Dienstag, 30. September 2008

Beijing...lieber doch nicht!

Unser Wochenende,
hat eigentlich gar nicht existiert. Da am 1.10. der chinesische Nationalfeiertag zur Gründung der Volksrepublik China gefeiert wird, haben wir theoretisch 3 Tage lang frei. Für die Chinesen sind diese Feiertage sehr wichtig, sowohl aus Nationalstolz als auch durch die Möglichkeit zu reisen. Im Laufe des Unterrichts, hat dann auch unser Kurs davon erfahren, dass wir die komplette Woche frei haben, dafür aber Samstag und Sonntag in die Uni gehen müssen. Gesagt getan. Zu unchristlichen Zeiten quälten wir uns dann Samstag und Sonntag aus dem Bett, um den Stoff für Montag und Dienstag eingetrichtert zu bekommen. Was tun, mit so einem angebrochenem Tag? Natürlich die Reiseplanung für die nächste Woche schmieden. Wohin soll es gehen? Mit Dominique und Vermie nach Beijing, wohin denn sonst, schließlich ist eine Woche lang, man kann viel besichtigen und unsere Kommilitonen in Beijing besuchen. So bekamen wir dann auch günstige Tickets für 12,60 Euro für Beijing. Nur hatten wir nicht wie gewollt welche für Sonntagnacht im Schlafwagen bekommen, sondern Hartsitze für Dienstag, wobei wir nicht wussten wie lange unsere Reise dauern sollte. Rücktickets konnten wir gleich gar nicht erwerben. Nun nachdem ich dann meine kundigen Sprachpartner befragt habe, wurde uns klar, dass wir über 24 Stunden ab früh um 4 Uhr in einem Zug mit tausenden anderen Chinesen sitzen würden, auf einer Fahrt hin zur Hauptstadt des Landes, die in diesen tTgen drei mal mehr Besucher zählen wird, wie gewöhnlich. War das so schlau?

Nach längerem Hin und Her, grausamen Berichten über Reisen in der „goldenen Woche“ und Versuchen die Tickets umzutauschen auf einen schnelleren Zug (Hier ließ sich nur das Datum ändern) bzw. einem Schwarzhändler zu verkaufen (was am Hauptbahnhof unmöglich war, da es vor Polizei nur so gewimmelt hat), gaben wir uns zunächst geschlagen. Doch mit unserer charmanten Art gelang es uns zurück im Wohnheim, die Tickets an zwei mutigere deutsche Kommilitonen zu verhökern, die das Abenteuer auf sich nehmen wollten. Stattdessen beschlossen wir gar nicht zu verreisen, sondern Shanghais Sehenswürdigkeiten auszukosten.
Eine weitere Idee, die wir in die Tat umsetzten, war das Vorhaben Visitenkarten drucken zu lassen. Mit diesen wollen wir dann zu Jobmessen und anderen Veranstaltungen auftreten und uns prinzipiellen Praktikumsfirmen vorstellen. Für 120 Stück, habe ich 4 Euro bezahlt für zusätzliche 2 Euro bin ich nun auch im Besitz einer Visitenkartenaufbewahrungsbox, einer Visitenkartenpräsentierbox und eines Visitenkartensammelheftes. Es fühlt sich irgendwie seltsam an seine eigenen Namenskärtchen designen zu lassen und dann mit sich rumzutragen. Hoffentlich bringt es was.

Meine Universität

Die Tongji Universität hat mehrere Campi. Der mit Deutschen und Ausländern wohl am höchsten frequentierte ist allerdings der Sipinglu Campus, auf dem ich wohne und studiere. Im Moment befindet sich dieser Campus in Renovierung. Überall wird gebaut und geackert, die Gebäude sehen von außen alt aus, sind innen aber schon sehr neu. Zudem fällt auch auf, wofür die Hochschule Geld ausgibt. Beispielsweise sind die Gebäude für Architektur und Design komplett neu renoviert, wohingegen das Sprachinstitut nicht sonderlich in der Gunst der Geldgeber liegt, was sich am Gebäude deutlich widerspiegelt.

Hier zu sehen ist unser hypermodernes Wohnheim. Hinter dem verspiegelten Glas verbirgt sich die Ausländermensa, die im gegensatz zur großen Mensa eher fade schmeckt und kulinarisch nicht gerade glänzt. Darüber befindet sich ein Restaurant, was vor allem von den Professoren genutzt wird. Das etwas gräulich verputzte Gebäude ist das Ausländerwohnheim. Das unterhalb der Fensterbänke sind die Lüftungen für die Klimaanlage. Erinnert ein wenig an Zwickau Eckersbach, verfügt aber über 12 Stockwerke und einen Fahrstuhl. Unser Zimmer ist ganz obendas 2. von rechts, wenn man ab dem hervorstehenden Teil zählt. Und ja, es ist aucheines der wärmsten Zimmer. Alle, selbst die Chinesen, die uns besuchen kommen beginnen binnen Minuten zu schwitzen. Aber Sauna soll ja gesund sein!

