Mittwoch, 7. Januar 2009

Leshan乐山 und der Riesenbuddha dafo大佛

Dienstag 23.12. 2008

Zu der unchristlichen Zeit 6.15 mussten wir angezogen an der Rezeption auf unseren Fahrer warten. Total verpennt und kaputt kletterten wir in einen Kleinbus, der der Zubringer zu einem größeren Reisebus sein sollte. Wir haben nämlich eine Zweitages-Tour zu zwei der 4 heiligen buddhistischen Berge Chinas gebucht. Mitten in der Nacht sammelte unser Minibus noch einen sehr munteren Taiwaner und ein Ehepaar aus Kunming auf. Weil es noch soooo früh war, hatte noch keiner Frühstück zu sich genommen und so hielten wir vor einem kleinen Nudelrestaurant. Diese öffnete eben erst die Türen und so musste die Frau aus Kunming hart mit dem Küchenchef verhandeln, um für alle eine Nudelsuppe mit Rindfleisch zu organisieren. Gestärkt warteten wir in der eisigen Kälte mit einer Strumpfhose und 3 Paar Socken auf den Reisebus. Kaum eingestiegen erzählte auch schon die Reiseleiterin los. Sie war bis zu unserer Ankunft an der ersten Raststätte nicht zu stoppen. Bei einer Mahlzeit in einem Sichuanrestaurant lernten wir dann auch ein paar jüngere Chinesen kennen. Ein Pärchen, das dadurch auffiel, dass der Mann eine Pandabärkuschelmütze auf hatte, ein Mädchen aus Guangdong, ein Pärchen aus Shanghai, zwei Mädchen aus Xi’an und den Rest der Reisegruppe, der aus 3 weiteren Männer, 3 weiteren Frauen und einem weiteren Ehepärchen bestanden, deren Herkunftsorte und Verwandtschaftsbeziehungen ich aber nicht mehr in Erinnerung habe, die sich aber alle rührend um uns kümmerten, spätestens dann, als sie mitbekamen, dass wir ein bisschen Chinesisch verstanden, aber noch zu wenig konnten, um die Ausführungen des Reiseleiters zu folgen. Unsere schlechten Chinesischkenntnisse führten im Bus ebenfalls zu Verwirrungen. Die Reiseleiterin, wollte, dass wir für irgendetwas 120 Yuan zahlten und fuchtelte dabei wie wild vor ihrem Gesicht herum, dann sagte sie, dass alle das bezahlen und wollte auch, dass wir an irgendeinem Programmpunkt teilnehmen. Geraten haben wir, dass es sich um eine Art Sichuanoper handelte, wie im Hostel zur Wahl stand und so schrieben wir uns dafür ein.
Unsere lustige Reisetruppe wurde bald auch zu Freunden und so scherzten wir die ganze Zeit beim Aufmarsch zum Riesenbuddha, welcher mitten in den Leshan hineingehauen wurde. Neben verschiedenen Tempeln auf der Spitze und einer alles überragenden Pagode beeindrucke mich das Grün in der Umgebung und auch das fast blaue Wasser der Gegend. Im Tempel selbst wurden die Städter wieder religiös und setzten eine Tradition fort, die ihre Eltern und Ahnen begingen, wie mir der Shanghaier erklärte. Man konnte im Tempel für 180 Yuan mindesten 1 m lange, 5 cm dicke Räucherstäbchen an diesem höchst heiligen Ort abbrennen und beten. Der Shanghaier selbst und auch die Männer zeigten sich von dieser Art der Ehrerbietung nicht begeistert und so sah man eher die Frauen zündeln. Noch ein paar Treppen höher und es war geschafft. Vor uns tat sich ein Ausblick auf den Zusammenfluss dreier Flüsse (Dadu, Minjiang und Qingyi) auf. Der Legende nach sollen hier an den Steilen Abhängen sehr viele Schiffe verunglückt und Menschen ums Leben gekommen sein. So begann der Mönch Haitong mit dem Bau der großen Buddhastatue dafo 大佛, verbunden mit der Hoffnung, dass diese Desaster ein Ende nehmen. 90 Jahre später wurde die Konstruktion abgeschlossen und tatsächlich beruhigten sich die wilden Ströme. Der Grund dafür waren, die herausgebrochenen Steine, die beim Bau ins Wasser fielen und das Flussbett flacher werden ließen.
Links und rechts von Grün umgeben bemerkten wir erst spät, dass sich zu unserer Linken der riesige Buddha befand. Jetzt gab es ein riesiges Blitzlichtgewitter, in das Alin und ich uns munter einreihten. Auf unserem Weg die durchaus steilen Betontreppen hinunter hielten wir unzählige Male an, um den Steinbuddha zu bestaunen. Vielleicht mal ein Vergleich: ich mit bin so groß wie sein Ohrläppchen bzw. wie sein Zeh. Insgesamt misst die Statue 71 m, kein Wunder, dass ich mir ziemlich mickrig am Fuß des Buddhas vorkam. Sein Kopf misst 15 m, wovon 6 m schon allein die Nase einnimmt. Seine Finger sind 8 m lang. Auf keinem einzigen meiner Fotos ist es mir gelungen diese Dimensionen einzufangen. Irgendein Körperteil fehlt immer. Um ein Komplettbild zu schießen, kann man sich in einem Schlauchboot bis vor den Buddha fahren lassen und es vom Fluss aus versuchen.

