnisse in China. Dort hatten wir eine ganz eigene Erfahrung, denn Alin machte uns auf eine Ratte aufmerksam, die soeben die Wand senkrecht nach oben gelaufen war und deren nackter Schwanz nun aus dem Gitterost in der Decke heraus hing. Auch so etwas kann in einem etwas nobleren Cafe geschehen... das ist nun mal China so wie wir es kennen.

Am Sonntag sprangen Alin und ich ins Taxi und fuhren nochmals zum Purple Mountain. Wir konnten es uns einfach nicht nehmen lassen diesen Nationalpark zu besichtigen, dessen Eintrittpreise sich allerdings auch sehen lassen können für 80 Yuan marschierten wir straff an riesigen lauten chinesischen Touristengruppen vorbei mitten in eine Gedenkhalle für die beim Nanjing Massaker gestorbenen Soldaten. Wir legten noch einen Zahn zu, denn wir wollten nicht schon wieder als Fotoopfer missbraucht werden und noch ein bisschen von der morgendlichen Ruhe des Waldes genießen. So besichtigten wir den Lingu Tempel kurzer Hand uns wanderten dann ein bisschen durch das Gelände des in wunderschönen Herbsttönen getünchten Waldes. Unseren nächsten Stopp machten wir an einer Pagode, die ich auch gleich erklimmte um die Aussicht über dieses Schutzgebiet zu genießen. Ach es tat mal wieder richtig gut aus dem städtischen Muff herauszukommen und „Berge“ zu sehen. Nach diesem Streifzug stiegen wir in eine winzige Tschu-Tschu-Bahn ein, die uns auf einer schmalen Straße zum Sun Yat-sen Mausoleum kutschierte. Dort waren wir erst mal ziemlich beeindruckt von der Höhe es Mausoleums, denn 397 Treppen führten zu seiner Grabstätte. Gleich erklimmten wir auch diesen Hügel und gesellten uns prustend und schnaubend zu den anderen tausenden chinesischen und ausländischen Touristen. Das Mausoleum wurde eigens für den Begründer der Republik angelegt und soll im Ganzen die Form einer Glocke haben, die wiederum mit der Aura des Staatsmannes harmonisiert! Egal, wie diese Form auch ist, der Ausblick vom Berg war fantastisch und so verweilten wir hier noch ein bisschen. Eigentlich wollten wir uns nun noch die Ming Tombs anschauen, dafür hätten wir aber nochmals extra Geld bezahlen müssen und so beschlossen wir mit dem Taxi zurück zufahren und gemütlich eine Runde um den städtischen See dem Schwarzer-Drachen-See Xuánwǔhú 玄武湖zu spazieren. Auch hier bestiegen wir fauler Weise ein kleines Auto, was uns einmal am nebeligen Ufer entlang fuhr. Zum Abschluss gönnten wir uns noch ein superleckeres Essen in einer japanischen Nudelrestaurant und machten uns auf dem Heimweg.