Richtig toll ist das Herz der Uni, nämlich die Bibliothek mit 9 Stöcken, uns sehr vielen Lesesäen, einem Technikzentrum und tausenden von Büchern für jede Fachrichtung. Trotz der Größe finden nicht alle Studenten der Tongji einen Platz zum streben, aber mit guten Kontakten wird einem schon ein Sitz freigehalten. Sonst muss man eben einfach ein bisschen länger suchen. Im Gegensatz zu den deutschen Unis wird die Bibliothek nicht nur besucht, sondern auch mal benutzt und das von tausenden Studenten gleichzeitig. Denn in China ist man ohne hohen Bildungsabschluss nichts. Und so lernen tagtäglich die Tongji-Studenten fleißig ihren Stoff, wie kleine Bienen. Ich hoffe, der Funke springt auch auf mich irgendwann einmal über!

Was mir persönlich sehr gut an der Tongji gefällt, sind die zahlreichen Gartenanlagen und Erholungsnischen. Es gibt so manch einen Pavillon, der versteckt hinter dichten Bambushainen zum ausruhen vom Lernstress geeignet ist. Doch schaut euch am besten selbst ein paar Fotos an. Zu sehen ist zwar nicht alles, aber so gutes Wetter hatten wir lange nicht mehr. Fortsetzung folgt.

Mein Tagesablauf!

Huhu, eine ganz dicke Entschuldigung dafür, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. Man mag es kaum glauben, aber ich habe jetzt die Phase in meinem Studium erreicht, in der ich nicht nur Sightseeing betreibe, sondern in der ich sogar richtig pauke!

Nun will ich euch aber nicht jeden Tag schreiben wie mein Unterricht aussieht. Dazu sei nur soviel gesagt, dass ich um 6 Uhr aufstehe, mich hübsch mache, frühstücke, Zeichen wiederhole und um 8 Uhr zur Schule aufbreche. 12 Uhr gibt es dann Mittag in der Mensa, dass ich zumeist mit einen meiner Sprachpartner, aber am häufigsten mit Monika verbringe. Danach üben wir meistens miteinander oder erledigen Dinge des alltäglichen Bedarfs, bis ich dann ca. um 18 Uhr zu unserem Supermarkt auf dem Campus gehe und mich bei meinem Lieblingsobsthändler mit leckeren Miniwassermelonen und anderen Leckereien eindecke. Die Kekse in China sind ja sooooo lecker! Aber es gibt keine Schokolade, die kann man nur teuer im Carrefour oder Metro erwerben. Langsam bekomme ich auch den Kaffeeentzug hier zu spüren. Da ich nicht beim Starbucks für einen winzigkleinen Esspresso 4 Euro hinblättern will und mir die kalten Milchkaffeeflaschen aus dem Supermarkt nicht schmecken, bin ich kronisch koffeeinlos. Dafür besitze ich mittlerweile eine eigene Teekanne und Grünen Tee. Aber zum Thema Essen und trinken gibt es später nochmals genauere berichte.

20 Uhr bin ich dann entweder mit Frank oder Alin zum Joggen auf dem Sportplatz verabredet. Unser Sportplatz besteht aus mereren Basketballfeldern und einem großen fußballplatz sowie einer Reihe von trungeräten als da wären: Ringe, Kletterstange, Sprossenwand, Reck, und Barren. Unsere abendliche rund führt uns um den stark beanspruchten Kunstrasenplatz herum. Was ich sehr lustig finde, ist, dass die Chinesen alle sehr sehr langsam joggen und man fast im gehen schneller ist, aber sie verbrennen dadurch wahrscheinlich mehr Fett. Auf jeden Fall sind wir ein lustiges Grüppchen. Frank ist nämlich mindestens so groß wie Kai und stakts neben mir her wie ein Storch im Salat, weil ich zu langsam bin. Dagegen keuche ich mit hochrotem Kopfe bis die 30 min zu Ende sind neben ihm her. Jedenfalls motiviert es, sich anzustrengen. Nach der obligatorischen Stunde Sport versuche ich entweder im Wohnheim oder in unserer Bibliothek einen Platz zu finden und lerne Chinesisch. Am späten Abend bin ich dann für Telefonate aus der Heimat immer gern zu haben und gehe meist 24 Uhr ins Bett.

So das hört sich jetzt für euch bestimmt total strukturiert an. Fakt ist, dass das mein Wunsch-Tagesablauf ist, bis jetzt hat es so allerdings noch nie funktioniert. Immer kommt irgendetwas dazwischen und diese Woche waren es meine Sprachpartner, die mich auf Trab hielten. Das ist aber nicht schlimm, da sie sich alle sehr lieb um mich bemühen. Leider war ich abends dann zu müde, um noch irgendetwas zu schreiben, deshalb kommt hier eine gestückelte Zusammenfassung von meiner Woche.