Unser weiterer Spaziergang führte uns zu einer kleinen Grotte, durch die man geht und zu Staunen beginnt. In jeder einzelnen Höhle befinden sich Reliefs, Halbreliefs und Statuen aus dem Buddhismus, die allesamt sehr detailliert sind. Tritt man wieder ins Licht so entdeckt man einen kleinen Schrein zu Beten und eine Stange, an die lauter Schnappschlösser angebracht sind. Mit lauter meine ich nicht nur 20 oder 30, nein dort hängen Hunderte. Diese Tradition gibt es schon lange und ist bei Liebespärchen sehr beliebt. Wenn man als Pärchen so ein Schloss an diesem buddhistischen Ort festschnallt und den Schlüssel gemeinsam ganz weit weg wirft wird die Liebe beschützt und ewig andauern. Ein wunderschöner Brauch meiner Meinung nach, den ich auch unbedingt mal ausprobieren will ^^

Steile Treppen stiegen wir nun hinab um uns direkt vor einer Lotusblüte ablichten zulassen, umgeben von in den Fels hineingehauenen Hallen, die allesamt einen Buddha beherbergten. Zum Abschluss erhaschten wir noch einen Blick auf einen friedlichen Buddha, der schlafend in einen Berg eingemeißelt war, wenn ich mich recht erinnere war er 176 m lang und umfasste fast den gesamten Berg. Von diesen architektonischen Eindrücken übermannt verfielen wir auf dem weiteren Weg mit dem Bus in einen leichten Schlummer.

Plötzlich wurden wir abermals geweckt. Die Reiseleiterin peitschte uns förmlich aus dem Bus. Wir müssen uns beeilen. Was war denn nur so wichtig? Wir kehrten in einem Teemuseum ein. Vor uns tat sich eine Bühne auf. Dort führte gerade ein sportlicher Kellner vor, wie man aus Kannen mit ca. 2 m langem Hals, der nur 1 cm dick war, kunstvoll Tee in winzige Schälchen eingießt, neben bei noch waghalsige Turnübungen vorführt, die Kanne um sich herumwirbelt und nicht einen Tropfen dabei vergießt. Das ganze Spektakel dauerte leider nur 5 min, denn wir waren zu spät gekommen. Schade, aber nun konnten wir wenigstens noch das Museum erkunden und stellten so einige Späßchen mit den Chinesen an.

Einen weiteren Stopp legten wir etwas später in einem kombinierten Museum ein. Hier konnten wir Holzskulpturen beobachten, die feiner und detaillierter nicht mehr sein können. Aus dem Hochwertigen Holz, von Urwaldbäumen, die im Flussbett der näheren Flüsse geborgen wurden entstanden einmalige Figuren. Dieses Holz wurde vor Millionen von Jahren im Fluss eingeschlossen und ausgewaschen, gehärtet und ist nun sehr, sehr dunkel, schwer, hart und vor allem teuer. Beliebt ist es um Möbel zu produzieren, deren Wert wahrscheinlich unsere Vorstellungen sprengen würden. So standen allein 3 ca. 5 mal 5 m große Holzschnitzereien im Museum, die je mehr als 80 Millionen US Dollar kosten. Beeindruckt von der filigranen Arbeit gingen wir zum zweiten Teil des Museums, der uns ebenfalls verblüffte. Aus tausenden kleiner Mao Buttons (Propaganda-Knöpfen) entstanden proletarische Bilder. So gab es Bilder von Mao selbst als Portrait, berühmte chinesische Landschaften, wie z.B. die Mauer oder eine Landkarte von China. Jedes einzelne trug eine Widmung in der unteren Ecke, die meistens an das chinesische Volk gerichtet war. Der Taiwaner zeigte sich nicht sonderlich begeistert, wir wussten auch nicht so recht was wir davon halten sollten, aber als die jungen Chinesen anfingen ulkige Posen unter Maos schützender Hand zu machen, gesellten wir uns in die Reihe der Fotografen.

Nach einer weiteren Strecke mit dem Bus hielten wir vor unserem Hotel an. Hier war es so kalt, dass wir alle erst mal etwas Warmes zum Abendessen brauchten. Danach hatten wir noch etwas Zeit bevor es zur Sichuanoper ging... Moment mal hieß es dann. Wir dachten, wir hätten für die Oper bezahlt. Doch eigentlich waren die 120 Yuan für die Teezeremonie während unserer Fahrt gewesen, die wir unglücklicher Weise verpassten. Nun ja, so spazierten wir eben durch die Stadt, besorgten für Alins schwaches Stimmchen chinesische Medizin, die sich als Pfefferminzbonbons herausstellte, und schauten den Chinesinnen bei ihrer abendlichen Gymnastik zu. Zurück im Hotel versuchten wir irgendwie wieder warm zu werden. Was sich als vergebliches Unterfangen bewies, denn am nächsten Morgen, waren meine Zehen und Finger blau und ich bin der festen Überzeugung, dass meine Haare gefroren waren.

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