Samstag, 4. Oktober 2008

Französische Konzession

Mittwoch 01.10.2008, Die Französische Konzession.

Am späten Vormittag zogen Alin und ich aus, die Spuren vergangener Kolonialzeiten in Shanghai zu erkunden. Neben den Amerikanern, Engländern und Deutschen, erhoben auch die Franzosen Anspruch auf Teile von China. So kann man heute noch in Shanghai die Überbleibsel Französischer Kolonialbauten sehen. Mit der U-Bahn ist das ganz leicht zu erreichen. Man wird am Anfang der Huaihai Straße rausgedrängt, einer modernen Straße mit vielen teuren Kleiderläden, Juwelieren und Uhren. Durch die Heerschar von Touristen und der unzähligen Geschäfte ist Alin und mir zunächst gar nicht aufgefallen, dass wir uns bereits in der französischen Konzession befinden. Überwältigt von den wunderschönen Brautmodengeschäften, die sich aneinander reihen und mit Ballkleidern werben, hätten wir doch fast nicht bemerkt, dass es außer Konsum in dieser Straße auch noch europäische Architektur gibt. Zwischen den unzähligen Konsummeilen schlängelte sich ein kleines Baozi und Jiaozi-Restaurant entlang. Natürlich konnten Alin und ich da nicht widerstehen und bestellten eine Art Blätterteigtasche mit Gemüsefüllung ein Baozi mit gebratener Reisfüllung, was so ähnlich wie Rissotto geschmeckt hat.

Gut gestärkt begutachteten wir die Baukunst des Viertels. Doch auch hier ist der Baustil komplett anders, als ich mir es vorgestellt habe. Von riesigen Villen mit hübschen Vorgärten ist wenig zu sehen. Biegt man in die Seitengassen, bemerkt man, dass die Villen zwar hübsch sind, doch eher an Arbeiterwohnungen erinnern. Zudem kommt, dass die meisten Gebäude gerade überholt werden. Auf dem Weg durch die französische Konzession besichtigten wir die Residenz von Sun Yatsen, der sowohl in der VR China, als auch auf Taiwan, als Gründer der Republik gefeiert wird. Zum Herrenhaus ist eigentlich nur zu sagen, dass es typisch europäisch protzig gebaut und ausgestattet wurde. Dunkle Möbel, dunkler Boden, schwere Stoffe und jede Menge Bücher. Das Museum war sehr interessant, aber etwas klein.

Nach so viel Kultur gönnten wir uns einen Ausflug in den benachbarten Fuxingpark, indem Trommler und Geiger spielten, die Männer ihre selbstgebastelten Drachen segeln lassen und sogar das Betreten vom Rasen erlaubt ist. Ein Familienparadies schlechthin, allerdings, sollte man sich etwas mehr Geld in die Tasche stecken, denn im Park haben die Kinder die Möglichkeit Autoscooter und Karussell zufahren. Gleich daneben spielen die alten Shanghaier chinesisches Schach, Majong oder Karten. Der Park ist zwar klein, aber dafür sehr gemütlich.

Auf dem Rückweg kamen wir sogar an einem richtigen kleinen Markt für Trockenobst, Tee und Getränke vorbei. Gleich mischten wir uns in das Getümmel und mussten feststellen, dass Chinesen bei Kostproben genauso beherzt zugreifen wie die Deutschen! Nach dem wir dann doch mehr Ellenbogenhiebe und Fußtritte abbekamen, gaben wir den Versuch auf etwas zu kaufen und machten uns auf den Heimweg.

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