Montag, 6. Oktober 2008

Die noble deutsche Gesellschaft von Shanghai

Einen schönen guten Abend!

So oder so ähnlich wurden wir heute Abend im Radison Hotel vom Deutschen Generalkonsul und seiner Gefolgschaft per Handschlag begrüßt. Der Weg dorthin gestaltete sich aber als reinste Tortur. Von der Metrostation aus, sah es auf dem Stadtplan eigentlich recht nah aus, doch der Weg entpuppte sich als 40 minütiger Marsch durch ein ganzes Stadtviertel und das in Absatzschuhen und schicker Abendkleidung, ganz zu schweigen von unseren Erlebnissen in der U-Bahn zur Rushhour-Zeiten. Wir dachten ja, nachdem wir eingestiegen waren, ist die Bahn voll, doch irgendwie wurden wir dann so eng aneinandergepresst, dass doch tatsächlich mehr als 10 Leute auf 2 m² Platz fanden. Zerzaust und mit einem etwas chinesisch angehauchten Schweißgeruch mischten wir uns unter die deutsche Gesellschaft in Shanghai.

Ursprünglich war der Plan wie folgt: Schick anziehen, nett lächeln, Small Talk führen und evtl. unsere neuen Visitenkarten unter die Leute bringen. Doch schon am Anfang bemerkten wir schnell, dass die Expat-Deutschen sich untereinander kannten und gleich Grüppchen bildeten, in denen sie auch den Rest des Abends miteinander verbrachten. Sehr schade an sich, das so der gewollte Informationsaustausch nicht von statten ging, aber so verbrachten wir den Abend mit Analysen über die Menschen die auf solche treffen gehen. Grob kann man sie unterteilen in Studenten auf Jobsuche, Praktikasuche oder Studenten mit Hunger auf deutsches Essen. Dann gibt es die einzelnen Männer mit Familie einschließlich Kindermädchen, die Politiker und die Unternehmer unter sich, die Frauen der Expatriaten (Ausdruck für deutsche Entsandte im Ausland) und die Kinder der Expats. Dann gab es noch einige Chinesinnen und Reporter. Aber allen Deutschen und nicht deutschen war gleich, dass sie sich wie hungrige Tiere auf das Büfett stürzten. (Wozu ich mich natürlich auch zähle, schließlich habe ich 5 Stück Kuchen und reichlich Brot und Brezeln verdrückt) Nachdem der Magen geschlossen war, wurde mit einigen Gläschen Alkohol die Verdauung angeregt und die Zunge gelockert.

Für uns entwickelte sich der Abend in eine Art Klassentreffen, denn wir sahen all unsere Zwickauer Studenten, die in Shanghai studieren und die Studenten, die wir von der Tongji Universität kannten.

Das Interessanteste an diesem Abend war für mich eine Bekanntschaft mit einer Engländerin, die chinesische Eltern hat und in Shanghai Restaurants testet und Kritiken darüber für Zeitschriften schreibt sowie ein Foto mit dem Generalkonsul, dass aber leider nicht ich besitze, sondern auf einer anderen Kamera verewigt wurde. Gerüchten zu Folge soll auch unser Ex-Kanzler Gerhardt Schröder da gewesen sein und es existieren wohl auch Fotos mit ihm, ich habe ihn leider nicht zu Gesicht bekommen. Aber so prominentenfixiert bin ich ja auch nicht.
Alles in allem ein wirklich schöner Abend, allerdings ohne Erfolg für meine Praktikumssuche.